Parksündern auf der Spur: Unterwegs mit einem Ordnungshüter der Stadt Dillingen

Dillingen · „In der Ruhe liegt die Kraft“ – nach diesem Motto geht Marc Jochum tagtäglich seinen Job an. Er ist Mitarbeiter des Ordnungsamtes in Dillingen – und muss ein dickes Fell haben. Nicht immer reagieren Parksünder lieblich auf einen Strafzettel.

 Ordnungsamt-Mitarbeiter Marc Jochum erfasst Parksünder mit einem Smartphone. Foto: Lara Kühn

Ordnungsamt-Mitarbeiter Marc Jochum erfasst Parksünder mit einem Smartphone. Foto: Lara Kühn

Foto: Lara Kühn

. Marc Jochum ist groß, stämmig und ruht in sich selbst. Dass er in seinem Berufsalltag des Öfteren wüsten Beschimpfungen ausgesetzt ist, bringt den Mitarbeiter des Ordnungsamtes der Stadt Dillingen nur selten aus seiner Tiefenentspannung.

Seit zwei Jahren ist der Hostenbacher zusammen mit zwei Kolleginnen auf den Straßen der Hüttenstadt für Sicherheit und Ordnung im Einsatz. Denn obwohl das Parken im Stadtkern auf rund 4000 Stellflächen bis zu vier Stunden kostenlos möglich ist, müssen Jochum und sein Team einigen Teilnehmern des ruhenden Verkehrs blaufarbene Denkzettel verpassen.

"Wir erleben in Dillingen eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Die Leute reagieren generell sehr freundlich und verständnisvoll", erzählt Jochum. Beschimpfungen habe er erlebt, die seien aber nicht an der Tagesordnung. "Beleidigungen darf ich nicht persönlich nehmen, sonst wäre ich falsch in meinem Job. Die jeweilige Person kennt mich ja nicht, er greift also nicht den Menschen Marc Jochum an, sondern die Uniform." Wichtig sei es, sich selbst einschätzen zu können: "Ich sage mir immer: In der Ruhe liegt die Kraft. Falls ich mich doch ärgere, gehe ich einfach kurz fünf Meter weiter, um mich zu beruhigen."

In Einzelfällen kann es auch mal passieren, dass ein Knöllchen ausbleibt. Denn was im Amtsdeutsch "Opportunitätsprinzip" genannt wird, erlaubt Jochum und seinen Kollegen einen gewissen Entscheidungsspielraum. "Wenn ich sehe, dass jemand wirklich einsichtig ist und beispielsweise nur kurz ohne ausgelegte Parkscheibe in die Bäckerei springt, dann belasse ich es auch schon mal bei einer mündlichen Verwarnung."

Bei richtigen Parkrowdys kennt er allerdings kein Pardon. Auch falsch parkende Freunde und Verwandte können bei seinen Rundgängen nicht auf Gnade hoffen: "Ich würde sogar meiner Mutter einen Strafzettel verpassen."

Wie viele Knöllchen er im Durchschnitt verteilt? "Da gibt es gute und schlechte Tage." An Letzteren hinterlasse er bis zu 110 schriftliche Verwarnungen an den Windschutzscheiben , an guten Tagen manchmal nur 30.

Auf die Höhe des Verwarnungsgeldes habe die Stadtverwaltung allerdings keinen Einfluss, "das wird auf Bundesebene entschieden", weiß Jochum. "Einmal parken ohne Parkscheibe kostet in München, wie auch in Dillingen , zehn Euro."

Erfasst werden die nicht ordnungsgemäß abgestellten Fahrzeuge in Dillingen mit Hilfe von Smartphones, die das Parkvergehen mittels einer integrierten Software dokumentieren. Die Daten werden auf diesem Wege inklusive Beweisfoto direkt an die Verwaltung gesendet. Im Mai 2010 hat die Stadt Dillingen die alten "Knochen", wie Jochum die ehemaligen Geräte zur Datenerfassung nennt, ausrangiert. Seither ist das Smartphone Diensttelefon und Erfassungsgerät in einem.

Jochum selbst hat auch schon mal beim Parken gesündigt: "Hand aufs Herz, ich habe erst einmal ein Ticket bekommen. Das war am 23. September 2002 in Saarbrücken und das Ding hängt noch heute zu Hause an der Wand."

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