Rosa Monster geben Rätsel auf

Dillingen · Surrealistische Entrücktheit paart sich mit durchdringender Trivialität „in einer wild funkelnden Finsternis“, schreibt Marc Wellmann im reich bebilderten Katalog zur Ausstellung „a sense of delight“ mit Werken von Philip Grözinger. Der Künstler war bei der Ausstellungseröffnung anwesend.

Wer die Ausstellungsräume des Dillinger Schlosses betritt, fühlt sich sogleich der rätselhaften Ikonographie des Berliner Künstlers Philip Grözinger ausgeliefert. Es fällt schwer, die scheinbar rotzig hingemalten Kompositionen mit eigener Vorstellungskraft zu entschlüsseln, zumal die Titel meist im harschen Kontrast stehen zu dem, was in Wirklichkeit abgebildet ist.

Grözinger, Jahrgang 1972, kombiniert figürliche und abstrakte Elemente, fasziniert mit einer Vielzahl von Details, verwendet expressiv und in unbändiger Manier unterschiedliche Techniken, trägt die Farben in Schichten auf - mal mit übertriebenem Pinselduktus, mal zart, beinah gehaucht, sodass manche Motive wie hingewischt erscheinen. Und stets überrascht er mit seinen Blobmonstern. Mal sind dies harmlose, formlose Wesen mit Glubschaugen, mal comicartig abstrahierte Ungeheuer, die zum postmodernen Weltuntergang in Neonpink, in Grau/Schwarz, Rosa und grellem Orange einladen.

Surreal und grotesk

"Das Surreale und Groteske ist in Grözingers Bildwelten omnipräsent", bestätigt Lina Scheewe vom Saarland Museum in ihrer Laudatio, in der sie einige Kompositionen detailgetreu beschreibt, sodass sich die Gäste ein Bild machen können, ehe sie es angeschaut haben. Da ist beispielsweise das Gemälde "Lingotto reviseted", auf das der Besucher direkt zuläuft - eines der größten in dieser Ausstellung. Vor der typischen Grözinger-Kulisse tut sich eine dunkle, öde Landschaft mit einer Straße auf. Angedeutet wird ein Gebäude, auf dessen Dach sich ein ovales Schwimmbecken oder eine Rennbahn oder auch beides befindet. Und vorne rechts steht ein rosa-rot-weiß angestrichenes Monster, das mit einem weißen (Zauber-) Stab eine Umzäunung (?) zeichnet. In seiner linken Hand verwelkt eine rote Blume, von der es verstreute Ableger gibt. Eine Leiter würde den Aufstieg ins Becken ermöglichen. Doch alles ist in der Schwebe, ebenso ein umgekippter Eimer, aus dem eine rosa-weiße Masse fließt, die auf das struppige Haar des Männleins mit den roten Augen zielt.

"Man kann sich nie sicher sein in seiner Deutung", wodurch der Rezipient, wie Dorothée Brill, Autorin der bisher profundesten Analyse von Grözingers Kunststil, feststellt, "auf Abstand gehalten wird".

Öffnungszeiten: donnerstags, freitags und samstags, 16 bis 19 Uhr, sonntags, 14 bis 17 Uhr. Katalog: fünf Euro.

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