Knochen sind ersetzbar – das Gehirn nicht

DILLINGEN · Eindrucksvoll mit Fotos von Unfällen und einem Rauschbrillen-Parcours erhielten Schüler Einblick in die Folgen von Alkohol- und Drogenkonsum.

 Parcours mit Rauschbrille: spannende und lustige Erfahrung, im Bild das Publikum der zehnten bis zwölften Klasse. Foto: Jana Rupp

Parcours mit Rauschbrille: spannende und lustige Erfahrung, im Bild das Publikum der zehnten bis zwölften Klasse. Foto: Jana Rupp

Foto: Jana Rupp

"Knochen sind ersetzbar - das Gehirn nicht", betont Unfallchirurg Dr. David Stenger von der Uniklinik Homburg, um auf die Konsequenzen von Verkehrsunfällen aufmerksam zu machen. Die Schüler hören gebannt zu. Plötzlich zeigt der Mediziner Schockfotos von Unfällen und Schwerverletzen. Die Schüler drehen die Köpfe weg, einige halten sich die Augen zu.

"Jährlich verunglücken 20 000 Menschen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren. Das sind 60 am Tag", erzählt Stenger.

Sein Vortrag "Körperliche Verletzungen bei Zweiradunfällen" ist Teil des Projektes "Sicherheit geht vor", das für die Zehnt- bis Zwölfklässler des Albert-Schweitzer-Gymnasiums in Dillingen angeboten wird. Dort veranstalten Polizeihauptkommissar Clemens Gergen, Polizeioberkommissar Christian Keller und Polizeikommissarin Kerstin Knips den mittlerweile siebten Verkehrssicherheitstag.

Gergen erklärt, dass an sehr vielenVerkehrsunfällen Jugendliche beteiligt seien. Durch die Verkehrssicherheitstage wollen die Polizisten den Schülern besonders die Gefahren für Fahranfänger im Straßenverkehr nahebringen und zeigen, wie sie sich schützen können.

Ein besonderes Augenmerk liegt dabei neben technischen Veränderungen an motorisierten Zweirädern und der Nutzung von Handys am Steuer vor allem beim Alkohol- und Drogenkonsum. Dabei geht es nicht nur um die Konsequenzen mit denen Betrunkene und Abhängige zu kämpfen haben. Die Kommissare geben den Schülern auch Tipps, wie sie sich verhalten können, wenn sich ihre Freunde zugedröhnt hinters Steuer setzen wollen. "Es mag vielleicht uncool erscheinen, aber da sollte man auf jeden Fall die Mitfahrt verweigern und sich Alternativen überlegen", rät Knips.

Als abschreckendes Beispiel hat sich Thomas Ludwig, ein ehemaliger Abhängiger, der selbst seit fünf Jahren sauber ist, dazu bereit erklärt, über seine dramatische Vergangenheit zu berichten. Als Folge seiner 18-jährigen Drogenkarriere ist bei ihm eine Psychose ausgebrochen und er hat die Diagnose Polytoxikomanie erhalten, was bedeutet, dass er von mehreren Suchtstoffen abhängig ist. "Den Weg, den man in die Sucht gegangen ist, muss man genau so wieder zurückgehen, und der ist sehr steinig", erklärt Ludwig. "Wäre ich früher mit dem Gesetz in Konflikt geraten, wäre mein Leben vielleicht anders verlaufen."

Um auszuprobieren, wie es sich anfühlt stark betrunken zu sein, dürfen die Schüler anschließend an einem Rauschbrillentest teilnehmen. Viele wollen den Parcours im vorgetäuschten Rauschzustand ausprobieren. Die 17-jährige Nayeli Groß, die sich unter 0,8 Promille daran versucht, schildert hinterher: "Ich habe komplett das Gleichgewicht verloren und nichts mehr gesehen. In dem Zustand kann man kein Auto mehr fahren." Das Programm der Polizei kommt bei den Schülern sehr gut an. Viele haben die Gefahren, die besonders auch Fahranfänger betreffen, schon gekannt. So auch die 17-jährige Lena Zeller und die 16-jährige Joelle Herrmann, die beide selbst gerade den Führerschein machen. Keller erläutert, dass es Jugendlichen einfach an Erfahrung im Straßenverkehr fehlt. Sie fahren längst nicht mehr nur auf der Straße, um ihr Fahrtziel zu erreichen. Bei Fahranfängern spielen auch andere Motive - wie das Risiko am Rasen und der Spaß beim Fahren - eine Rolle. "Den Schülern soll bewusst werden, dass eine leichtfertig getroffene Entscheidung schwerwiegende und lebensverändernde Folgen haben kann."

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