Gemeinsam erleben sie echten Chor-Geist

Dillingen · 50 Jahre besteht jetzt der Madrigalchor Dillingen. Vier Gründungsmitglieder und weitere Sängerinnen und Sänger sagen, was der Chor für sie bedeutet.

 Sie bringen es zusammen auf 200 Jahre Madrigalchor Dillingen (von links): Die Gründungsmitglieder Otmar Schmitt, Günter Lehnen, Cilli Thirolf und Hans Grandmontagne. Foto: Thomas Seeber

Sie bringen es zusammen auf 200 Jahre Madrigalchor Dillingen (von links): Die Gründungsmitglieder Otmar Schmitt, Günter Lehnen, Cilli Thirolf und Hans Grandmontagne. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Vor einem halben Jahrhundert waren vier Musikfreunde dabei, als der Madrigalchor Dillingen (MCD) gegründet wurde, die jetzt mit der SZ sprachen: Cili Thirolf, Hans Grandmontagne, Günther Lehnen und Otmar Schmitt. Warum singen Sie (noch) im MCD?, wollten wir wissen.

Grandmontagne, 84 Jahre alt, fasst es ganz kurz, aber vielsagend zusammen: "Weil es einfach Spaß macht." Schmitt, 79, ist Tenor und hat auch als Solist gesungen. "Ich fühle mich als Sänger der ersten Stunde dem Chor verpflichtet. Ich bin dabei, ich bleibe dabei und hoffe, dass ich auch in zehn Jahren noch dabei bin", sagt er.

"Dafür gibt es menschliche und musikalische Gründe. Die Summe beider ist der Antrieb. Die Musik hat mich ein Leben lang begleitet, ist ein Teil meiner Persönlichkeit geworden", sagt Lehnen, 77. "Ich liebe es, neue Werke zu erarbeiten und zu sehen, wie da etwas wächst, das in ein Konzert mündet." Nachhaltig beeindruckt hat ihn die Fahrt nach Hoyerswerda im März nach dem Mauerfall, als die alten Strukturen noch existierten, die Begegnung mit Menschen, die nicht wussten, wie es weiter geht. Das war für ihn "erlebte Geschichte". Thirolf, 76, denkt zurück: "Die Umwandlung des Männerquartetts in den Madrigalchor gab einigen Ehefrauen die Möglichkeit, mit ihren Männern dem Hobby Chorgesang nachzugehen. Das führte dazu, dass auch ich zu den Gründungsmitgliedern zähle und nach 50 Jahren noch aktives Mitglied bin - und das mit viel Vergnügen."

Weitere langjährige MCD-Aktive erinnern sich ebenfalls voller Freude. Christa Birringer, 77: "Ich war 28 Jahre alt, als ich 1969 den Chor im Kirmeshochamt in Bardenbach hörte. Danach wollte ich unbedingt mitsingen. Deshalb bediente ich den Chor kurz danach in einem Restaurant, um ins Gespräch zu kommen. Montags drauf durfte ich vorsingen und wurde aufgenommen." Nach wie vor findet sie es faszinierend, klassische Chorwerke intensiv zu erarbeiten. "Ich kann so besser nachvollziehen, was Komponisten ausdrücken wollten. Wie durch geringfügige Änderungen der Tonart, Takte oder Tempi Stimmungen deutlich werden, begeistert mich immer wieder", schwärmt sie. Sie sieht "in der Nachwuchsförderung eine wichtige Aufgabe für die Zukunft, an der ich auch mit 77 Jahren mitwirken möchte".

Seit ihrem siebten Lebensjahr hat Gertrud Altrichter-Weth, 61, stellvertretende Vorsitzende des Chores, in Chören gesungen. 1996 kam sie mit ihrer Familie aus Köln ins Saarland zurück. "1998 wurde ich durch einen Artikel in der SZ auf den Madrigalchor aufmerksam, besuchte die nächste Probe und fühlte mich sofort akzeptiert", erzählt sie. Und fügt hinzu: "Mit etlichen Chormitgliedern fühle ich mich heute freundschaftlich verbunden."

Die Vorsitzende Christa Klein, 66, sagt: "Singen ist viel mehr für mich, als durch Singanimation gestaltete Freizeit. Ich bin von der Vision A. Schopenhauers inspiriert, der sagte: ,Musik ist die Melodie, zu der die Welt der Text ist'." Ihre Entscheidung, im MCD mitzusingen, ist 2004 "ganz bewusst gefallen. Das Singen kirchenmusikalischer Werke hatte ich schon 25 Jahre im Oratorienchor in Esslingen am Neckar eingeübt. Deshalb war es für mich wichtig, nach meiner Rückkehr ins Saarland ein adäquates Chorensemble zu finden, das sich mit der Interpretation klassischer Werke beschäftigt, mit Neuem auseinandersetzt, lernbereit und offen ist." Die reiche musikalische Tradition des Chors, anspruchsvolle Chorleitungen, die beachtliche Konzertqualität, das Gefühl sozialer Verbundenheit und der kulturelle Auftrag waren es dann auch ihr Motiv, im Februar 2017 den Vorsitz zu übernehmen.

Anja Ganz, 46, ist seit 2000 dabei. "Mir gefallen die Qualität des Chors, die gehobene Chorliteratur und die Freundschaft zwischen Alt und Jung. Man findet immer ein Gesprächsthema. Musik ist alterslos", lobt sie den Chor. "Die Alten sind der feste Stamm des Chors, auf die man sich immer verlassen kann." Ihr Lieblingswerk ist das Weihnachtsoratorium von Bach: "Das könnte ich jedes Jahr singen."

Zum Thema:

Madrigalchor gibt Jubiläumskonzert Zeit: Sonntag, 25. Juni, 19 Uhr Ort: Saardom Dillingen Mitwirkende: Madrigalchor Dillingen, Konzertensemble Saarbrücker-Sinfonietta, Elizabeth Wiles, Sopran, Algirdas Drevinkas, Tenor, Julian Younjin Kim, Bassbariton, Thomas Bernardy, Orgel. Programm: "Messe solennelle en l'honneur de Sainte Cecile" von Gounot, Eingangschor aus "Lobgesang" von Mendelssohn-Bartholdy, Schlusschor aus "Christus am Ölberg" von Beethoven, zwei Chöre aus "Die Schöpfung" von Haydn und Osterchor aus der Oper "Cavalleria rusticana" von Mascagni. Karten: 16 Euro im Vorverkauf, Abendkasse: 18 Euro; Schüler und Studenten: 10 Euro.Vorverkauf in der Dillinger Buchhandlung (Herrenstraße), über www.ticket-regional.de und bei allen mitwirkenden Chormitgliedern. Mehr zum Chorjubiläum lesen Sie auf .

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