"Mitwirken, mitbestimmen und Selbstbestimmung erlernen"

Warum legen Sie beim Thema Migration einen besonderen Schwerpunkt auf die Arbeit mit Frauen?Efteckari: Dieser Arbeitsbereich ist besonders sinnvoll, weil die Frauen eine wichtige Rolle in der Familie und für die Erziehung spielen

Warum legen Sie beim Thema Migration einen besonderen Schwerpunkt auf die Arbeit mit Frauen?Efteckari: Dieser Arbeitsbereich ist besonders sinnvoll, weil die Frauen eine wichtige Rolle in der Familie und für die Erziehung spielen. Außerdem sind sie durch diese Rolle verstärkt eingeschränkt im Bezug auf die Integration, also die deutsche Sprache zu lernen und sich sozial, gesellschaftlich und politisch zu integrieren. Wo liegen Ihrer Meinung nach die Schwierigkeiten, Migrantinnen in die Gesellschaft zu integrieren?Efteckari: Eine Frau, egal aus welcher Kultur, die zum Beispiel fünf Kinder hat und sich im Leben nur mit ihnen und der Familie beschäftigt hat, hat zunächst keine Zeit, sich zu integrieren. Ich kenne eine Kurdin, 45 Jahre alt, eine sehr interessante Frau, die fünf Kinder groß gezogen hat. Obwohl sie perfekt deutsch sprach, konnte sie kaum schreiben. Erst nachdem alle ihre Kinder angefangen haben zu studieren, hat sie sich bei uns wegen eines Alphabetisierungskurses gemeldet. Sie war sehr motiviert, Deutsch zu erlernen. Es gibt aber auch Frauen, die es irgendwann aufgeben, die Sprache zu erlernen. Hat sich in der Hinsicht schon etwas getan?Efteckari: Seit 2005 mit dem neuen Zuwanderungsgesetz und der staatlichen Regulierung der Integrationskurse (Deutschkurse) hat sich die Situation schon gebessert. Seitdem gibt es mehr Kurse, insbesondere auch Frauenkurse. Außerdem ist für die Neulinge ein Integrationskurs obligatorisch. An muslimisch geprägten Kulturen wird besonders die Unterdrückung der Frau kritisiert. Wie kann man Gleichstellung auch in diesen Kulturen fördern?Efteckari: Ich meine, wenn eine Frau sich für eine "glückliche Familienführung" entscheidet, ist das ja auch in Ordnung. Emanzipatorisch wäre es in diesem Fall besser, dass die Frau auch Zeit hat, eigene und individuelle Lebensinteressen aufzubauen, politisches und geschäftliches Bewusstsein zu entwickeln und in diesen Bereichen mitzuwirken, mitzubestimmen und Selbstbestimmung zu erlernen. Das fließt auch in die Erziehung der Kinder ein. Eine gute Methode ist, dass die Frauen sich in (eigenen oder multikulturellen) Frauengruppen einbinden. Das ist nach dem Erlernen der Sprache eine wichtige Voraussetzung, um aus der sozialen Isolation heraus zu kommen und sich zu emanzipieren.

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