„Ich habe mich immer an den Eid gehalten“

50 Jahre im öffentlichen Dienst, acht Jahre Erster Beigeordneter der Stadt Saarlouis: Klaus Pecina, Bürgermeister für Finanzen und Soziales, ab 1. Januar im Ruhestand, blickt zurück. Im Gespräch mit SZ-Redakteur Johannes Werres findet er klare Worte zur Kommunalpolitik.

 Klaus Pecina Foto: Thomas Seeber

Klaus Pecina Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Herr Pecina, was war die schönste Sache, mit der Sie als Bürgermeister befasst waren?

Klaus Pecina: Ich denke gerne an die Einrichtung des Kinder-, Jugend- und Familienhauses in der Lisdorfer Straße zurück. Wer sich heute anschaut, was dort alles stattfindet, wird überrascht sein. Das war für mich eine der wichtigsten Entscheidungen im sozialen Bereich in meiner Amtszeit. Im Bereich Finanzen war es die Einführung der Doppik, der doppelten Buchführung, die wir in Saarlouis als eine der ersten Kommunen eingeführt haben, und das gleich mit einem Doppelhaushalt.

Woran erinnern Sie sich nicht gern?

Pecina: Eigentlich nur die Sache mit den Forderungen nach Ersatz für einen bis heute nicht bezifferten angeblichen Schaden, den die frühere Geschäftsführung der Wirtschaftsbetriebe, der WBS, verursacht haben soll. Sie ist politisch so hoch gespielt worden, obwohl im Grunde überhaupt nichts dran ist. Letztlich ging es nur darum, dass der Saunabau am Hallenbad teurer geworden ist als geplant. Fakt ist, dass die Stadt hierfür eine Gegenleistung, nämlich eine attraktive Sauna erhalten hat, die politisch gewollt und auch beschlossen wurde. Hinzu kamen weitere notwendige Sanierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen, die den heutigen Standards entsprechen. Das hätte auch in Billigausführung gemacht werden können, würde aber nicht dem Anspruch, dass wir Premium-Klasse sein wollen, entsprechen.

Wie hält man das aus, wenn die eigene Partei im Rat eine Vorgabe macht, die man selbst ablehnt? Ich denke an das Stadtgarten-Bad und Ihre Partei, die CDU. Sie wollte als Teil der Jamaika-Koalition das Bad, Sie selbst lehnten es ab.

Pecina: Ich habe damit überhaupt kein Problem gehabt. Ich habe immer darauf hingewiesen, dass ich als Erster Beigeordneter nicht Mitglied des Stadtrates bin. Ich habe einen Eid geschworen, bevor ich das Amt angetreten habe, und an den habe ich mich immer gehalten. Und als ich selbst noch im Stadtrat war, habe ich mich nie für etwas hergegeben, von dem ich nicht überzeugt war, dass es gut war für die Stadt. Natürlich hätte ich auch gern ein neues Stadtgartenbad gebaut. Aber man muss doch sehen, was machbar ist und was nicht. Was mir da durchaus wehgetan hat, war: Ich bin durch die Politik, durch die Parteien der Großen Koalition ins Amt gekommen. Nach der Koalitionsvereinbarung übernahm ich auch Funktionen, die eigentlich zum OB gehören, nämlich den Vorsitz in den Aufsichtsräten der WBS, der PHG und der GBS. Da vertrete ich dann die Stadt - aber meine Stimme wurde immer der Partei zugerechnet. Man glaubte also automatisch, oft ohne Rücksprache, meine Stimme zu haben. Das war aber nicht immer der Fall, zum Beispiel beim Schwimmbad. Da habe ich mir von Einzelnen aus der jetzigen Koalition Vorhaltungen machen lassen müssen.

Wie wird sich die Finanzlage der Stadt Saarlouis entwickeln?

Pecina: Auf der einen Seite sehe ich, dass die Wirtschaft in gutem Fahrwasser ist. Von daher sehe ich für den Haushalt selbst keine Probleme. Auf der anderen Seite könnten Probleme bei unseren städtischen Gesellschaften auftreten, für die die Stadt ja einstehen muss. Und dann könnte es für den Haushalt auch ganz anders kommen.

Sie sind sehr lange in der Kommunalpolitik. Teilen Sie die Auffassung vieler, die Arbeit in Rat und Verwaltung habe sich sehr verändert?

Pecina: Viel anders ist es nicht geworden. Es war früher hier und da so, dass die Verwaltung und der Rat besser zusammengearbeitet haben. Im Moment ist es mehr oder weniger so, dass es oftmals nur noch um Schuldzuweisungen und Besserwisserei bis hin zur krankhaften Selbstdarstellung geht. Weniger darum, bei wichtigen kommunalpolitischen Aufgaben einen gemeinsamen Weg zu dem von allen angestrebten Ziel zu finden. Und aus Sicht der Verwaltung erschwert die größere Anzahl der Gruppierungen im Rat die Arbeit. Das könnte auch anders laufen. Ich denke an die Zeit der Großen Koalition, da ist es so gelaufen, wie man sich es in einer Kommune eigentlich vorstellt.

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