Strom vom Bauernhof

Schwarzenholz. Fast unbemerkt sind die Bautrupps am Lehnenhof in Schwarzenholz verschwunden. Seit einigen Tagen ist leises Brummen aus der Schaltzentrale, dem Blockheizkraftwerk, zu hören. Es signalisiert, dass die Biogasanlage in Betrieb ist. "Am 22. Dezember konnten wir ans Netz gehen

Schwarzenholz. Fast unbemerkt sind die Bautrupps am Lehnenhof in Schwarzenholz verschwunden. Seit einigen Tagen ist leises Brummen aus der Schaltzentrale, dem Blockheizkraftwerk, zu hören. Es signalisiert, dass die Biogasanlage in Betrieb ist. "Am 22. Dezember konnten wir ans Netz gehen. Für die Bevölkerung geschah dies ohne Aufsehen, doch für mich war das ein sehr aufregender Tag", erzählte Michael Lehnen bei einem Rundgang über seine Anlage.Viele Firmen haben in gerade mal vier Monaten das Blockheizkraftwerk, die Gärbehälter und die Silos gebaut. Oft, wie Lehnen sagt, arbeiteten mehrere Firmen gleichzeitig, um das Ziel, Ende des Jahres fertig zu sein, zu schaffen. "Vor allem musste ich länger als geplant auf einige Genehmigungen warten", sagte Lehnen.

Die Gemeinde, so betont er, habe von Anfang an dem Projekt aufgeschlossen gegenübergestanden. Gemeinderat und Bauausschuss konnte er mit seinem Vorhaben überzeugen. Wenig Überzeugungskraft brauchte der Landwirt bei seiner Bank. "Ich habe dort offene Türen eingerannt, eine Finanzierung für erneuerbare Energien war dort kein Problem."

Noch vor zwei Jahren hätte sich Michael Lehnen, der 1989 den Hof am Rand von Schwarzenholz von seinem Vater übernommen hatte, nicht träumen lassen, eine eigene Biogasanlage zu betreiben. "Ich habe mich nicht mit dem Thema auseinandergesetzt, lebte von meinem Milchvieh und dem Ackerbau nicht gerade rosig. Den Hof gewinnbringend weiter zu betreiben, hätte für mich in jedem Fall große Investitionen bedeutet. Doch niemand konnte mir bei der Milchpreispolitik garantieren, dass ich mein Darlehen auch noch nach Jahren zurückzahlen kann."

265 Kilowattstunden

Nach Besichtigung einer Biogasanlage eines befreundeten Bauern setzte er sich mit "der bisher recht fremden Materie" auseinander. Er hat sich mit der Anlage auf seinem Hof ein, wie er sagt, sicheres Standbein geschaffen, das er zudem auch allein bewirtschaften kann. Strom erzeugen, als Nebenprodukt Wärme, das schafft seine Biogasanlage nun 365 Tage im Jahr, unabhängig von Sonne oder Wind. Wichtig ist für Lehnen "das Leben in Einklang mit der Natur", daher hat er die Größe der Anlage so gewählt, dass er sie allein füllen kann, Transporte von anderen Landwirten nicht anfallen.

 Landwirt Michael Lehnen steht am Herzstück der Anlage auf dem Schwarzenholzer Hof, einem Blockheizkraftwerk. Foto: Carolin Grell

Landwirt Michael Lehnen steht am Herzstück der Anlage auf dem Schwarzenholzer Hof, einem Blockheizkraftwerk. Foto: Carolin Grell

Mit 265 Kilowattstunden, die die Anlage produziert, kann Lehnen etwa 600 Haushalte mit Strom versorgen. "Die Wärme nutze ich derzeit für unser Wohnhaus und die Stallungen. Mein Hauptaugenmerk, auch in der Technik, liegt bei der Stromgewinnung", sagt Lehnen. Kritiker habe es gegeben und gibt es noch immer, dessen ist sich der Energielandwirt bewusst. "Sicher werden Lebensmittel verheizt, um Strom zu erzeugen. Doch ich habe durch meine Familie Kontakte nach Tansania. Diese Menschen brauchen keine Lebensmittel, sondern Hilfe zur Selbsthilfe. Und die fängt mit der Bildung an", sagt Lehnen. cim

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