Wahl-Pachtenerin gründet die Awo

Pachten. Die Marie-Juchacz-Straße im Dillinger Stadtteil Pachten passt gut in ihre Umgebung. Denn im umliegenden Viertel befinden sich viele Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt (Awo) - jener Organisation, die Marie Juchacz am 13. Dezember 1919 gründete

 Hier steht's geschrieben: die Marie-Juchacz-Straße in Dillingen-Pachten. Foto: Heike Theobald

Hier steht's geschrieben: die Marie-Juchacz-Straße in Dillingen-Pachten. Foto: Heike Theobald

Pachten. Die Marie-Juchacz-Straße im Dillinger Stadtteil Pachten passt gut in ihre Umgebung. Denn im umliegenden Viertel befinden sich viele Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt (Awo) - jener Organisation, die Marie Juchacz am 13. Dezember 1919 gründete.Vor rund zehn Jahren wurde die Politikerin, Sozialreformerin und Frauenrechtlerin Marie Juchacz, die zwei Jahre an der Saar lebte, zur Namensgeberin der Pachtener Straße (parallel zur Konrad-Adenauer-Allee). Auf die Namensgebung habe sich der Stadtrat wegen jener passenden Nähe zu den Awo-Häusern geeinigt, sagt Gertrud Schmidt, Pressesprecherin der Stadt.

Seither ist die Marie-Juchacz-Straße eine von 19 "weiblichen Straßen" im Stadtgebiet (insgesamt hat Dillingen 323 Straßen) - 17 tragen weibliche Vornamen oder würdigen Heilige, zwei erinnern an "reale" Frauen aus der Geschichte.

Zu historischer Bedeutung kam Marie Juchacz (geboren am 15. März 1879 in Landsberg an der Warthe) nach dem Ersten Weltkrieg. Die Sozialdemokratin, die sich zuvor als Krankenpflegerin und Schneiderin verdingt hatte, wurde 1917 zur Frauensekretärin im Zentralen Parteivorstand der SPD unter Friedrich Ebert ernannt. Zwei Jahre später zog sie als eine von 37 Frauen in die Weimarer Nationalversammlung ein. Dort hielt sie als erste Parlamentarierin der jungen deutschen Republik eine Rede. Während sie die Frauenzeitung "Die Gleichheit" leitete, gründete die auf soziale Reformen bedachte Politikerin im Winter 1919 die Arbeiterwohlfahrt. Sie blieb Vorsitzende der Organisation, bis sie 1933 aus dem nationalsozialistischen Deutschland ins (noch französische) Saarland emigrierte. Dessen freiwilliger Anschluss an das Deutsche Reich (1935) trieb die Awo-Gründerin weiter nach Frankreich; 1941 reiste sie in die USA aus.

 Hier steht's geschrieben: die Marie-Juchacz-Straße in Dillingen-Pachten. Foto: Heike Theobald

Hier steht's geschrieben: die Marie-Juchacz-Straße in Dillingen-Pachten. Foto: Heike Theobald

1949 kehrte die Exilantin nach Deutschland zurück. Bis zu ihrem Tod am 28. Januar 1956 in Düsseldorf war sie Ehrenvorsitzende der Awo. Neben mehreren deutschen Straßen erinnern auch zwei Briefmarken (von 1969 und 2003) und eine Ehrenplakette der Awo an die Namenspatronin der Pachtener Straße.

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