Ein Künstler schreit auf

Dillingen · „Der Geist unserer Zeit“ heißt die neue Ausstellung im Alten Schloss Dillingen. Gezeigt werden Radierungen, Bleistiftzeichnungen, eine Holzskulptur und große Gemälde des Franzosen Damien Deroubaix. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des französischen Generalkonsuls im Saarland, Frederic Jean Joureau. Die Laudatio hielt Sabine Graf.

 Damien Deroubaix in seiner Ausstellung im Alten Schloss in Dillingen. Foto: Thomas Seeber

Damien Deroubaix in seiner Ausstellung im Alten Schloss in Dillingen. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Der Betrachter seiner Bilder könnte meinen, seine Gedankenwelt sei so düster wie seine mitunter fast albtraumartigen, morbid anmutenden Werke, die in bizarre Bildwelten, durchflutet von Kriegs- und Gewaltsymbolen, absurden Gestalten und mutierten Dämonen, führen. Diese Vermutung belächelt der 43-Jährige. Er sieht sich als positiv Denkender, fühlt sich jedoch in der Verantwortung, den Blick für aktuelle Missstände zu schärfen. Der Titel der Ausstellung - "Der Geist unserer Zeit" - sagt es bereits: Damien Deroubaix möchte zeigen, "wie die Welt in Wahrheit ist, um etwas ändern zu können". Ein Künstler sei jemand, der die Fähigkeit habe, den Zeitgeist darzustellen, also mit ganz eigenen Mitteln die Welt zu enthüllen. "Er muss an der Oberfläche kratzen", sagt er im Gespräch.

Verführungen durch Medien und Werbung sowie zerstörerische Ideologien sollen durch seine Kunst verstärkt und unmittelbar wahrgenommen werden. So nennt er sein Wand füllendes Gemälde (4,50 mal 2,50 Meter), mit dem der Ausstellungsbesucher provokant als erstes konfrontiert wird, "Dschihad". Es beinhaltet Elemente aus der Werbung, aus Magazinen, aus verschiedenen Kulturen, auch aus der Antike und der Kunstgeschichte. Gleichzeitig stehen klassische Themen wie Tod und Vernichtung im Raum. "Sieg heißt immer auch Zerstörung", sagt Deroubaix und erläutert einige Symbole wie dunkle Wolken als Bedrohung, Seifenblasen, die über einem Feld mit gelben Blumen fliegen, als Zeichen der Selbstgefälligkeit. Rechts oben steht in arabischer Schrift "der Teufel".

Der Einsatz handwerklicher Techniken ist enorm. Gerne nutzt Deroubaix, insbesondere in seinen Schwarz-Weiß-Radierungen und Bleistiftzeichnungen, Zitate "aus dem germanischen Dunstkreis", nimmt unter anderen Bezug auf Hans Holbein, Otto Dix oder Max Beckmann . Diese Gedanken verdichten seine Bildsprache, helfen bei der Decodierung. "Es gilt, die Realität durch Mythos und Fiktion sichtbar zu machen", sagt Sabine Graf in ihrer Laudatio.

Zu sehen bis Sonntag, 29. November. Öffnungszeiten: Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag, 14 bis 17 Uhr.

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Zur Person Damien Deroubaix, Maler, Bildhauer, Radierer und Holzschneider, wurde an der Ecole des Beaux Arts de Saint-Etienne und an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe ausgebildet. Das Saarland-Museum hat ihm bereits 2009 eine Ausstellung gewidmet, die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz hat Deroubaix' Bild "Victory" angekauft. Der mehrfach ausgezeichnete Künstler lebte neun Jahre in Berlin. Inzwischen hat er sein Domizil im französischen Meisenthal. jst

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