Betrügerisch Verbraucherberater in Dillingen warnen vor unseriösen Schädlingsbekämpfern

Dillingen/ReHlingen-Siersburg · Einmal schäumen: Rechnung über 741 Euro. Da wurde jemand Opfer einer systematischen Betrugsmasche. Absolut kein Einzelfall.

 Das Wespennest soll so nicht bleiben: Verbraucherberatung Dillingen warnt vor unseriösen Kammerjägern.

Das Wespennest soll so nicht bleiben: Verbraucherberatung Dillingen warnt vor unseriösen Kammerjägern.

Foto: B. Paul

Irgendwann reichte es dem jungen Ehepaar in Rehlingen-Siersburg. Es beauftragte einen Schädlingsbekämpfer, um die Ameisen aus der Küche zu vertreiben. Der kam auch, versprühte ein Mittel aus Frankreich, viele Ameisen blieben, die Rechnung für den Einsatz: 410 Euro. Und es blieb die Frage des Ehepaars, ob das Mittel überhaupt zulässig sei. Auf der Rechung allerlei Bemerkungen über mögliche Schäden, die dort nichts zu suchen haben. „Dubios“, sagt sagt Brigitte Paul, Beratungsleiterin der Verbraucher-Beratungsstelle in Dillingen. Vermutlich „ein schwerer Fall von Betrügere“. Aber wie nicht selten: „Jedoch trifft auch die Verbraucher eine gewisse Schuld, denn oftmals wird nicht gelesen, was man unterschreibt.“

Kein Einzelfall. Bei der Suche nach einem regionalen Schädlingsbekämpfer ist eine Saarländerin einem Betrüger zum Opfer gefallen, berichtet die Verbraucherberatung in Dillingen. Die Frau entdeckte an einer Zimmerdecke ein Wespennest, das durch die Decke ins obere Geschoss ging, daher war schnelles Handeln angesagt.

Über eine Hotline in München erhielt die Dame eine saarländische Telefonnummer; der Eincruck entstand, es handele sich um einen professionellen Schädlingsbekämpfer aus der Nähe.

Als der bei ihr eintraf, nahm er das Wespennest in Augenschein und hatte die Wespen in wenigen Minuten mit Schaum getötet und das Nest entfernt. Die verbleibende größere Öffnung in der Decke wollte er am Folgetag beseitigen. Er verlangte daraufhin 741 Euro für die komplette Leistung, inklusive An- und Abfahrt.

Gutgläubig zahlte die Verbraucherin den Betrag mit EC-Karte; es wurde ihr lediglich eine Quittung ausgehändigt, auf der die Handynummer des Handwerkers vermerkt war. Der war aber anschließend nicht mehr erreichbar.

„Das Loch in der Decke wird sie wohl auf eigene Kosten beseitigen müssen“, sagt Beratungsleiterin Brigitte Paul. Sie erfährt häufig von ähnlichen Fällen speziell mit Notdiensten. Denn die Zwangslage der Menschen werde nicht selten von unseriösen Geschäftemachern ausgenutzt.

Paul: „Die Preisgestaltung einiger Firmen ist undurchsichtig bis sittenwidrig. Auch AGBs (Allgemeine Geschäftsbedingungen) sind teilweise rechtswidrig.“ Bevor man ein Unternehmen bestellt sollte man daher prüfen, woher dieses überhaupt kommt. Denn mit ausgeklügelter Programmierung ihrer Webseiten täuschen unseriöse Anbieter vor, ortsnah zu sitzen. Im Impressum ist zu erkennen, ob eine Firma tatsächlich in der Nähe seinen Firmensitz hat oder in einem anderen Bundesland niedergelassen ist. Daher ist der genaue Blick auf die Homepage vor Auftragsvergabe unbedingt empfehlenswert.

Da Hornissen, Hummeln und Wildbienen nach dem Bundesnaturschutzgesetz und der Bundesartenschutzverordnung zu den besonders geschützten Tieren gehören, darf man diese nicht willkürlich töten. Der Naturschutzbund NABU Saarland und die Artenschutzbehörde, Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz, halten eine Liste über ein Hornissen-Beraternetz vor, in der Berater und Umsiedler benannt werden.

Erfreulich laut Paul: In den vergangenen Wochen wurden nicht nur Beschwerden von Geschädigten bei der Verbraucherzentrale gemeldet, in mehreren Fällen haben sich Verbraucher bereits im Vorfeld bei der Verbraucherzentrale schlau gemacht, damit sie keinem Betrüger zum Opfer fallen und auch den Artenschutz nicht gefährden.

Und noch einen Hinweis gibt Paul: Viele Versicherungen bieten einen Haus- und Wohnungsschutzbrief an, der nicht viel koste. Der greife in Notfällen wie Schlüsselverlust oder eben wie den unwillkommenen Wespen: Die Versicherung beauftrage einen Kammerjäger und übernehme die Kosten.

Persönliche Beratungstermine können saarlandweit unter der Telefonnummer 0681-50089-55 vereinbart werden. Das Verbraucherrechtsberatungstelefon ist kostenlos unter Telefonnummer (06 81) 500 8950 geschaltet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort