„Im Kranz der zwölf Städte“

Dillingen · Heute vor 65 Jahren übergab Ministerpräsident Johannes Hoffmann in Dillingen die Urkunde zur Verleihung der Stadtrechte. 1939, also vor 75 Jahren hatte es die erste Initiative zur Erlangung der Stadtrechte gegeben.

 Zum Festtag zur Erhebung in den Rang der „Stadt Dillingen/Saar“ war die Herrenstraße hübsch hergerichtet.

Zum Festtag zur Erhebung in den Rang der „Stadt Dillingen/Saar“ war die Herrenstraße hübsch hergerichtet.

 Der damalige Ministerpräsident Johannes Hoffmann, JoHo, mit der Urkunde: Dillingen erhält die Stadtrechte. Fotos: Archiv Dillingen

Der damalige Ministerpräsident Johannes Hoffmann, JoHo, mit der Urkunde: Dillingen erhält die Stadtrechte. Fotos: Archiv Dillingen

Der Dillinger Bürgermeister Dr. Albert Kronenberger hatte im Juli 1939 einen ersten Antrag auf Verleihung der Stadtrechte gestellt. Der wurde aber wegen des Kriegsausbruchs im September zurückgestellt. Neun Jahr später beschloss der Gemeinderat erneut, die Regierung des Saarlandes um die Verleihung der Stadtrechte zu bitten. Im Juli 1949 konnte Bürgermeister Peter Lamar verkünden, dass Dillingen die Stadtrechte verliehen werden sollen.

1949 litt Dillingen noch sichtlich unter den Folgen des Zweiten Weltkriegs. Bei Kriegsende waren fast die Hälfte aller Wohnungen und viele öffentliche Einrichtungen schwer oder total zerstört, Brücken waren unpassierbar, Straßen und Plätze mit Schutt und Bomben trichtern übersät. Industriebetriebe waren lahmgelegt. Vier Jahre später waren aber schon große Teile der Schäden beseitigt, das öffentliche Leben war wieder in Gang gekommen.

Bürgermeister Peter Lamar schrieb in der Festschrift: "Trotz aller Not hat sich das wirtschaftliche und kommunale Leben stetig aufwärts entwickelt. Wenn wir weiter so zielstrebig arbeiten wie bisher, dann wird auch unsere junge Stadt wieder im alten Glanz erstehen." Ministerpräsident Johannes Hoffmann lobte: "Im Kranz der zwölf Städte des Saarlandes ist Dillingen nicht die unbedeutendste. Seine Geschichte, seine industrielle Bedeutung und seine geographische Lage waren geeignete Voraussetzungen für die Stadtwerdung. Nicht zuletzt aber verdiente der gute Geist seiner Bürgerschaft die in der Verleihung der Stadtrechte liegende Anerkennung."

Die Urkunde zur Verleihung der Stadtrechte wurde am Donnerstag, 1. September 49, unterzeichnet, ihre Übergabe erfolgte im Festakt am Sonntag, 4. September. Die Feierlichkeiten spiegeln die optimistische Stimmung des Wiederaufbaus. Am Vorabend finden ein Handball- und ein Fußballspiel statt, sämtliche Dillinger Kirchen lassen ihre Glocken läuten, und ein Festkommers in Pachten zeigt die Verbundenheit mit dem Stadtteil. Der Sonntag beginnt mit Festgottesdiensten in allen Kirchen vor dem eigentlichen Festakt. Zu ihm erscheinen Vertreter der Landesregierung mit Johannes Hoffmann an der Spitze, Gilbert Grandval, als Hoher Kommissar der Vertreter Frankreichs, sowie zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens.

Nach einem Festessen eröffnet Bürgermeister Lamar am Nachmittag die neue Volksschule in der Herrenstraße. Auf dem Weinligplatz findet ein Konzert statt, und über die Stadt verteilt werden Sportwettkämpfe ausgetragen. Ein Fackelzug und Feuerwerk sowie Tanz in allen Sälen der Stadt beschließen den Festtag.

65 Jahre später blickt Bürgermeister Franz-Josef Berg fast nostalgisch auf die Geburtsstunde der Stadt zurück: "Obwohl wir als Gemeinwesen über 2000 Jahre alt sind und schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts städtischen Charakter hatten, mussten wir bis 1949 warten, um den Status einer Stadt zu erlangen. Obwohl die Kriegsschäden noch überall zu sehen und spüren waren, machte sich die Stadt auf, die Zukunft zu gestalten und zu planen. Optimistisch blickten die Bürger in die Zukunft. An ihnen sollten wir uns ein Vorbild nehmen."

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