„Meine Lebensweise ist meine Inspiration“

Sie singt, seit sie fünf Jahre alt ist, ihren internationalen Durchbruch feierte sie mit 30. Immer wieder eckte die italienische Rockröhre an – zuletzt in ihrer konservativen Heimat, wegen ihres späten Mutterglücks mit 54: Gianna Nannini. Am Donnerstag tritt sie in der Rockhal im luxemburgischen Esch-sur-Alzette auf. SZ-Redaktionsmitglied Jennifer Back sprach gestern mit ihr am Telefon.

Gianna, es war längere Zeit still um Sie. Jetzt starten Sie mit einem neuen Album und einer Tour wieder durch. Was haben Sie in der Zwischenzeit gemacht?

Gianna Nannini: Ich habe zwischenzeitlich eine kleine Tochter bekommen, die mittlerweile zweieinhalb Jahre alt ist. Aber ich habe nie aufgehört, Musik zu machen und neue Songs zu schreiben. Was dabei herausgekommen ist, macht mich sehr stolz. Mein neues Album ist wahrscheinlich das beste Album meines Lebens. Die Inspiration war dieses Mal besonders groß.

Lag das auch an Ihrer Tochter?

Nannini: Auch, aber es ist das Leben an sich, das mich inspiriert. Du triffst so viele Menschen, erlebst so vieles. Du gehst in den Irak, dann singst du Lieder gegen den Krieg. Es hängt immer davon ab, mit welchem Bewusstsein man durch die Welt geht, mit welchen Augen man die Welt - und seinen eigenen Platz darin - sieht. Meine Inspiration ergibt sich aus der Art und Weise, wie ich mein Leben lebe. Natürlich spielt da meine kleine Tochter Penelope eine ganz große Rolle.

Ihr neues Album heißt "Inno", also Hymne. Warum dieser Titel?

Nannini: "Inno" ist ein Teil meiner italienischen Kultur, eine Art feierlicher Gesang auf Italien und meine Heimat Siena. Hymne deshalb, weil ich finde, dass die italienische Nationalhymne ausgetauscht werden muss. Sie wird dem heutigen Italien nicht mehr gerecht. Diesen Patriotismus von einst gibt es nicht mehr.

Was unterscheidet Ihr neues Album von den Alben davor?

Nannini: Es ist vor und nach der Geburt meiner Tochter entstanden. Durch diese Erfahrung der Geburt habe ich einen ganz neuen Stil gefunden, der sich in meiner Musik niedergeschlagen hat. Ich habe die Lieder viel mehr auf den Punkt gebracht, einfach aus dem Grund, weil ich durch meine Tochter weniger Zeit hatte. Einige Songs habe ich in fünf Minuten aufgenommen.

Sie sind international erfolgreich. Gibt es einen Ort, an dem Sie am liebsten auftreten?

Nannini: Ich performe überall gerne, weil meine Musik nicht an ein einziges Land oder einen Ort gebunden ist. Ich trete in europäischen Städten genauso gerne auf wie beispielsweise in New York.

Giorgio Armani hat die Outfits für Ihre Tour entworfen. Wie kam es zu dieser Kooperation?

Nannini: Mir war es wichtig, dass die Kleider in Italien produziert werden. Sie sind sehr minimalistisch angehaucht und sollen ein Spiegel meines Inneren sein. Ich wollte herausstellen, dass das was du trägst Ausdruck davon ist, was du bist. Und da fiel die Wahl eben auf Armani.

Am Donnerstag führt Sie Ihre Tour nach Luxemburg. Waren Sie schon einmal da?

Nannini: Ja, ich bin dort schon einmal aufgetreten. Ich freue mich sehr auf diesen Auftritt, die Luxemburger waren sehr nett.

Wird Ihre kleine Tochter Sie auf der Tour begleiten?

Nannini: Penelope wird nicht überall hin mitkommen, aber bei mehr als der Hälfte der Auftritte ist sie mit dabei.

Letzte Frage: Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Nannini: Oh, ich mache nie Pläne, schließlich kann ich schon morgen tot sein. Sicher ist nur, dass ich auch in Zukunft nicht mit der Musik aufhören werde. Außerdem möchte ich noch viel reisen und andere Kulturen kennen lernen.

Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie unter www.luxembourg-ticket.lu und www.e-ticket.lu. Ticket-Hotline (0 03 52) 4 70 89 51. In Deutschland: an allen bekannten Vorverkaufsstellen, www.eventim.de, www.ticket-regional.de, www.kultopolis.com oder Tel. (0 68 61) 93 99 80.



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Zur PersonGianna Nannini ist 1954 im italienischen Siena als Tochter einer wohlhabenden Konditorfamilie geboren. Nach ihrem Abitur studierte sie zunächst Klavier in Lucca und dann Komposition in Mailand. Mit Liedern wie "Bello e impossibile" oder "Latin Lover" feierte sie ihre ersten großen Erfolge. Immer wieder sorgte sie für Skandale, zuletzt wegen ihrer späten Schwangerschaft. 2010 entband sie ihre Tochter Penelope. Über den Vater des Kindes schweigt sich die Sängerin, der eine lesbische Orientierung nachgesagt wird, aus. jeb

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