Sprachen lernen Mit der Brückensprache durch Europa

Dillingen · Kann man eine Fremdsprache, lernt man andere leichter: Das zeigt das EuroCom-Projekt an der SSG Dillingen.

 Kleine Reiseführer für europäische Hauptstädte als Projekt zur Mehrsprachigkeit an der Sophie-Scholl-Schule Dillingen (von links): Lehrerin Beatrice Egele und die Schüler Mara-Sophie Weber, Sheryna Kalo, Justin Andreas Schmidt und Emilie Kuhn zeigen die Ergebnisse ihrer Projekttage.

Kleine Reiseführer für europäische Hauptstädte als Projekt zur Mehrsprachigkeit an der Sophie-Scholl-Schule Dillingen (von links): Lehrerin Beatrice Egele und die Schüler Mara-Sophie Weber, Sheryna Kalo, Justin Andreas Schmidt und Emilie Kuhn zeigen die Ergebnisse ihrer Projekttage.

Foto: Nicole Bastong

„La capitale“ heißt die Hauptstadt auf Französisch, das wissen die Sechstklässler schon. „capitale“ heißt sie aber auch auf Italienisch, „capital“ auf Spanisch und Portugiesisch. Oder der Hafen: „Le port“ auf Französisch, „porto“ auf Italienisch und Portugiesisch, „puerto“ auf Spanisch. „Wenn sie entdecken, dass die Sprachen sich sehr ähnlich sind, baut das Hemmungen ab“, hat Lehrerin Beatrice Egele erfahren. Und die Schüler merken: Wenn man Französisch kann, kann man sich auch einen Stadtführer auf Spanisch leichter erschließen, oder ein Kochrezept auf Italienisch.

Wie ähnlich sich die romanischen Sprachen sind, entdecken die Schüler der Sophie-Scholl-Gemeinschaftsschule (SSG) Dillingen schon seit drei Jahren an verschiedenen Projekttagen mit Lehramtsstudenten der Universität des Saarlandes. Verwandte Sprachen lassen sich über eine Brückensprache, hier Französisch, leicht verstehen, stellen sie dabei fest. Interkomprehension heißt das in der Fachsprache. Sich unbekannte, verwandte Sprachen erschließen, ohne sie formal zu lernen.

Wie das am besten geht, erforscht das EuroCom-Konzept, das am Lehrstuhl für romanische Sprachwissenschaft angesiedelt ist, in der Praxis gemeinsam mit saarländischen Schulen. Weil sich die Kooperation mit der SSG Dillingen bewährt hat, wurde die gebundene Ganztagsschule nun offiziell zur „EuroCom-Projektschule“ ernannt; zwei davon gibt es im Saarland, derzeit ist aber nur die SSG aktiv.

Sprachliche Vielfalt im Unterricht und die eigene Mehrsprachigkeit sind wichtige Bausteine beim Sprachenlernen, davon sind die Professorin Claudia Polzin-Haumann, die den Lehrstuhl an der Saar-Uni leitet, und Christina Reissner, die das EuroCom-Projekt dort umsetzt, überzeugt. „Wir wollen an der Vision Mehrsprachigkeit arbeiten, das Sprachenkonzept Saarland 2019 ist bundesweit etwas Besonderes“, hob Polzin-Haumann hervor. „Sprachen sind wichtig, um sich auszutauschen, sich zu verstehen, Vorurteile abzubauen“, meint auch der stellvertretende Schulleiter Timo Kochems, „für uns als Unesco-Projektschule ist das ein wichtiger Punkt.“

Für die praktische Umsetzung der Projekttage in den Sechserklassen sorgen dann die wissenschaftlichen Mitarbeiter Fabienne Korb und Philipp Schwendner: Zusammen mit Französisch- und Spanisch-Studenten probieren sie ihre Lernmaterialien und Methoden aus; die Ergebnisse und die Rückmeldungen der Schüler fließen wiederum in die Forschung ein. „Nur im Dialog kommt man dem Ziel näher“, merkt Polzin-Naumann dazu an. „Beide Seiten profitieren: Die Studenten kommen mal in die Praxis, die Schüler erfahren, dass Sprachenlernen auch anders geht und dass es da richtig coole Sachen gibt.“

 Die Sophie-Scholl-Schule Dillingen wird als EuroCom-Projektschule ausgezeichnet (von links): der stellvertretende Schulleiter Timo Kochems, Professorin Claudia Polzin-Haumann, Christina Reissner sowie die wissenschaftlichen Mitarbeiter Fabienne Korb und Philipp Schwendner.

Die Sophie-Scholl-Schule Dillingen wird als EuroCom-Projektschule ausgezeichnet (von links): der stellvertretende Schulleiter Timo Kochems, Professorin Claudia Polzin-Haumann, Christina Reissner sowie die wissenschaftlichen Mitarbeiter Fabienne Korb und Philipp Schwendner.

Foto: Nicole Bastong

Zum Beispiel einen mehrsprachigen Krimi, den Korb und Schwendner erarbeitet haben: Im Louvre wird ein Gemälde gestohlen, die Zeugen sprechen nur Portugiesisch und Italienisch, die Schüler erstellen auf Französisch ein Täterprofil. Oder es werden kurze Reiseführer für die vier europäischen Städte Rom, Paris, Lissabon und Madrid erarbeitet, ein Tagesprogramm zusammengestellt, Ansichtskarten verfasst. „Handlungsorientiertes Lernen“ nennt Egele das – und das komme bei den Schülern sehr gut an. Die neuen Sechstklässler freuen sich jedenfalls schon auf ihre Projekttage am Schuljahres-Ende.

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