Kelten und Römer: Pachten Für Kenner: Das Museum in Pachten

Pachten · Steinbänke aus einem Theater, Grabfunde, Inschriften: Das kleine Museum in Dillingen-Pachten hält sehenswerte Exponate aus dem römischen Dorf und dem spätantiken Kastell Pachten bereit.

 Unauffällig, aber die eigentliche Attraktion des Pachtener Museums: Sitzsteine eines Kulttheaters, in die keltisch-römische Namen eingeritzt wurden. Das war eine Art Platzreservierung.

Unauffällig, aber die eigentliche Attraktion des Pachtener Museums: Sitzsteine eines Kulttheaters, in die keltisch-römische Namen eingeritzt wurden. Das war eine Art Platzreservierung.

Foto: Johannes A. Bodwing

Dämmrig ist es im Gräberraum. Zwei fränkische Skelette liegen an einer Seite unter Glas im Boden, etwa 1400 Jahre alt, lang gestreckt und indirekt angeleuchtet. Auf der anderen Seite des Raumes sind drei quadratische Glasplatten. Darunter die Beigaben römischer Brandbestattungen. Von verdeckten Lampen angeleuchtet stehen dort Tonkrüge, Töpfe und Werkzeuge. „Was noch immer Begeisterung auslöst bei Besuchern ist dieser Raum mit den Gräbern“, schilderte Gertrud Schmidt bei einem Rundgang. Sie ist Vorsitzende des Fördervereins. Die beiden Skelette sind ein jüngerer Mann und eine ältere Frau, gefunden in Rammelfangen.

Die römischen Grabbeigaben zeigen Inhalte, die für jeweilige soziale Schichten und Geschlechter typisch waren. Bei Handwerkern beispielsweise sind Werkzeuge dabei, bei Frauen Schminktöpfe und Schmuck. Das Museum für Vor- und Frühgeschichte des Landkreises Saarlouis wurde 1990 in einem für die Region typischen Pachtener Bauernhaus eröffnet. Auf zwei Stockwerken präsentiert es Wissenswertes von der Geologie unseres Raumes über Funde der Stein- und Bronzezeit bis in die Zeit der Römer und Franken. Vor einigen Jahren kam die renovierte Scheune hinzu.

Sie wird für wechselnde Sonderausstellungen genutzt. Das Pachtener Museum liegt innerhalb eines ehemaligen römischen Kastells. Heute ist dort die Fischerstraße, wo vor etwa 1600 Jahren eine der 2,9 Meter dicken Mauern verlief. Das etwa 133 mal 152 Meter große Kastell gehörte zu einer dörflichen Siedlung, die vermutlich wenige Jahrzehnte vor Christus entstanden war. In ihr lebten bis zum 4. Jahrhundert Römer und Franken.

Das Kastell entstand womöglich erst um 300 n. Chr. Es gilt neben dem in Saarbrücken als einziges römisches Kastell im Saarland. In diesem „Vicus Contiomagus“ könnten bis zu 2000 Menschen gelebt haben, so Schätzungen. Sie lebten überwiegend von Handel, Gewerbe und Handwerk.

Wesentlich für Entstehung und Größe des Ortes war vermutlich die günstige Lage an der Saar. Eine weitere Rolle spielte wohl auch die schon damals wichtige Handelsstraße Metz-Mainz. Sie kam aus dem Niedtal und führte weiter durchs Primstal. Um 275/276 n. Chr. wurde die Siedlung im Laufe der Völkerwanderung zerstört und später wieder aufgebaut. Gegen Ende des 4. Jahrhunderts verlieren sich die Spuren der Besiedlung.

Der Name Contiomagus verweist auf den Zusammenfluss zweier Gewässer, vermutlich von Prims und Saar. Diese Bezeichnung steht auf dem im Museum ausgestellten „Contiomagus-Stein“. Gefunden wurde er 1955 bei Ausschachtungsarbeiten. Mehr als 200 Grabbeigaben stehen heute in Glasvitrinen im Obergeschoss. Sie stammen aus einem römischen Brandgräberfeld. „Das zählt zu den Größten im südwestdeutschen Raum“, berichtete Schmidt.

