Gewerkschaft fordert grundlegende Änderung der Politik

Dillingen/Völklingen. Der kleine Leon Pohl (4) aus Saarlouis begleitet seinen Vater Jörg regelmäßig zu den Delegiertenversammlungen des IG-Metall-Verwaltungsbezirkes Völklingen

 Robert Hiry, 1. Bevollmächtigter, sprach auf der Delegiertenversammlung. Foto: Engel

Robert Hiry, 1. Bevollmächtigter, sprach auf der Delegiertenversammlung. Foto: Engel

Dillingen/Völklingen. Der kleine Leon Pohl (4) aus Saarlouis begleitet seinen Vater Jörg regelmäßig zu den Delegiertenversammlungen des IG-Metall-Verwaltungsbezirkes Völklingen. Wie es Menschen seiner Generation später ergehen wird, ob sie in ständiger Angst um den Arbeitsplatz leben müssen oder in Wohlstand und sozialer Sicherheit, nicht zuletzt diese Frage beschäftigte die Gewerkschafter auf der jüngsten Delegiertenversammlung in der Stadthalle Dillingen. Denn, so Robert Hiry, Erster Bevollmächtigter, noch mehr als früher würden vor allem junge Menschen um ihre Lebensperspektiven "betrogen", gerade jetzt in den Zeiten der globalen Krise. Die Politik der vergangenen Jahre habe sich stark an den Interessen der Wirtschaft orientiert, das räche sich jetzt. Mit der Kampagne "Gemeinsam für ein gutes Leben" wollen sich die Metall-Gewerkschafter dafür einsetzen, dass die Menschen wieder in den Mittelpunkt des politischen Handelns rücken. Damit nicht "nach der Krise vor der Krise ist", forderte Hiry eine grundlegende Änderung der Politik. Die gleiche Auffassung vertrat Guido Lesch, 2. Bevollmächtigter des Verwaltungsbezirkes Völklingen. Ein besseres und gerechteres Wirtschaftssystem sei möglich, so Lesch vor den 125 Delegierten. Eines, das Mensch und Natur diene, globale Solidarität und Nachhaltigkeit unter demokratischer Kontrolle vereine. "Wir müssen die Lackschuhträger und Zocker, die die Krise verursacht haben, in die Schranken weisen", sagte Lesch. Hiry ging in seinem Vortrag auf die massiven Auftragsrückgänge in der Metall- und Elektroindustrie ein, die zu verstärkter Kurzarbeit und der Gefahr von Entlassungen geführt hätten. Am Beispiel der Stahlindustrie rechnete der Gewerkschaftschef vor, wie dramatisch die Lage sei. Im letzten Quartal 2008 sei in Deutschland die Auftragslage im Vergleich zum Vorjahr um 47 Prozent eingebrochen, "so stark wie noch nie in der Nachkriegszeit". Trotzdem, so Hiry, sei zumindest bei der Dillinger Hütte Kurzarbeit derzeit noch "kein Thema". Dort würden zuerst einmal Überstunden abgebaut und Arbeitszeitkonten ausgeglichen. Schlechter sehe es im Stahlwerk Bous aus, sagte Hiry. Dort denke man über Kurzarbeit nach. Trotz der schlechten Lage fordert die IG-Metall, dass es keine Entlassungen geben dürfe. Die Belegschaften hätten durch hohe Flexibilität zu den hohen Gewinnen der vergangenen Jahre beigetragen, "jetzt verlangen wir, dass die Stahlunternehmer sich zu uns bekennen". Positiv sei die Entwicklung bei Ford in Saarlouis. Der Mutterkonzern habe das Ford-Werk in Saarlouis zum europäischen Kompetenzzentrum ausgerufen, was alle Spekulationen um möglichen Schicht- und Arbeitsplatzabbau beendet habe. Diese positive Entwicklung sei nicht zuletzt der "außergewöhnlich tollen" Arbeit des Betriebsrates und der Solidarität der Beschäftigten bei Ford zu danken. Auch mit der Mitgliederentwicklung der IG Metall zeigte sich Hiry zufrieden. Die Verwaltungsstelle in Völklingen verzeichne ein sattes Plus von zwei Prozent, was zu der Mitgliederzahl von 27 275 im Verwaltungsbezirk Völklingen führe.

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