Ein Leben für die Hunde

Dillingen · Ferien, das bedeutet Sommer, Sonne und viel Freizeit. Doch wo die einen ihre Ferien genießen, müssen die anderen arbeiten. Die SZ stellt Leute vor, die in der schönsten Zeit des Jahres keinen Urlaub machen.

 Urlauber-Hund Skipper genießt die Aufmerksamkeit der Tierpflegerin Anja Heit. Fotos: Thomas Seeber

Urlauber-Hund Skipper genießt die Aufmerksamkeit der Tierpflegerin Anja Heit. Fotos: Thomas Seeber

 Auch der neunjährige Rufus liebt Streicheleinheiten.

Auch der neunjährige Rufus liebt Streicheleinheiten.

"Das letzte Mal so richtig Urlaub, also 14 Tage am Stück, hatte ich vor acht Jahren", erzählt Anja Heit, während sie dem fünfjährigen Rüden Skipper mit einer Bürste das Fell kämmt. "Für uns gibt's auch keinen Heiligabend oder Silvester. Tiere kennen keine Feiertage, sie brauchen uns jeden Tag", fügt die 46-Jährige an. Anja Heit ist Haupttierpflegerin im Bereich Hunde beim Hedwig-Trampert-Tierheim in Dillingen . Seit acht Jahren ist sie mit Herzblut dabei. Sie arbeitet nicht nur dort, sondern wohnt auch da, in einer Wohnung direkt über dem Verwaltungsgebäude. Tierpflege ist ein Fulltime-Job, das wird beim Besuch in Dillingen schnell klar.

Beim morgendlichen Gang durchs Hundehaus erzählt Heit, die auch für die Ausbildung der drei Azubis zuständig ist, von den Schicksalen der Vierbeiner. Etwa von der zwölfjährigen Cindy, die abgegeben wurde, weil sie den Besitzer gebissen haben soll. Oder von Shiva, einer hübschen Australian-Shepherd-Hündin mit blauen Augen, die über Ebay-Kleinanzeigen im Internet gekauft wurde. "Allerdings stand in der Anzeige nicht drin, dass sie taub ist. Zudem ist das ein Arbeitstier und auf keinen Fall ein Ersthund", meint Heit. Und so kam Shiva wie viele andere Hunde - derzeit rund 50 - ins Tierheim nach Dillingen .

"Der Job hier ist körperlich und seelisch sehr anstrengend. Man sieht die Abgründe der Menschheit, zu was die Menschen fähig sind", sagt Heit. Diese Erfahrungen haben auch sie verändert, meint die drahtige Tierpflegerin und fügt an, "man bekommt da schon 'ne Wut". Doch es gebe auch noch Menschen, die das "Herz am rechten Fleck haben", denen egal sei, wie der Hund aussieht, "Hauptsache man harmoniert zusammen". Erst vor Kurzem wurde ein Tier vermittelt, das acht Jahre lang im Tierheim gelebt hat.

Im Hundehaus ist gerade Reinemache-Zeit. 80 Prozent der Tätigkeiten eines Tierpflegers sind Pflegearbeiten, "und das heißt Saubermachen, Füttern und Gassigehen", erklärt Heit, die selbst einen Schäferhund, zwei Katzen und acht Kaninchen hat. Praktikantin Caroline Recktenwald reinigt gerade die Hundezwinger, spritzt den Boden mit einem Wasserschlauch ab. "Dabei ist es wichtig, dass der Schieber zu ist und die Hunde sich in ihrem Außengehege befinden", weist Heit auch auf die Gefahr, der die Mitarbeiter ausgesetzt sind, hin. Erst vor einigen Tagen musste sie am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn ein Hund mal zubeißt. Ein Pflaster und Schürfwunden an der rechten Hand zeugen noch davon. "Eine Gefahrenzulage gibt es hier aber nicht", scherzt die 46-Jährige.

Neben diesen unangenehmen Erfahrungen gibt es aber "unheimlich viele schöne Momente", versichert Heit. So etwa, wenn man eine Bindung zu einem Tier aufgebaut hat. Besonders stolz ist Heit auf den Rottweiler-Mischling Skipper, "ein Traum von einem Hund". Der kannte vor fünf Monaten noch nicht mal die Leine, war ängstlich, hatte kaputte Zähne und ein paar Kilos zu viel. Intensives Training und ein Besuch beim Tierarzt machten aus dem fünfjährigen Rüden einen umgänglichen und gesunden Hund. "Wir konnten ihn an eine Familie mit zwei Kindern vermitteln, die sehr froh mit ihm ist." Die ist aber für zwei Wochen weggefahren, schließlich ist Ferienzeit. Und so lange darf Skipper eben Urlaub im Tierheim machen.

Lust, sich ehrenamtlich im Tierheim zu engagieren oder mit den Hunden Gassi zu gehen? Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren können sich dann im Dillinger Tierheim unter der Telefonnummer (0 68 31) 7 15 52 melden.

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