Keine Scheu vor kritischen Fragen

Dillingen · 200 Schüler des TWG in Dillingen sprachen mit sechs Politikern über die Parteiprogramme zur Landtagswahl.

 Sieben Politiker stellen sich den Fragen von etwa 200 Oberstufenschülern des TWG in Dillingen. Foto: Thomas Seeber

Sieben Politiker stellen sich den Fragen von etwa 200 Oberstufenschülern des TWG in Dillingen. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Nach knapp 100 Minuten Diskussion reicht es den Schülern endgültig. Was der AfDler Carsten Becker da von sich gegeben hat, wollen sie nicht akzeptieren. "Gleichgeschlechtliche Paare sind unnormale Paare. Normale Paare können Kinder zeugen", hat der Politiker gesagt und diese Aussage passt den rund 200 Oberstufenschülern vom Technisch-Wissenschaftlichen Gymnasium Dillingen (TWG) überhaupt nicht. "Schwul oder lesbisch zu sein, ist normal", ruft ein Mädchen in den Raum. "Wenn normale Paare Kinder zeugen können, dann sind unfruchtbare Menschen Ihrer Meinung nach also auch unnormal?", fragt ein Junge. Seine Klassenkameraden klatschen. Gerd Rainer Weber von den Saar-Piraten schnappt sich das Mikrofon: "Wenn es darum geht, Kinder großzuziehen, zählt die Liebe, nicht das Geschlecht." Wieder ertönt lauter Applaus. Moderator Georg Vogel lächelt. Genau so hat er sich den Auftakt der Wahl-O-Mat-Tour vorgestellt.

In der heißen Wahlkampfphase äußern sich dabei Vertreter von CDU, SPD, Linken, Piraten, Grünen, AfD und FDP zu vorgegebenen Thesen. Anschließend stellen sie sich den Fragen von jungen Leuten. Insgesamt 17 solcher Veranstaltungen sind geplant. "Wir haben uns im Unterricht intensiv auf den Termin vorbereitet", sagt Michael Müller, Politiklehrer am TWG. Er habe mit den Schülern beispielsweise über die verschiedenen Parteiprogramme gesprochen. "Vor Kurzem war Monika Bachmann hier zu Gast. Da haben wir uns mit der Sozialpolitik beschäftigt", berichtet Müller weiter. Ihm ist aufgefallen, dass viele seiner Schüler sehr am politischen Geschehen interessiert sind.

Das beweisen die Jugendlichen, die meisten von ihnen Erstwähler, auch bei der Themenwahl. Von erneuerbaren Energien, über die Legalisierung von Cannabis bis hin zur Verteidigung der Demokratie - die Jungen und Mädchen sprechen an, was sie wirklich bewegt. Besonders angetan hat es ihnen das Thema Sicherheit. "Bringt Videoüberwachung überhaupt was?", will ein Schüler wissen und sorgt damit für eine hitzige Diskussion. Reihum antworten die Politiker, kappeln sich immer wieder gegenseitig.

Gut zwei Stunden dauert das Gespräch. Danach bleiben einige Schüler noch sitzen. Reden über das, was sie gerade gehört und gesehen haben. "Das war sehr interessant, ich bin jetzt noch motivierter, wählen zu gehen", sagt Tatjana Schlosarek. Sie habe heute einiges über die Parteien und deren Ziele gelernt. Besonders überrascht hat sie Weber von den Piraten. "Er kam überzeugend rüber", sagt die 18-Jährige. Das sieht auch Alexander Dauster so. "Weber hat eine gute Einstellung", findet er. Seiner Meinung nach hätten sich aber alle Politiker gut geschlagen. "Nur der Vertreter von der AfD", sagt Dauster, "der ging gar nicht."

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