Plaudern über demografische Chance

Furpach · Altersgerechter Wohnraum war ein Schwerpunkt bei der Gesprächsrunde am Montagabend im Karchersaal. Diskutiert wurde ferner das Verständnis von Ehrenamt.

"Wir haben uns wohl ein bisschen verplaudert. Die richtig neuen Ideen sind eher nicht aufgekommen." Das Fazit der Runde nach gut zwei Stunden Gespräch am Montagabend in Furpach. Anlässlich der Veranstaltungsreihe "Wissenschaftliches Nachtcafé" war die Einladung zum Plaudern über die demografische Chance, überschrieben mit "Senioren heute - länger aktiv in Job oder Ehrenamt". Lediglich fünf Interessierte - aus privatem oder beruflichem Engagement - fanden den Weg in den Karchersaal. Somit ging das eigentliche Konzept der Reihe nicht auf (siehe "Hintergrund"). Gäste, Referent Professor Daniel Bieber (Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Sozialforschung und Sozialwirtschaft Saarbrücken), Moderator Stephan Deppen sowie Beigeordneter Sören Meng als Vertreter des Co-Gastgebers Stadt Neunkirchen versammelten sich um einen Tisch.

"Wie kann man gesund alt werden?", hat etwa Martina Hoffmann-Kümmel, Ärztin aus Ottweiler und aktiv im Sozialverband VdK, als Frage mitgebracht. Stichworte Ernährung, Bewegung, medizinische Betreuung, soziales Netz. "Wie lebt man im Alter?", beschäftigt Monika Schlicher, im Einsatz auch als Seniorensicherheitsberaterin. Und sie denkt dabei an die Versorgungslage in ihrer Gemeinde Schiffweiler und auch andernorts.

Bieber liefert die Fakten für den Abend. Zahlen und Prognosen zum demografischen Wandel, die belegen: Wir werden weniger. Wir werden älter. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund steigt. Daraus, so Bieber, sind politische Handlungsfelder abzuleiten, die jeden Bereich von Bildung bis Wirtschaft berühren. 80 Prozent wünschten sich im Alter ein Leben zu Hause, so Bieber weiter, knapp elf Prozent bevorzugten das Seniorenwohnheim. Eine ziemlich individuelle Entscheidung befand die Runde. Und eine Entscheidung, die immer auch mit den eigenen Finanzen zu tun hat.

Schon heute sei die "Pflegelücke" - fehlende Fachkräfte - spürbar, stellt Bieber fest. Ehrenamtliche als "Lückenfüller"? "Sie sind eine Ergänzung", sagt Meng. "Wir werden mehr Ehrenamtliche brauchen", ist sich Volker Schwarz von der "Leitstelle Älter werden" des Landkreises sicher. "Auch weil professionelle Helfer zu teuer sind." Schwarz weist auch auf den Mangel an seniorengerechtem Wohnraum hin: "Die Wohnung ist die Voraussetzung, um dann ein Paket mit anderen Hilfen wie zum Beispiel im Haushalt zu schnüren."

Gibt es überhaupt genug Ehrenamtliche? Sie seien schwer zu finden, sagt Klaus Huwig aus Illingen. Es gebe eine "Unverbindlichkeit" in der Gesellschaft. "Vereine in ihrer jetzigen Form werden sich überleben", glaubt Hoffmann-Kümmel. "Was wir in der Zukunft brauchen: Dass man sich für Projekte engagiert." Ehrenamtlichen Projekten könne eine professionelle Führung gut tun, so Meng. "Haben wir bei unseren Kindern ausreichend Verantwortlichkeit gefördert?", fragt Schwarz. "Wer sich in jungen Jahren ehrenamtlich engagiert, tut es auch später. Wer sich jung nicht engagiert, wie soll er es später tun?", wirft Trudi Schmidt vom Neunkircher Mehrgenerationenhaus/Familienbildungsstätte ein. Alma Klein (88) - ehrenamtlich an vielen Stellen und seit vielen Jahren aktiv - rät allen: "Geht raus und macht was. Für andere und damit auch für euch selbst." Aber gesellschaftliche Anerkennung brauche es auch, so Hoffmann-Kümmel. Die Ehrenamtskarte des Landkreises, so Meng, sei da doch auch ein kleiner Schritt.

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