Landschaften als Psychogramme

Dillingen · Der Kunstverein Dillingen im Alten Schloss eröffnet das neue Veranstaltungsjahr mit Bildern des Malers Johannes Lotz. Zur mäßig besuchten Vernissage sprach Kunsthistorikerin Silke Immenga. Der Künstler war selbst anwesend.

 Künstler Johannes Lotz in seiner Ausstellung im Dillinger Schloss. Foto: Thomas Seeber

Künstler Johannes Lotz in seiner Ausstellung im Dillinger Schloss. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

"Spartanisch" nennt Johannes Lotz seine Gemälde, die er gerne Vorlagen von Figuren und Motiven aus Werken unterschiedlicher kunsthistorischer Epochen entlehnt. In der künstlerischen Auseinandersetzung spielt er mit Annäherung oder Entfernung vom Vor-Bild. In seiner Serie aus kleinformatigen Aquarellen und großen Ölgemälden in einer meist gestisch-expressiv-burlesken Farbigkeit, die er in Dillingen zeigt, beruft sich der gebürtige Saarbrücker, Jahrgang 1975, überraschenderweise auf einen Maler , Kupferstecher und Baumeister der Frührenaissance.

Fast alle Exponate beziehen sich auf das 1524 entstandene Landschaftsaquarell "Ansicht von Wörth an der Donau" von Albrecht Altdorfer , das Eigentum des Kupferstichkabinetts in Dresden ist. Das Frankfurter Städel widmet Altdorfer zeitgleich die groß angelegte Schau "Fantastische Welten. Albrecht Altdorfer und das Expressive in der Kunst um 1500".

Lotz "greift einzelne Elemente aus Altdorfers Aquarell heraus, um sie (speziell) in seinen Papierarbeiten in einem anderen Maß neu zusammenzufügen", erläutert Silke Immenga in ihrer Einführung. Auch in seinen elf Aquarellen zeigen sich hügelige Landschaften und Vegetationen, die surreal anmuten. "Zeichnerische Details verselbstständigen sich ins Ornamentale-Abstrakte", erscheinen skizzenhaft. Fantastische Bildwelten erzählen Geschichten, die der Betrachter nur schwer zu entschlüsseln vermag.

2011 hatte der Wahlmünchener, der in Mainz und München studierte, einen Lehrauftrag an der Hochschule für Bildende Künste Saar inne. Seine selbst gestellte Aufgabe sieht er aktuell darin, den Spagat zwischen dem malerischen und dem zeichnerischen Duktus wie auch die Verschränkungen von Landschaften und verfremdeten, entstellten Figuren anhand einer geschlossenen Werkgruppe vor Augen zu führen. Auch Themen wie Befreiung und Deformation fließen in sein Werk ein.

Johannes Lotz verbindet seine Malerei ebenso leidenschaftlich mit anderen Talenten. Er arbeitet auch als Musiker, Kunsttherapeut, Texter und Dichter. Zu seiner künstlerischen Intention sagt er: "Es geht mir darum, besondere Räume zu schaffen, um in eine bestimmte Stimmung zu kommen, wie es sie beispielsweise auch in Märchen gibt . . . wo Dinge düster, poetisch oder auch absurd sein dürfen", ohne eine Wertung zu erfahren.

Bis 15. Februar. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag, 14 bis 17 Uhr.

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Zur PersonJohannes Lotz studierte von 1995 bis 2001 bei Friedemann Hahn an der Akademie für Bildende Künste Mainz, 1998/99 absolvierte er ein Gastsemester an der Ecole-Des-Beaux-Arts Montpellier. Zwischen 2002 und 2004 folgte ein Aufbaustudium an der Akademie der Bildenden Künste München bei Gertraud Schottenloher. Der Künstler hatte 2011 einen Lehrauftrag an der Hochschule für Bildende Künste Saar inne. Er war mit seinen Werken in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen (Saarbrücken, Stuttgart, München, Berlin, Hamburg und anderen) vertreten. 2012 wurde ihm der Kulturpreis Kunst und Ethos des Verlags Schnell und Steiner verliehen. jst

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