Interview Düstere Rätsel am Freitag, den 13.

Diefflen · In der Buchhandlung Drachenwinkel in Diefflen gibt es einen „Black Stories“-Abend: Das verbirgt sich dahinter

 Jens Schumacher und Corinna Harder haben gemeinsam schon mehrere Editionen des Spiels „Black Stories“ erdacht.

Jens Schumacher und Corinna Harder haben gemeinsam schon mehrere Editionen des Spiels „Black Stories“ erdacht.

Foto: E. Armknecht

Jede Menge düsterer Rätselgeschichten sollen die Besucher am Freitag, 13. März, in der Buchhandlung Drachenwinkel in Diefflen lösen. Jens Schumacher stellt ab 20 Uhr seine neuen „Black Stories“ vor, die er zusammen mit Corinna Harder erdacht hat. Was die Besucher im Drachenwinkel und insbesondere in der neuen „Horror-Movies“-Edition der „Black Stories“ erwartet, hat der Autor und Spieleerfinder vorab im Interview verraten.

Herr Schumacher, am kommenden Freitag stellen Sie im Drachenwinkel zwei neue Editionen der „Black Stories“ vor. Wie genau funktioniert das Spiel?

SCHUMACHER Es geht darum, den Mitspielern das Ende einer möglichst makabren und geheimnisvollen Geschichte mit wenigen Worten zu schildern. Die Mitspieler müssen dann versuchen, mithilfe von Ja-Nein-Fragen zu rekonstruieren, welche abstrusen Verkettungen von Dummheiten oder Zufällen zu diesem Ergebnis geführt haben. „Black Stories“ lassen sich schon mit zwei Spielern spielen, am besten geht es aber mit vier bis fünf Personen aufwärts – und zwei bis drei Flaschen Wein aufwärts.

Woher kommt die Grundidee der „Black Stories“?

SCHUMACHER „Black Stories“ gibt es schon seit vielen Jahrzehnten. Unter anderem nannte man sie früher Laterale oder Denkpuzzles. Die ersten Kartensets beim Moses-Verlag unter dem Titel „Black Stories“ publizierte Holger Bösch ab 2004, zunächst über urbane Mythen. Als meine Co-Autorin Corinna Harder und ich vor zehn Jahren einstiegen, fingen wir an, reale Begebenheiten und kulturelle Hintergründe zu bearbeiten – wie jetzt bei der „Horror-Movies“-Edition.

Sind Horrorfilme ein Thema, das Sie auch privat interessiert?

SCHUMACHER Ich habe schon seit Jahren darauf gewartet, dazu eine „Black Stories“-Edition zu machen. Ich komme ja aus diesem Bereich, meine ersten Bücher waren Horrorliteratur. Ich habe einen Großteil der 90er-Jahre damit verbracht, seltene Horrorfilme zu importieren, die es hierzulande nicht gab, um mir diese dann mit meinem damaligen Co-Autor Jens Lossau zu Gemüte zu führen.

Geht es in der Edition nur um diese seltenen Filme oder auch um bekanntere?

SCHUMACHER Es sind viele Mainstreamfilme und Klassiker enthalten, von „Psycho“ über „Nosferatu“ bis hin zu Freddy und Jason. Es gibt aber auch ein paar Insider-Juwelen und ultraharte Außenseiter, zum Beispiel aus der italienischen Zombie-Welle der späten 70er und frühen 80er Jahre.

Viele dieser Filme sind ja bis heute in Deutschland nicht offiziell erhältlich. War das von Seiten des Verlags ein Problem?

SCHUMACHER Das war kein arges Problem – der Verlag ist einiges gewohnt und die Klientel der „Black Stories“ auch. Wir haben aber vorsichtshalber zum ersten Mal „ab 16“ auf die Schachtel geschrieben, um zu vermeiden, dass dasselbe passiert wie damals bei der Krimi-Edition: dass Eltern sich beim Verlag beschweren, das Spiel – in dem es explizit um Morde in der Literatur geht – sei viel zu gruselig für ihr Kind im Grundschulalter, was es zweifellos war.

Hat jemand, der die jeweiligen Filme nicht kennt, eine realistische Chance, die „Black Stories“ zu lösen?

SCHUMACHER Das ist bei den Kultur-Themen immer ein bisschen schwierig. Um die Chancen gerecht zu verteilen, heben wir häufig auf einzelne Aspekte oder Episoden eines Films ab – zum Beispiel auf eine bestimmte Mordmethode. Es ist also nicht so, dass man den ganzen Film rekonstruieren muss.

Neben der „Horror-Movie“-Edition erscheint auch die „Epic-Fails“-Edition, in der es, wie bereits in einigen vorherigen, um reale Missgeschicke geht. Finden Sie da überhaupt noch neue Geschichten?

SCHUMACHER Bei der Recherche zu jeder neuen derartigen Edition stoßen wir auf so unglaublich viele neue Dinge, dass wir jedes Mal denken, wir müssen direkt noch eine schreiben. Solange Menschen irgendwo dummes Zeug machen, wird uns der Stoff dafür nicht ausgehen.

Sie setzen sich ja bereits seit vielen Jahren mit Mord, Totschlag und Horrorthemen auseinander. Können Sie nachts noch ruhig schlafen?

SCHUMACHER Mit Horror habe ich mich ja nur in seiner fiktionalen Form auseinandersetzt und konnte das schon als junger Mensch sehr gut trennen. Ich habe nie Alpträume nach Horrorfilmen und -romanen gehabt. Bei den realen Unfällen und Katastrophen wählen wir bewusst am liebsten solche aus, die auf Dummheit oder Unvorsichtigkeit der Leute zurückgehen. Da flüchte ich mich dann in die Hoffnung, dass ich ja viel zu intelligent wäre, als dass es mich treffen könnte. Was mich nachts eher wach halten würde, wären Dinge, die in der realen Welt passieren und die ich nicht beeinflussen kann, soziale Umwälzungen oder Katastrophen im häuslichen Bereich.

Sie haben schon rund 20 Editionen „Black Stories“ veröffentlicht. Wie geht es weiter?

SCHUMACHER Zwei weitere „Black-Stories“-Editionen werden pünktlich zum Weihnachtsgeschäft erscheinen. Die sind bereits fertig, werden gerade produziert. Aktuell schreiben wir schon die erste neue Edition für 2021. Ich darf noch nicht verraten, um was genau es geht, aber die Geschichten werden wieder einen realen Hintergrund haben. Im August erscheinen darüber hinaus fünf neue Produkte von mir – Bücher sowie Spiele –, die nichts mit „Black Stories“ zu tun haben, aber alle auf ihre ganz eigene Art spannend sein werden.

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