Schwarzer Ritter, weiße Flocke

Dillingen · Die Mauern der Rathäuser selbst der Stahlstadt Dilligen und der Festungsstadt Saarlouis waren gestern wie Wachs in den Händen der Narren. Niemand vermochte – oder mochte überhaupt? – die Machtübernahme zu verhindern.

Nur kurz wehrte sich Bürgermeister Franz-Josef Berg. Selbst ausgeliehener Charme half der Amtsgewalt einfach nichts gegen die versammelte Narretei. Foto: Carolin Merkel

Nur kurz wehrte sich Bürgermeister Franz-Josef Berg. Selbst ausgeliehener Charme half der Amtsgewalt einfach nichts gegen die versammelte Narretei. Foto: Carolin Merkel

Foto: Carolin Merkel
 Haltet den Henz, bevor er wegschmilzt! Foto: Johannes A. Bodwing

Haltet den Henz, bevor er wegschmilzt! Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Die Päther Dickkäpp hatten gestern Nachmittag wirklich alles aufgeboten, um die Macht in der Hüttenstadt an sich zu reißen. Gleich mit zwei Prinzenpaaren, zahlreichen Gardemädchen und ganz viel Narrenvolk im Rücken galt es, Bürgermeister Franz-Josef Berg endlich aus seinem "Schlafhaus" zu vertreiben. Doch der ließ sich erst einmal gar nicht auf dem Balkon blicken. "Der hat sicher Angst vor uns", mutmaßte Prinzessin Yvonne I., und auch die Beschwörungsformel von Sitzungspräsident Jürgen Bollbach "Sepp erscheine" wollte keine Wirkung zeigen. Der Balkon blieb leer, die Narren riefen und sangen aus voller Kehle. Selbst das dreifache Alleh Hopp vom inzwischen gut besuchten Hoyerswerda Platz wurde vom Stadtoberhaupt ignoriert.

Schließlich hatten die Pähter die rettende Idee. Mit den Golden Girls, "die haben vor gar nichts Angst", wie Bollbach betonte, gelang es, den schwarzen Ritter auf den Balkon zu zwingen. "Wat wollen ihr, ich hann nix gemacht, ich schaffe die ganze Woch für das Dillinger Volk", erklärte Berg und wollte die Pachtener Chaoten nach Hause schicken. Doch weder seine Worte noch die Schönheit der amtierenden Miss Saarland, Justyna Dors, konnten die Machtübernahme verhindern. "Schnappen euch de Sepp" lautete das Kommando, und das Prinzenpaar und Thomas I. und Yvonne I. ließen sich nicht zweimal bitten.

Schließlich wollen sie bis Aschermittwoch regieren. "Ihr habt zwar gewonnen, doch ich komme wieder mit Geschrei, denn die Fastnacht ist bald vorbei", reimte Berg, entmachtet, ermattet.

"Rein gar nischt geschafft"

. Oberbürgermeister Roland Henz gab sich dem närrischen Volk gestern beim Rathaussturm in Saarlouis ziemlich rasch geschlagen. Er hatte verstanden: Die Narren, nach eigenen Angaben waren allein die Fraulauterner mit 666 666 vertreten, mochten nicht warten, bis er, der Schneemann, dieses Schneeflöckchen am Rathausfenster, von selbst dahinschmolz. Henz: "Greift endlich an und stürmt das Haus, ich bin der OB, holt mich raus". Die Kanone aus Fraulautern, das Prinzenpaar Prinz Stefan und Prinzessin Bettina von Karo Blau Gold, alle die närrischen Clubs, das war einfach die Übermacht.

Und trotz Wind und Wetter: Es waren Hunderte, die der Machtübernahme und dem Rathaussturm folgten. Nur der OB fröstelte allein in seinem Schneemannkostüm und musste sich Kommentare wie "Du hascht mit voller Kraft ein Joahr lang rein gar nischt geschafft" anhören. Da half ihm dann auch seine Armee nichts mehr, als die ganzen Narren nach dem Wortgefecht in das von oben bis unten geschmückte Rathaus stürmten und ihn entthronten. Ob groß, ob klein, als Indianer oder Cowboy verkleidet, alle feierten so ausgelassen, wie zuletzt vor einem Jahr: am Fetten Donnerstag.

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