Ein Priester des Friedens in Europa

Dillingen · Der Priester Franz Stock gilt als ein Wegbereiter Europas und wird vor allem in Frankreich verehrt. Eine Ausstellung bei der KEB in Dillingen informiert über sein Leben und Werk.

 Ein wissbegieriges Publikum schaut sich die Ausstellung in der KEB-Galerie an. Foto: Gerhard Alt

Ein wissbegieriges Publikum schaut sich die Ausstellung in der KEB-Galerie an. Foto: Gerhard Alt

Foto: Gerhard Alt

"Abbé Franz Stock ist nicht nur ein Name - er ist ein Programm." Dies hat Nuntius Roncalli, der spätere Papst Johannes XXIII . zur Einsegnung des Toten gesagt. Franz Stock, 1904 in Neheim (Sauerland) geboren und 1948 in Paris gestorben, hat zwar begeisterte Anhänger in Deutschland und vor allem in Frankreich , ist jedoch insgesamt noch nicht sehr bekannt. Das könnte sich ändern; zurzeit läuft ein Seligsprechungsverfahren. Jetzt informiert eine Ausstellung in der Galerie der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) im Kreis Saarlouis über den außergewöhnlichen Priester.

Franz Stock ist einer der wenigen, die im 20. Jahrhundert Vorbild einer orientierungslos gewordenen Generation sein konnten, und er gilt als einer der Wegbereiter Europas in Frieden. Er pflegte schon als Jugendlicher den Austausch mit Jugendlichen in Frankreich . Er wurde Pfarrer der deutschen katholischen Gemeinde in Paris .

Zur Zeit der deutschen Besatzung von Paris während des Zweiten Weltkrieges war er Seelsorger der Gefängnisse von Paris und hatte die Aufgabe, die zum Tode Verurteilten auf ihrem letzten Gang zum berüchtigten Mont Valérien zu begleiten. Über 2000 Menschen spendete er Trost und übermittelte meist illegal manche letzte Botschaft oder Habseligkeiten zu den Hinterbliebenen. Überwiegend handelte es sich um Widerstandskämpfer der "Résistance ".

Franz Stock machte keinen Unterschied, ob es sich um Atheisten, Kommunisten oder Christen handelte. Er begegnete den Menschen.

Als Kriegsgefangener in einem Lager bei Chartres hat Franz Stock von 1945 bis 1947 "das Priesterseminar hinter dem Stacheldraht" aufgebaut und geleitet, an dem über 900 Dozenten und Seminaristen teilnahmen. Darunter seien "großartige Männer", die nach dem Krieg für Frankreich und für Deutschland und nicht zuletzt für Europa sehr wichtig gewesen seien, sagte Nicolas Villeroy de Galhau.

Margret Dennemark hat die Wanderausstellung nach Dillingen vermittelt. Sie lebt in Neheim und ist die zweite Vorsitzende des Franz-Stock-Komitees für Deutschland. Sie sprach mit Engagement und Hochachtung über Franz Stock, schilderte, welch große Verehrung ihm gerade in Frankreich zuteil werde. Jetzt hoffe man, dass das Seligsprechungsverfahren positiv beendet werde, dazu würden derzeit 16 000 Blatt Dokumente im Vatikan geprüft.

Die Ausstellung kann noch bis 13. November im Oswald-von-Nell-Breuning-Haus in Dillingen , Friedrich-Ebert-Straße 14, besucht werden, montags bis donnerstags in der Zeit von 8 bis 16 Uhr, freitags zwischen 8 und 13 Uhr. Am kommenden Mittwoch, 12. November, 18 Uhr, spricht Dr. Jean-Marie Fèvre zum Thema: "Franz Stock und unser deutsch-französisches Schicksal". Der Eintritt ist frei, es wird aber um Anmeldung unter der Telefonnummer (0 68 31) 7 60 20 gebeten.

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