Vortasten in der WeltSpuren des Künstlers; foto: macht see

Dillingen. Ullrich Kerkers "Arbeiten auf Papier" im Alten Schloss in Dillingen lassen den Besucher allein mit sich: keine Texte zu den Bildern, keine Hinweise auf die Technik, keine Titel. Die großformatigen Tuschebilder, Landschaften, mit Reißzwecken angepinnt. Signatur des Künstlers: selten. Mag Kerker seine eigenen Bilder nicht? "Doch

Dillingen. Ullrich Kerkers "Arbeiten auf Papier" im Alten Schloss in Dillingen lassen den Besucher allein mit sich: keine Texte zu den Bildern, keine Hinweise auf die Technik, keine Titel. Die großformatigen Tuschebilder, Landschaften, mit Reißzwecken angepinnt. Signatur des Künstlers: selten. Mag Kerker seine eigenen Bilder nicht? "Doch. Ich nehme mich ernst - aber nicht wichtig", sagt er. Eine gute Voraussetzung für seine Tätigkeit als Leiter der druckgrafischen Werkstätten an der Hochschule für Bildende Künste in Saarbrücken. Von der Tätigkeit zeugen auch seine Arbeiten auf Papier: Spuren der Arbeit. Das Holzbrett, von dem er Strukturen abrieb, bleibt erkennbar. Von der Farbe, in die er ein nasses Blatt tauchte, darf ein Ausreißer abtropfen. Auf den Monotypien bleibt der Druck seiner Finger sichtbar. Das sind interessante Blätter: Für sie rieb er eine Glasscheibe mit Buchdruckerfarbe ein, legte ein Blatt drauf, zeichnete mit Daumennagel oder Bleistift, manchmal beidhändig. Beim Abziehen des Blattes, nur einmal möglich, bleibt neben der Zeichnung unvorhersagbar hier und dort Farbe hängen. Kerker kann's, und er sucht sich den freundlichen Zufall im planvollen handwerklichen Prozess als Widerpart. Seine Bilder verstellen nicht den Blick, sie machen ihn frei. An seinen Blättern lässt sich Kunst in Abgrenzung zu künstlerischer Betätigung unterscheiden lernen. Nämlich das, was ein verbreitetes künstlerisches Vortasten als Selbsterfahrung unterscheidet vom Vortasten des Künstlers in der Welt. Davon zeugen vor allem die kleinen, sicher sehr unterschiedlich guten Zeichnungen Kerkers nach der Natur. Mit der Ausstellung setzt der Kunstverein seine guten, nicht notwendig am breiten Publikumsgeschmack orientierten Ausstellungen fort. Bis 5. Oktober donnerstags bis samstags von 16 bis 19 Uhr; sonntags von 14 bis 17 Uhr. Eintritt frei.

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