Ärger um Grabstätte Wer zahlt, wenn das Grab schief liegt?

Dillingen · Leser-Reporterin ärgert sich über Zustände auf dem Pachtener Friedhof – Stadt Dillingen kann Bereich nicht sanieren.

Über den Zustand des Pachtener Friedhofes ärgert sich Leser-Reporterin Elisabeth Biewer aus Perl. Ihre 2010 verstorbene Mutter ist auf dem alten Teil des Friedhofes beigesetzt. Wegen des mangelhaften Untergrundes sacken Gräber und Steine jedoch immer wieder ab, beklagt sie: ein ständiges Ärgernis und hohe Kosten für die Hinterbliebenen. Schon 2010 hatte Biewer die Stadt Dillingen erstmals darauf aufmerksam gemacht, dass das Friedhofsgelände sich „nicht in ordnungsgemäßen Zustand“ befindet. Am Stein ihres Familiengrabes fand sie den Hinweis, dass dieser nicht mehr standsicher sei; auch an anderen Gräbern sah sie diese Zettel. „Grund dafür war und ist auch heute noch das ungeeignete Gelände“, glaubt Biewer.

Nach einem Ortstermin bestätigte ihr das städtische Grünflächenamt Ende 2010 schriftlich, dass der Bereich „in schlechtem Zustand“ sei. Die größten Unebenheiten wolle man mit Splitt auffüllen, hieß es in dem Schreiben. Der Teil des Friedhofs sei im Zweiten Weltkrieg angelegt worden, damals habe man der Schräge kaum Beachtung geschenkt, erklärt man. Aber: Der Zustand sei nicht zu beheben, da die Familiengräber dort zum Teil lange Liegezeiten haben.

Eine Sanierung ist auch jetzt, acht Jahre später, nicht in Sicht: Die Stadt Dillingen räumt auf Anfrage ein, dass durch die leichte Hanglage „in der Tat eine marode Situation entstanden ist, die sanierungsbedürftig ist“. Die Krux dabei: Um sanieren zu können, muss das Gräberfeld leer sein. Gleichzeitig muss müsse aber Rücksicht auf die vertraglich vereinbarten Ruhefristen genommen werden. Wie die Stadt mitteilt, laufen bei manchen Familiengräber die Fristen erst nach 2030 aus.

Für Biewer ist das nicht nur ärgerlich, sondern inzwischen auch teuer, schildert sie: Schon 2011 musste sie den Stein und die Einfassung am Grab ihrer Mutter von einem Steinmetz neu setzen lassen. Die Kosten: über 600 Euro. Im Herbst 2017 dann musste Biewer entsetzt feststellen, dass das Grab nach langem Regen links komplett weggesackt war und die Einfassung verschoben. Der beauftragte Steinmetz kam zu dem Schluss, dass der Untergrund das Absacken verursache, berichtet Biewer. Er bot an, es wieder herzurichten, für weitere rund 400 Euro.

Biewer informierte im Januar wiederum die Stadtverwaltung und erhielt telefonisch die Auskunft, man würde das Grab vor Ostern noch in Ordnung bringen – „auf Kosten der Stadt“, wie sie betont. Doch als sie April nachfragte, teilte man ihr mit, nicht der bekanntermaßen marode Untergrund sei Ursache, sondern der Steinmetz habe nicht sachgemäß gearbeitet. „Bei der Einbettung der Grabstätte wurden mangelhafte handwerkliche Leistungen festgestellt“, bestätigt die Stadt. „Von daher besteht in diesem Fall kein Anspruch auf Entschädigung seitens der Stadt.“ Der Steinmetz weist nach Biewers Angaben jede Schuld von sich und verweist auf das schlechte Gelände.

Biewers verärgertes Fazit: „Auf den Kosten bleiben wir, die Hinterbliebenen, sitzen. Ich frage mich: Was machen die, die nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, ihr Grab immer wieder in Ordnung bringen zu lassen?“ Und sie hat auch eine Antwort darauf: „Ein Spaziergang über den Pachtener Friedhof gibt Auskunft: Die Gräber bleiben schräg und schief liegen!“ Ihrer Meinung nach müsste die Stadtverwaltung „endlich angemessen reagieren und den Friedhof anständig sanieren“.

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