Kinder toben morgens in der Tigerenten-Gruppe

Dillingen. Eigentlich ist Beate Mayerhofer Erzieherin, doch je nach Situation und Laune der Kinder muss sie in ganz verschiedene Rollen schlüpfen: "Hallo, hier ist Mayerhofer. Kommen sie schnell. Der Dachstuhl vom Steven brennt", bittet sie den imaginären Feuerwehrmann am anderen Ende des Spielzeug-Telefons, während der kleine Steven in der Spielecke lachend auf und ab hüpft

Dillingen. Eigentlich ist Beate Mayerhofer Erzieherin, doch je nach Situation und Laune der Kinder muss sie in ganz verschiedene Rollen schlüpfen: "Hallo, hier ist Mayerhofer. Kommen sie schnell. Der Dachstuhl vom Steven brennt", bittet sie den imaginären Feuerwehrmann am anderen Ende des Spielzeug-Telefons, während der kleine Steven in der Spielecke lachend auf und ab hüpft. Im katholischen Kindergarten Maria Trost in Dillingen ist sie mit einer Kollegin für 17 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren verantwortlich. Heute ist es etwas ruhiger als sonst, denn in der Tigerenten-Gruppe sind viele der Kleinen krank zu Hause geblieben. Trotzdem herrscht eine ganz schöne Lautstärke, und einem ungeübten Auge dürfte es schwerfallen, all die herumtobenden Kinder im Blick zu behalten, jetzt um zehn Uhr. "Es ist schon ein anstrengender Beruf, auch wenn er von außen so einfach scheint", sagt Mayerhofer. Jetzt trommeln die Erzieherinnen alle Kinder zum Morgenkreis zusammen. Hier werden Themen aufgegriffen, die die Kinder in den letzten Tagen bewegt haben. So haben die Jungs der Tigerenten-Gruppe am Tag zuvor eine Schnecke gefunden und wollen jetzt unbedingt wissen, was sie essen, für was die Fühler sind und so weiter. "Das Bild von der Erzieherin, die mit den Kindern nur bastelt und spielt, ist überholt. Zu unseren wichtigsten Aufgaben heute gehört unter anderem das Beobachten der Kinder und das Dokumentieren ihrer Entwicklung", erklärt Mayerhofer und zeigt das Portfolio der kleinen Hannah. Hier wird in mühevoller Kleinarbeit mit Fotos und allem Drum und Dran jeder Schritt der Kleinen dokumentiert. "Wenn wir so genau hinsehen, verändert sich unser Blickwinkel auf die Kinder, und wir haben die Möglichkeit, sie noch individueller zu fördern", sagt Mayerhofer. Der Kindergarten möchte als Bildungsinstitution ernst genommen werden.Nachdem alle ihr Geschirr weggeräumt haben, geht es raus an die frische Luft. Der Kindergarten hat einen großzügigen Außenbereich mit allem, was das Kinderherz begehrt. Doch auch hier ist es nicht nur Beate Mayerhofers Aufgabe, die Kleinen beim Spielen zu beaufsichtigen, sondern mit Lupe und Einmachglas macht sie sich mit ihren Schützlingen auf die Suche nach Schnecken, um das Thema des Morgenkreises wieder aufzunehmen und die Neugierde der Kinder weiter zu fördern.

Freudengeschrei ertönt aus der hintersten Ecke des Gartens, als Steven endlich eine Nacktschnecke - ein besonders großes Exemplar - gefunden hat. "Deshalb mag ich den Beruf so. Die Kinder geben einem so viel zurück", freut sich Erzieherin Beate Mayerhofer. juba

Hintergrund

Arbeit ist ein Räderwerk, das niemals still steht. Rund um die Uhr wird irgendwo gearbeitet. Viele Tätigkeiten greifen ineinander, um die Wirtschaft und unser tägliches Leben am Laufen zu halten.Die SZ geht vor Ort zu den Menschen, die Tag und Nacht arbeiten. So entsteht ein Mosaik der Berufswelt in unserer Region rund um die Uhr. Und im Stundentakt: SZ-Journalisten besuchen Männer und Frauen für je eine Stunde an ihren Arbeitsplätzen und berichten darüber. red

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