Umfrage „Das muss alle in der Region interessieren“

Saarlouis · Viele befürchten negative Auswirkungen durch unsichere Zukunft der Ford-Werke – Aber vereinzelt gibt es auch Zuversicht.

 Bürger sorgen sich um die Zukunft des Ford-Werks.

Bürger sorgen sich um die Zukunft des Ford-Werks.

Foto: dpa/Oliver Berg

Noch ist keine endgültige Entscheidung zur Zukunft des Ford-Werkes gefallen. Aber der Abbau von über 1600 Arbeitsplätzen gilt als wahrscheinlich, der Bestand des Saarlouiser Standortes über 2024 ist noch offen. Die Saarbrücker Zeitung wollte wissen: Was bedeutet das für Saarlouis und die Saarlouiser? Die Verunsicherung der Menschen ist groß.

Die Auswirkungen spüren die Ford-Händler schon seit geraumer Zeit. Verkaufsberater Rainer Glesius von der Dillinger Central Garage sagte schon vor Wochen: „Es herrscht eine generelle Kaufzurückhaltung wegen der Verunsicherung der Ford-Beschäftigten über die Zukunft des Saarlouiser Werkes.“ Weniger Umsatz für sein Restaurant in den Kasematten befürchtet Stelios Chartzimichail. „Alle hier leben von Ford“, sagt der seit vielen Jahren in Saarlouis ansässige Grieche. Daher müsse das alle Menschen in der Region interessieren, „nicht nur die Arbeiter bei Ford“.

Der Saarlouiser Bernd Iker sieht es ähnlich. Mit den Familien der Beschäftigten sind es wohl 5000 Betroffene, schätzt er. „Das wäre tragisch, wenn das Werk in die Knie geht.“ Und für Ute Scholl wäre es gar „eine Katastrophe, wollen wir hoffen, dass es erhalten bleibt“. Und es betrifft „ja nicht nur die Arbeiter, auch die Zulieferer“, ergänzt ihr Mann Werner. Schlecht sei es zudem für die Stadt, wenn die Kaufkraft fehle. Da könnten die Innenstädte von Dillingen und vielleicht auch Saarlouis bald so trist aussehen wie in Völklingen, meinen die Beiden.

Ein mögliches Ende 2024 lässt Birgit Glock „nicht positiv in die Zukunft schauen“. Ford sei ein „Mega-Arbeitgeber, da hängt ein ganzer Rattenschwanz dran“, befürchtet die junge Frau aus Niedaltdorf negative Auswirkungen „auf alle Bereiche“. Sie frage sich, ob „die Politik voraus schauend Perspektiven erarbeite“. Clara Bayer aus Saarlouis, deren Schwiegertochter bei Ford in Köln arbeitet, betont: „Es hängen viele Schicksale dran.“ Sie sieht auch Auswirkungen auf die Stadt selbst durch geringere Steuereinnahmen.

„Ford gehört einfach zu Saarlouis“, ist Elisabeth Berg aus Lisdorf überzeugt. Aber es würde nicht nur die Kreisstadt betreffen, sondern die gesamte Region, betont Josef Schummer aus Oberthal. Er hat früher für einen Hersteller von Produktionsanlagen in Lockweiler gearbeitet. Für die Zulieferer wie die Beschäftigten in der gesamten Region, für „das Autoland Saar“ sei das schädlich. Für Manfred Wolz (Saarlouis) „scheint es etwas Luft zu geben“, weil der Focus hier weiterhin produziert werden soll. Es sei aber „trotzdem hart“, weil Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Das Saarland sei „immer wieder gebeutelt, erst bei Kohle und Stahl und jetzt in der Automobil-Industrie“.

 Stelios Chartzimichail

Stelios Chartzimichail

Foto: Axel Künkeler
 Rainer Glesius

Rainer Glesius

Foto: Axel Künkeler
 Manfred Wolz

Manfred Wolz

Foto: Axel Künkeler
 Christian Mathieu

Christian Mathieu

Foto: Axel Künkeler
 Birgit Glock

Birgit Glock

Foto: Axel Künkeler
 Bernd Iker

Bernd Iker

Foto: Axel Künkeler
 Werner und Ute Scholl

Werner und Ute Scholl

Foto: Axel Künkeler

Nur bei Christian Mathieu überwiegt die Zuversicht. „Wenn es so käme, wäre es natürlich ein Schlag“, meint auch der junge Mann aus Saarlouis. Er hofft aber „immer noch auf ein neues Modell“, so wie vor einigen Jahren, als der C-Max neu dazu kam. Vielleicht komme ja sogar ein Modell „aus dem Bereich E-Mobilität“ blickt Mathieu positiv in die Zukunft. Zudem sei Saarlouis eines der „effizientesten Fordwerke weltweit.“ Und wenn es doch zum Abbau oder gar zur Schließung komme, sei die positive Entwicklung am Lisdorfer Berg ja „vielleicht ein Auffangbecken“.

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