In Dillingen werden besonders schlaue Sprösslinge individuell gefördert

Rentrisch · Bei der Förderung von hochbegabten Kindern ist das Saarland Vorreiter. Spielen ist in einer speziellen Beratungsstelle in Dillingen weniger wichtig, dafür wird schonmal über Themen wie atomare Katastrophen diskutiert.

 In der Beratungsstelle in Dillingen werden hochbegabte Kinder gefördert. Foto: Beratungsstelle

In der Beratungsstelle in Dillingen werden hochbegabte Kinder gefördert. Foto: Beratungsstelle

Foto: Beratungsstelle

Dämmriges Licht umgibt die Gruppe im Westwallbunker WH 337 in Rentrisch . "Was würde wohl passieren, wenn draußen eine Atombombe fällt?", fragt der Führer Joachim Nicklaus. Szenarien atomarer Katastrophen werden gesponnen. Die Sprache kommt auf Fukushima. "Kinder dürfen dort nur kurz draußen spielen", meldet sich jemand zu Wort. Ein anderer verweist auf Tschernobyl, "vor ein paar Jahren". 1986, bestätigt Nicklaus und lächelt in die Runde der zehn Grundschüler.

"Hochbegabte Kinder lernen anders. Sie lernen von den Aussagen anderer und kombinieren das mit eigenem Wissen", erklärt Herbert Jacob, Leiter der Beratungsstelle Hochbegabung in Dillingen. In der ehemaligen Grundschule in Rentrisch , wenige Meter vom Bunker entfernt, treffen sich die sieben- bis zehnjährigen Kinder jeden Freitag. Der Ausflug ist eine Ausnahme. Normalerweise erarbeiten die Kinder in der Fördergruppe den Stoff, den sie zuvor per Abstimmung selbst ausgewählt haben. Alleine und in kleinen Gruppen beschäftigen sie sich gerade mit Meeren und Ozeanen.

An diesem Tag ist Ingar Ahl zu Gast und blickt den Kindern über die Schulter. Ahl ist Vorstandsmitglied der Karg-Stiftung, die sich für die Hochbegabtenförderung einsetzt. "Das Saarland ist bundesweit ein Vorreiter", sagt er. Hochbegabte Kinder werden hier schon lange gefördert. Die Erfahrungen, die Ahl bei dem Besuch sammelt, gebe er an andere Einrichtungen weiter, sagt er. Er geht zwischen den Tischen umher, schaut sich die Arbeit der Grundschüler an. Die Kinder basteln eine Karte mit Tiefseezonen und Tieren, die in diesen Zonen leben. "Der Pelikan-Aal ist in der dunklen Tiefseezone", sagt der achtjährige Marcel. Die Erwachsenen blicken interessiert auf die Karte. "Dürfen wir jetzt weitermachen?", kommt es aus einer hinteren Ecke. Die Erwachsenen ziehen sich zurück. Jacob grinst: "Eigentlich erwartet man eher die Frage, ob sie nun spielen können."

Die Kinder sind heute nicht unbedingt begabter als früher, ihre Begabung wird nur eher erkannt, sagt Ahl. Dennoch blieben viele Begabungen unentdeckt, beispielsweise bei Kindern aus ausländischen und sozial benachteiligten Familien. "Das Kind bleibt ein ganz normales Kind, auch wenn es in der Bildung weit voran ist", betont Ahl. Er rät davon ab, Schulklassen zu überspringen, weil die Kinder dadurch oft Probleme im sozialen Umgang bekämen. In der Hochbegabtenförderung gehe es auch nicht darum, Schulstoff vorwegzunehmen. Stattdessen werden die Kinder sensibilisiert, Themen in Zusammenhang zu bringen und sich selbst zu erschließen, erklärt Ahl.

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