Eine spannende Zeit endet nach neun Jahren

Frau Linster, wie ist es für Sie, wieder hier in ihrem alten Domizil zu sitzen?Linster: Sehr vertraut. Wir hatten ja auch ein sehr gutes Arbeitsverhältnis. Warum haben Sie dann aufgehört?Linster: Ich wollte mich der Arbeit in meinem Verlag, dem Kelkel-Verlag, widmen. Da fallen immer mehr Aufgaben an. Außerdem war ich neun Jahre bei der Verbraucherzentrale

 Heike Linster (links), die ihren langjährigen Dienst bei der Verbraucherzentrale Dillingen beendet hat, begrüßt Nachfolgerin Brigitte Paul im Amt. Foto: Thomas Seeber

Heike Linster (links), die ihren langjährigen Dienst bei der Verbraucherzentrale Dillingen beendet hat, begrüßt Nachfolgerin Brigitte Paul im Amt. Foto: Thomas Seeber

Frau Linster, wie ist es für Sie, wieder hier in ihrem alten Domizil zu sitzen?

Linster: Sehr vertraut. Wir hatten ja auch ein sehr gutes Arbeitsverhältnis.

Warum haben Sie dann aufgehört?

Linster: Ich wollte mich der Arbeit in meinem Verlag, dem Kelkel-Verlag, widmen. Da fallen immer mehr Aufgaben an. Außerdem war ich neun Jahre bei der Verbraucherzentrale. Das war eine spannende Zeit, die für mich aber irgendwann vorbei war.

Hat sich die Arbeit in der Verbraucherzentrale in den vergangenen neun Jahren sehr verändert?

Linster: Ja. Ich habe den Eindruck, dass viele Verbraucher unselbstständiger geworden sind. Sie erwarten von der Verbraucherzentrale ein Rundum-Sorglos-Paket. Früher haben wir mehr beraten und Tipps zur Selbsthilfe gegeben, heute müssen wir uns immer häufiger selbst einschalten. Das kann man vielen aber auch gar nicht vorwerfen. Die Fälle sind komplexer geworden und die Menschen kommen allein nicht mehr weiter.

Was meinen Sie damit, die Verbraucher sind unselbstständiger geworden?

Linster: Die Menschen geben die Verantwortung leichter ab. Ein Beispiel sind viele Jugendliche. Ich bin in meiner Zeit bei der Verbraucherzentrale viel in Schulen gegangen und habe achten bis zehnten Klassen versucht, den Umgang mit Geld, ein Basiswissen über Geld, zu vermitteln. Dieses Basiswissen ist meines Erachtens leider immer weniger vorhanden, in den Lehrplänen der Schulen spielt es zum Beispiel kaum eine Rolle. So erliegen sie mehr den Versuchungen, etwa teure Verträge anzuschließen. Das betrifft aber nicht nur Jugendliche. Beim Hausbau oder bei der Sanierung von Immobilien etwa informiert man sich doch vorher auch genauer. Aber im Bereich der Telekommunikation, der Gewinnspiele, anderer Verträge scheint das nicht mehr der Fall zu sein. Zu uns kommen die Leute erst, wenn sie reingefallen sind - und wir sollen sie dann rausholen. Auf der anderen Seite ist die Welt auch komplexer geworden. Früher hat man einfach mit Kleingeld aus einer Telefonzelle angerufen, wenn man unterwegs jemanden zu Hause erreichen wollte. Heute gibt es unendlich viele Handytarife, unter denen man wählen muss. Da verlieren viele Verbraucher schnell die Übersicht.

Paul: Die Verbraucher müssen sich wieder mehr informieren. Und wenn ein Angebot zu verlockend ist, sollten bei einem gleich die Alarmglocken schrillen.

Welche Themenschwerpunkte gab es in ihren Jahren bei der Verbraucherzentrale?

Linster: Die Themen kommen ja immer in Wellen. Es ging aber immer wieder um Probleme im Bereich der Telekommunikation. Das ist eben auch ein Markt, der stark umkämpft ist. Und die Leute denken, wenn ein Anbieter ein viel billigeres Angebot als andere hat, muss er dennoch denselben Service bereitstellen. Das ist meistens nicht so.

Paul: Momentan sind übrigens wieder E-Mails im Umlauf, die sogenannte Trojaner enthalten. Oft sind es angebliche Rechnungen von Anbietern. Die vermeintlichen Rechnungen werden als Zip-Datei im Anhang verschickt. Wenn die geöffnet wird, wird ein Trojaner auf dem Computer installiert, der Daten ausspähen kann. Diese E-Mails einfach löschen und auf keinen Fall die Datei im Anhang öffnen.

Linster: Eine Sache möchte ich zum Abschluss noch sagen. Ohne die Stadt Dillingen, die uns das Haus für eine sehr günstige Miete überlässt, wäre die Arbeit hier kaum in diesem Umfang möglich.

 Heike Linster (links), die ihren langjährigen Dienst bei der Verbraucherzentrale Dillingen beendet hat, begrüßt Nachfolgerin Brigitte Paul im Amt. Foto: Thomas Seeber

Heike Linster (links), die ihren langjährigen Dienst bei der Verbraucherzentrale Dillingen beendet hat, begrüßt Nachfolgerin Brigitte Paul im Amt. Foto: Thomas Seeber

Paul: Und auch unsere Honoraranwälte der Kanzlei Schmitt & Haan leisten hier tolle Arbeit für einen Spottpreis. Dabei werden sie heute in weit größerem Umfang für uns tätig. Aufgrund der vielen Verbraucheranfragen wurde es vor vielen Jahren notwendig, hier in Dillingen mit vier Personen Rechtsberatung anzubieten. Denn oftmals dulden Fälle keinen Aufschub, weil Fristen eingehalten werden müssen.

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