Fischereiverband: Nur wenige Angler verhalten sich unmoralisch

Dillingen · Sportangeln, bei dem der Wettkampf im Vordergrund stehe, sei nicht durch das Tierschutzrecht gedeckt, kritisierte der Tierschutzbeauftragte. Dies sei ein Randphänomen, sagt der Fischereiverbands-Präsident.

Angelveranstaltungen, bei denen nicht der Nahrungsgewinn im Vordergrund steht, seien unter saarländischen Anglern eine Randerscheinung. Nur eine Minderheit nehme die geangelten Fische nicht mit nach Hause, in Deutschland seien dies weniger als fünf Prozent aller Angler , teilt der Fischereiverband Saar auf SZ-Anfrage mit und reagiert damit auf die Kritik des Landestierschutzbeauftragten Hans-Friedrich Willimzik. Dieser hatte in seinem zweiten Tätigkeitsbericht scharfe Kritik am Sportangeln geübt. "Wie der Begriff schon zum Ausdruck bringt, steht hier nicht die Gewinnung von Nahrungsmitteln im Vordergrund, sondern eindeutig der Sport. Wenn dann bei diesem Sport auch noch Angelhaken mit Widerhaken eingesetzt werden, hört das Verständnis der meisten Mitbürger auf", schreibt Willimzik. Solche Veranstaltungen seien "in keiner Form durch unser Grundgesetz oder durch das Tierschutzgesetz zu rechtfertigen" (wir berichteten).

Der Fischereiverband betont, dass in den Veranstaltungen, die der Verband befürwortet, nicht der Wettbewerbsgedanke im Vordergrund stehe. "Diese Veranstaltungen dienen der Hege des Fischbestandes. Die gefangenen Fische dienen als Nahrungsmittel oder einer Umbesetzmaßnahme. Insbesondere in bestandsgeschädigten Gewässern, beispielsweise durch einen Kormoranbefall, ist der Besatz mit Fischen aus der jeweiligen Region durchaus sachgerecht", teilt Fischereiverbands-Präsident Andreas Schneiderlöchner mit. Insgesamt zählten die Vereine, die sich dem Fischereiverband Saar angeschlossen haben, rund 15 000 Mitglieder.

Handelsübliche Haken verfügten inzwischen über einen nur noch minimal ausgeprägten Widerhaken, der den Fisch zwar noch halte, aber auch wieder schnell entfernt werden könne. Es gebe "keine relevanten Unterschiede im Hinblick auf zu erwartende Verletzungen zwischen konventionellem Haken mit und Schonhaken ohne Widerhaken". Der Fischereiverband lege bei der Ausbildung besonderen Wert auf waidgerechtes Verhalten.

Uneins sind Tierschutzbeauftragter und Fischereiverband, wenn es um die Frage geht, ob Fische Schmerz empfinden. "Auch Fische empfinden Schmerzen! Ich hoffe nicht, dass vonseiten der Tiernutzer dieses in Abrede gestellt wird. Wenn wir auf dieser Basis in eine sachliche Diskussion einsteigen, sollte am Ende ein von allen Seiten akzeptierter Kompromiss zu finden sein", schreibt Willimzik. Fischschmerz sei wissenschaftlich nicht belegt, entgegnet Schneiderlöchner. Er plädiert unter Verweis auf den Berliner Professor für integratives Fischereimanagement, Robert Arlinghaus, dafür, sich an "objektiven Kriterien" wie Stress, Gesundheit und Wachstumseinbußen zu orientieren und diese negativen Auswirkungen wann immer möglich zu minimieren. "Fische erfahren während des Fang- und Handlingsvorgangs zweifellos Stress und durch den Haken eine Verletzung. Jeder verantwortungsbewusste Angler - und das sind die im Fischereiverband Saar organisierten Angler des Saarlandes - möchte diese Einflüsse durch angemessene Gerätewahl und behutsames Handling vermeiden, unabhängig davon, ob Fische Schmerzen empfinden oder nicht", so Schneiderlöchner. Es sei wichtig, dass durch die "fehlende Empathie beziehungsweise die unmoralische Intention einiger weniger Protagonisten" nicht der Einsatz der Anglerschaft zum Gewässer- und Artenschutz vergessen werde. "In einem persönlichen Telefonat mit dem Landestierschutzbeauftragten hat dieser die großen Verdienste des Fischereiverbands Saar um den Tierschutz selbst angesprochen", teilt der Verbandspräsident mit und zeigt sich offen für weitere Gespräche. Gelegenheit dafür gebe es bei den Sitzungen des Stiftungsrates der Tierschutzstiftung Saar , dem sowohl er als auch Willimzik angehören.

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