Hufschmiedin Sie hat die Pferdehufe fest im Griff

Diefflen · Nadine Warncke war einst die erste staatlich geprüfte Hufschmiedin im Saarland, die sich selbstständig machte.

 Beim Anpassverfahren brennt Nadine Warncke das glühend heiße Eisen auf den Huf des Pferdes auf.

Beim Anpassverfahren brennt Nadine Warncke das glühend heiße Eisen auf den Huf des Pferdes auf.

Foto: Dieter Lorig

Wo Nadine Warncke in ihrem Job hinlangt, da fliegen Funken, glüht Eisen und es wird gehämmert, geschnitten, geraspelt. Die zierliche 41-Jährige aus Diefflen ist Hufschmiedin. 2006 war sie die erste staatlich geprüfte Hufschmiedin im Saarland, die sich selbstständig machte.

 Zur mobilen Werkstatt gehört auch ein Gasofen, in dem Nadine Warncke die Hufeisen erhitzt, um diese schmieden zu können.

Zur mobilen Werkstatt gehört auch ein Gasofen, in dem Nadine Warncke die Hufeisen erhitzt, um diese schmieden zu können.

Foto: Dieter Lorig

In ihrem überwiegend von Männern dominierten Beruf beschäftigt sich Warncke, die aus Nohfelden stammt, mit dem Ausschneiden der Hufe von Pferden, Ponys und Eseln. Anschließend beschlägt sie die Tierhufe mit neuen Eisen. „Ich liebe diesen Job, aber er ist nicht ungefährlich und geht auf die Knochen“, erzählt die Mutter eines zweijährigen Kindes. „Ich bekam schon mehrmals Tritte von Tieren ab, meist erwischte es mich am Bein, an der Hand, aber auch schon mal am Kopf“, berichtet die unerschrockene Frau. Sogar einen Fingerbruch habe sie bereits erlitten.

So wundert es kaum, dass selbstständige Hufschmiede eine Betriebshaftpflichtversicherung haben und persönlich krankenversichert sein müssen – wie ein Autorennfahrer. Nach einer Babypause wagte die Diefflerin im vergangenen Jahr den Wiedereinstieg als selbstständige Hufbeschlagschmiedin. „Ich biete meinen Kunden eine umfassende Barhufpflege mit jeglichen Beschlägen und passe auch Hufschuhe an“, erzählt Warncke. Dabei arbeite sie alleine ohne Aufhalter und nehme sich viel Zeit für jedes Pferd. „Mit meiner mobilen Werkstatt fahre ich dorthin, wo die Pferde untergebracht sind“, berichtet Warncke.

Im Offenstall der Hauser Mühle in Schwarzenholz kümmert sie sich beispielsweise um die Hufpflege von Caspar, einem zehn Jahre alten Wallach der Geschwister Pia und Petra Ladwein aus Reisbach. Zielstrebig wuchtet die Hufschmiedin einen 50 Kilogramm schweren Amboss ganz allein aus dem Kofferraum ihres allradangetriebenen Pickup-Werkstattwagens. Dann legt sie sich neue Hufeisen und diverse Spezialwerkzeuge zurecht, darunter eine Krokodilzange, Raspel und einen Nagelhammer. Mit umgehängter lederner Beschlagsschürze nähert sich die Hufschmiedin schließlich sehr einfühlsam dem Pferd, das von seiner Besitzerin gehalten wird. „Mit den speziellen Werkzeugen entferne ich die alten Hufeisen, schneide danach den Pferdehuf auf und bereite die Fläche für den neuen Beschlag vor“, erläutert Warncke. Dann wird das aus Baustahl bestehende neue Hufeisen auf dem Amboss vorgeformt, nachdem es zuvor in einem mobilen Gasofen auf etwa 400 Grad erhitzt wurde. „Um das neue Geläuf in die endgültige Passform bringen zu können, wird das glühende Eisen zunächst am Huf des Pferdes qualmend aufgebrannt, wieder abgenommen und auf dem Amboss nachbearbeitet“, erzählt die Hufschmiedin. Zum Schluss befestigt sie das passgenaue und abgekühlte Eisen mit speziellen Nägeln für die nächsten acht bis zehn Wochen am Huf des Pferdes. „Das ganze Prozedere dauert knapp zwei Stunden und ist für die Tiere schmerzlos“, versichert Warncke.

„Wir sind mit der Arbeit unserer Hufschmiedin sehr zufrieden, sie ist zuverlässig, einfühlsam und äußerst geduldig mit den Pferden“, loben die Geschwister Ladwein. „Ursprünglich wollte ich Polizistin in einer Reiterstaffel werden, bin aber als körperlich zu schwach befunden und abgelehnt worden“, erzählt Warncke schmunzelnd. Dann habe sie eine Lehre als Werkzeugmacherin, Praktika bei mehreren Hufschmieden und zwei Gesellenjahre absolviert. Erst danach konnte sie sich an einer Fachschule in Münster in vier Monaten zur staatlich geprüften Hufschmiedin ausbilden lassen. „Man braucht viel Tierliebe und handwerkliches Geschick, um diesen interessanten Beruf dauerhaft auszuüben“, schwärmt Warncke.

Weitere Infos gibt es unter Telefon (01 75) 4 00 95 83.

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