Neuer Chef in bestehendem Betrieb

Dillingen · Wer's sich zutraut, kann jetzt Chef werden. Auf recht kurzem Weg durch die Übernahme einer bestehenden Firma. Wie das laufen kann, darüber informierte am Montagabend im Gesellschaftssaal der Stadthalle Dillingen das Netzwerk Saarland Offensive für Gründer, SOG.

 Zur Übernahme der elterlichen Unternehmen äußerten sich (von links) Sandra Haas-Gersing von der Schreinerei Gersing in Altforweiler sowie Kai Wagner vom Maschinenbauunternehmen H. Courtehoute in Rehlingen-Siersburg im Gespräch mit wfus-Geschäftsführer Jürgen Pohl. Foto: Johannes A. Bodwing

Zur Übernahme der elterlichen Unternehmen äußerten sich (von links) Sandra Haas-Gersing von der Schreinerei Gersing in Altforweiler sowie Kai Wagner vom Maschinenbauunternehmen H. Courtehoute in Rehlingen-Siersburg im Gespräch mit wfus-Geschäftsführer Jürgen Pohl. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Es gehe in den nächsten fünf Jahren im Saarland nicht nur um 6300 Unternehmen, sagte Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger . Sondern auch um deren mehr als 110 000 Mitarbeiter. Auch das sei eine Folge der demografischen Entwicklung.

Es sei "vielleicht sogar einfacher als eine Neugründung", übernehme man einen dieser Betriebe, meinte die Ministerin. Damit dies möglichst problemlos ablaufe, biete die SOG Beratungsangebote in vielerlei Hinsicht. Denn es gebe eine ganze Liste, stellte Marco Mathieu dar, "an was es alles scheitern kann".

Der Fachberater für Unternehmensnachfolge bei der Saarländischen Investitionskreditbank verwies unter anderen auf fehlende Einigung in der eigenen Familie, einen überhöhten Kaufpreis sowie die falsch eingeschätzte Verfassung des Unternehmens. Die Übergabe sei eine Wechselwirkung aus persönlichen, familiären und unternehmerischen Faktoren. "Das Allerwichtigste ist, dass man dann bereit ist, los zu lassen", merkte Mathieu an. Aber "der Prozess der Unternehmensübergabe wird oft zu spät angegangen".

Vom Mitarbeiter zum Chef wurde Schreinermeister Andreas Hans, berichtete er im Gespräch mit Mathieu. Hans führt seit 2015 die frühere Schreinerei Oehm in Beckingen-Haustadt. Die Übernahme habe bereits vor seinem Arbeitsbeginn im Raum gestanden. "Man muss ein bisschen risikobereit sein, wenn man so einen Schritt macht", sagte Hans. Es sollte eine Neugründung sein, sagte Hans, mit einer breiten Palette. Was ihn jedoch überrascht habe, war die enorme Menge an Papierkram.

Die Betriebsübernahme innerhalb der Familie thematisierte Jürgen Pohl, Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Untere Saar, wfus. Gesprächspartnerin Sandra Haas-Gersing ist Prokuristin der elterlichen Schreinerei in Altforweiler und befindet sich momentan im Praktikum. Sie wolle nach und nach das Unternehmen übernehmen. Mit 16 jobbte sie im Familienbetrieb, später machte sie dort eine duale Ausbildung zur Betriebswirtin. "Ich hatte nicht daran gedacht, unseren Betrieb zu übernehmen", sagte sie. Denn ursprünglich sollte es eine Banklehre werden.

Auch Kai Wagner hatte andere Pläne und studierte erst einmal Biologie. Ein Ferienjob im elterlichen Maschinenbau H. Courtehoute in Rehlingen-Siersburg brachte ihn auf den Geschmack. Dann folgte ein duales Studium der Betriebswirtschaft. Zusammen mit seiner Schwester führt er nun die Firma. Sie sei für die technische Seite zuständig er für das Kaufmännische.

"Die Qualifikation zum Chef muss man sich auch erarbeiten", sagte Wagner. Wichtig sei, "sich vorher bewusst zu machen, was auf einen zukommt". Um dann mit klarem Ziel auch Widerstände zu bewältigen. Erste Informationen für die Übernahme einer Firma gibt es unter anderem bei der wfus, bei Banken und Sparkassen sowie im Internet.

gruenden.saarland.de

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