1950 wurde das Gräberfeld in der Margarethenstraße entdeckt. Um die 560 Gräber konnten frei gelegt werden. Da etliche Stätten durch Bauarbeiten zerstört waren, dürfte das frühere Ausmaß wesentlich größer gewesen sein. Dieses Gräberfeld befand sich außerhalb der Siedlung.

Dort wurden die Verstorbenen verbrannt, ihre Asche und Knochenreste in einer Urne gesammelt. Die Beisetzung erfolgte oftmals mit Münzen für den Fährmann im Totenreich. Zu den weiteren Funden gehörte unter anderen ein Faltenbecher, an dem sich Vertiefungen und Wülste abwechseln. „Den konnte man auch noch halten, wenn man was getrunken hatte“, erklärte Schmidt. Aber auch Terrakottafiguren gibt es, die aus Kindergräbern stammen dürften. Sie werden als Spielzeug gedeutet.

In einer weiteren Vitrine steht so genannte belgische Töpferware. Denn Contiomagus gehörte zur römischen Provinz Belgica. Ein besonderer Stein galt einem kleinem Jungen. Ursus war drei Jahre und 46 Tage alt geworden. Die Inschrift zu seinem Grab enthält das von zwei Tauben umgebene Christusmonogramm XP. Dies gilt als Hinweis auf frühe Christen im Raum des heutigen Pachten.

Auf das Alltagsleben gehen erklärende Tafeln ein, auf die Wasserversorgung mittels Rohren aus Holz und Ton sowie Fußbodenheizungen in römischen Häusern. Dargestellt wird außerdem eine Münzerwerkstatt. Die wurde ursprünglich als Falschmünzerei interpretiert. Doch das römische Recht verbot nur die Herstellung von Gold- und Silbermünzen. Metallgießer konnten also ohne Risiko Bronzemünzen herstellen. Und immer wieder mangelte es an Kleingeld für Geschäfte.

Die Pachtener Münzerei bestand aus einer vier mal sechs Meter großen Werkstatt und einem 3,6 mal 1,2 Meter großen Brennofen. Daraus fanden sich über 2000 Tonformen zu 141 verschiedenen Münzen aus dem 2. und 3. Jahrhundert. Oft stammten hier Vorder- und Rückseite von verschiedenen Münzen. Die Ausstellung enthält zudem Sitzsteine eines Kulttheaters.

Die waren später in die Fundamente des Kastells eingearbeitet worden. Auf den länglichen Steinquadern sind Namen eingeritzt, die auf die Vermischung keltischer und römischer Kultur hindeuten. Darunter sind die Namen von Mediomatrikern, Treverern und Römern. In der Galerie über der ehemaligen Scheune finden Sonderausstellungen statt. Derzeit sind dies Funde aus den Grabungen auf dem Gelände der Dillinger Hütte sowie rekonstruierte Deckenteile einer Villa in Niedaltdorf.

 Gertrud Schmidt und Hans-Walter Plewka vom Förderverein halten das Römer-Museum Pachten ehrenamtlich am Laufen.

Gertrud Schmidt und Hans-Walter Plewka vom Förderverein halten das Römer-Museum Pachten ehrenamtlich am Laufen.

Foto: Johannes A. Bodwing
 Rote, verzierte Haushaltsware, unter anderem die rot glänzende Terra sigillata, war Bestandteil von Grabbeigaben im römischen Pachten. 

Rote, verzierte Haushaltsware, unter anderem die rot glänzende Terra sigillata, war Bestandteil von Grabbeigaben im römischen Pachten. 

Foto: Johannes A. Bodwing
 Einziger Hinweis: Aus dieser Inschrift geht hervor, dass Pachten bei den Römern Contiomagus geheißen haben dürfte.   

Einziger Hinweis: Aus dieser Inschrift geht hervor, dass Pachten bei den Römern Contiomagus geheißen haben dürfte.  

Foto: Johannes A. Bodwing
 Kaiser Neros Abbild, gefunden auf einer Münze in Pachten.

Kaiser Neros Abbild, gefunden auf einer Münze in Pachten.

Foto: Johannes A. Bodwing

Das Museum für Vor- und Frühgeschichte in Pachten ist geöffnet sonntags von 15 bis 18 Uhr und für Gruppen nach Vereinbarung unter Telefon (0 68 31) 709 212. Eintritt frei. Das Museum befindet sich mitten im alten Pachten, in der Fischerstraße 2.

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