Stimmgewaltiges Zeichen

Dillingen · In Workshops setzten sich die Teilnehmer des Kirchenmusiktags mit verschiedenen Facetten des Chorgesangs auseinander. Beeindruckend war bereits der Eröffnungsgottesdienst, wo rund 300 Sänger zusammen wirkten.

Wenn der heimische Kirchenchor im nächsten Festhochamt brillanter klingt als gewohnt, könnte das mit Stimmbildungstechniken und Motivationsschüben zusammenhängen, die die Sänger vom Regional-Kirchenmusiktag am 15. Oktober in Dillingen mitgebracht haben. Kirchenchöre und kirchliche Erwachsenenchöre aus den Dekanaten Merzig, Saarlouis, Wadgassen und Dillingen waren eingeladen zu Fortbildungen, Unterhaltungsprogramm und der Möglichkeit, in einer großen Gemeinschaft zu singen. ,,Wir wollten ein öffentliches Zeichen setzen, dass es die Chöre gibt und sich hier viele Menschen engagieren", nannte Regionalkantor Armin Lamar die Idee des Tages.

Einen deutlichen musikalischen Eindruck hinterließ der Eröffnungsgottesdienst in der Dillinger Kirche Heilig Sakrament, als die rund 300 Teilnehmenden ihre Stimmen zu einem Groß-Chor vereinigten. Am Nachmittag gab es in und um die Stadthalle die Wahl unter verschiedenen Workshops . ,,Die eigene Stimme besser kennen lernen" lautete die Überschrift zu drei Stimmbildungsateliers. Mit einem Vorher-Nachher-Check bewies etwa der Theleyer Dekanatskantor Thomas Martin seiner Gruppe aus Sopran- und Alt-Sängerinnen, dass schon ein paar einfache Übungen zu Atemtechnik und Vokalaussprache den Chorklang entscheidend aufwerten können. ,,Angst vor hohen Tönen? Ein befreundeter Pfarrer hat mir einmal alle Stellen in der Bibel gezeigt, in denen ‘Fürchtet euch nicht' steht", griff Martin eine Frage aus der Runde auf und nannte einen hilfreichen Trick: Sich nicht vorstellen, dass man sich von unten her in die Höhe streckt, sondern sich von oben herab ,,auf den Ton draufsetzen".

Um die bereichernde Wirkung Martin Luthers und der Reformation für die Kirchenmusik ging es im Atelier ,,Ökumene und das neue Gotteslob". ,,Meine Mutter war evangelisch, mein Vater katholisch. Ich war als Kind genauso häufig hier in der Kirche wie im Saardom", erzählte der aus Dillingen stammende Armin Lamar in der evangelischen Kirche. Beim offenen Singen erkundete die Gruppe einen Teil des reichen Fundus ökumenischer Lieder im neuen Gebets- und Gesangbuch. Alleine im für alle deutschsprachigen katholischen Bistümer gültigen Hauptteil finden sich laut Lamar 145 ,,ö"-markierte Lieder mit von beiden Kirchen akzeptierten Texten, zusätzlich noch 35 mit ,,(ö)" gekennzeichnete, nur geringfügig abweichende Textfassungen. ,,Für Martin Luther war Gesang eine Form der Kommunikation des Evangeliums", erläuterte Pfarrer Martin Ufer. Rasch habe diese neue Verkündigungsform auch die katholische Kirche beeinflusst: Bereits in den 1530er Jahren erschien ein erstes katholisches Liederbuch mit Gemeindegesängen in deutscher Sprache. Bei einer Chorgala bot sich zum Abschluss reichlich Gelegenheit, die Lachmuskeln zu trainieren. Mit dem ,,Chorleiter-Chor" standen die als Sänger auf der Bühne, die sonst die Einsätze geben. Kabarettist Franz-Josef Euteneuer brach eine Lanze für Kirchenchöre und rief zum ,,Verrückt-Unverschämt-Enttäuscht-Sein" auf.

bistum-trier.de

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