Verknüpfung von Ich und Natur

Dillingen · Der Kunstverein Dillingen im Alten Schloss hat mit einem Künstler aus Peking eine neue Ausstellung eröffnet. He Wei Ming war extra aus Peking angereist, und dank seines Künstlerfreunds Michael Kalki, Zürich, der chinesisch spricht, teilte er im Gespräch einige Gedanken zu seiner Kunst mit.

 He Wei Ming in seiner Ausstellung im Dillinger Schloss. Foto: Thomas Seeber

He Wei Ming in seiner Ausstellung im Dillinger Schloss. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Schon als Fünfjähriger sei er sich seiner Begabung bewusst gewesen, sagt He Wei Ming, der zur Vernissage seiner Ausstellung von Peking nach Dillingen gekommen ist. He Wei Ming, 1963 in China geboren, schloss sein Studium 1986 an der Fakultät der Bildenden Künste an der Fujian Normal University ab und machte sich danach schnell national und international bekannt. Seine Tuschearbeiten auf Papier wurden in zahlreichen Ausstellungen in China, aber auch auf der Biennale in Venedig (2013) sowie in Frankreich, Italien, USA, Thailand, Malaysia und in einer Gruppenausstellung in Stuttgart gezeigt.

Seine Kunst ist ihm in erster Linie Selbstzweck. Als Buddhist geht es He Wei Ming um die Auseinandersetzung mit der geistigen Welt, im religiösen Sinn um "Kasteiung". Die Malerei ist für ihn ein "reinigender Prozess", in dem er Ruhe findet, mit dem Anliegen, "in größtmöglicher Einfachheit eine höhere Bewusstseinsebene zu erlangen". Die Malerei ist ihm Meditation und Kontemplation, sein Thema (vorrangig) die Natur.

So findet der Betrachter in seinen gegenständlichen Bildern - neben Porträts und Sujets wie einem Pullover oder Flaschen, die an die reduzierte Form eines Stilllebens erinnern, - waldige Landschaften, Bäume mit winzigen Blättern, die oft den ganzen Bildraum beanspruchen. Aufeinander und nebeneinander getupfte als zahllose Pünktchen wahrgenommene Zeichen ergeben in allen Schattierungen zwischen Schwarz und Weiß das Bild.

Da sich die chinesische Malerei aus der Schriftkunst, der Kalligrafie, entwickelt hat, "ist es logisch, dass sich beide Kunstformen der gleichen Technik bedienen, der Tuschetechnik", wie Kunsthistorikerin Lina Scheewe vom Saarlandmuseum in ihrer fundierten Laudatio erläuterte. Das Wesentliche in der traditionellen chinesischen Landschaftsmalerei Shanshui, die seit 1500 Jahren praktiziert wird, sind die "ästhetische Eleganz" und die "harmonische Farbgebung". Shanshui bedeutet Berg-Wasser, was die zentralen Bildinhalte benennt. Sind keine Berge zu sehen, so sind es zumindest Felsen. Unabdingbar sind Bäume.

He Wei Ming ahmt nicht die Natur nach, sondern lässt innere Bilder entstehen, die den Betrachter ganz nah heranrücken lassen. Dem Taoismus entsprechend kommt es auf die Verknüpfung des Ichs mit der Natur an. Mensch und Natur treffen hier auf ungewöhnliche Art aufeinander.

Zu sehen bis Sonntag, 26. Juli, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag von 14 bis 17 Uhr, im Alten Schloss Dillingen , Schlossstraße 10.

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