IG Metall „Es brennt in der Stahlindustrie“

Dillingen · Gewerkschaft hat im Dillinger Lokschuppen viele Mitglieder geehrt: „Ihr alle habt die IG Metall stark und kampffähig gemacht“.

 Eingerahmt von den IG-Metall-Bevollmächtigten Lars Desgranges (links) und Ralf Cavelius (rechts) wurden für 70-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet (von links): Hans Michely, Norbert Michely sowie Helmut Worobiow.

Eingerahmt von den IG-Metall-Bevollmächtigten Lars Desgranges (links) und Ralf Cavelius (rechts) wurden für 70-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet (von links): Hans Michely, Norbert Michely sowie Helmut Worobiow.

Foto: Johannes A. Bodwing

46 160 Jahre IG Metall standen am Freitagnachmittag zur Ehrung an. Das ist die Summe derer, die seit 25 Jahren Mitglied sind, seit 40 Jahren, 50, 60 und 70 Jahren. Für sie hatte die Geschäftsstelle Völklingen eine Feier im Dillinger Lokschuppen organisiert. Zu der kamen etwa 770 Personen, vielfach mit Partner oder Partnerin. Die Geschäftsstelle Völklingen ist für Betriebe in der westlichen Hälfte des Saarlandes zuständig. Dort wo sich ein Großteil der industriellen Zentren befindet. Sie hat mit Stand von Oktober dieses Jahres 28 452 Mitglieder. Davon standen nun 1151 zur Ehrung für ihre langjährige Treue an.

Musik der Werkskapelle der Dillinger Hütte unter Stefan Weber füllte den Lokschuppen zu Beginn. Später lockerte der Chor „Max Voices“ des Max-Planck-Gymnasiums Saarlouis unter Holger Maas die Ansprachen auf. Der Kabarettist und Sänger Schorsch Seitz sorgte für den unterhaltsamen Ausklang. Für das leibliche Wohl hatte die Küche rund 700 Portionen Klöße mit Gulasch zubereitet.

„Ihr alle habt die IG Metall stark und kampffähig gemacht“, lobte der zweite Bevollmächtigte, Ralf Cavelius, die langjährigen Mitglieder. Und das sei heute wichtiger denn je. Denn gerade das Saarland stehe vor großen Problemen, vor allem in der Stahl- und Autoindustrie. Der Kampf der IG Metall, sagte der DGB-Vorsitzende Eugen Roth, „ist der Kampf für die gesamte Gesellschaft im Saarland“. Dillingens Bürgermeister Franz-Josef Berg dankte den Gewerkschaftern für ihr jahrzehntelanges Engagement zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen und Löhnen. Dies betreffe auch maßgeblich die von der Stahlindustrie geprägte Hüttenstadt.

„Ihr alle seid Teil dieser Geschichte“, bedankte sich der erste Bevollmächtigte, Lars Desgranges, bei den langjährigen Mitgliedern. Viele von ihnen sind unter anderen in Betriebsräten aktiv, als Vertrauensleute oder bei Streiks für bessere Bedingungen. 1961 wurde die Geschäftsstelle Völklingen gegründet, damals mit 5970 Mitgliedern. Heute sind es beinahe fünfmal so viele. Und „noch nie in unserer 58-jährigen Geschichte standen wir in unseren Industriezweigen vor so großen Herausforderungen“, verdeutlichte Desgranges. Neben Themen wie Rente und Löhne gehe es nun um die Zukunft des Saarlandes. „Es brennt in der Stahlindustrie“, stellte Desgranges fest. So sollen bei Dillinger Hütte und Saarstahl 1500 Arbeitsplätze abgebaut werden. 1000 weiteren Stellen drohe dort die Auslagerung und allen befristet eingestellten Arbeitern die Arbeitslosigkeit.

Auch die Autoindustrie habe Probleme. Bei Ford in Saarlouis seien fast 1700 Arbeiter seit Jahresbeginn ausgeschieden. Weitere 600 entfielen im Zuliefererpark. Für das Saarland müssten staatliche Eingriffe und Investitionen her. „Wir brauchen einen Masterplan für unsere Region, ein staatliches Konjunkturprogramm“, forderte Desgranges. Zu den geehrten Mitgliedern stellte er jeweils den historischen Kontext ihrer Eintrittsjahre dar. Bei den Brüdern Hans und Norbert Michely aus Schmelz sowie Helmut Worobiow aus Völklingen waren es die Nachkriegsjahre. Sie traten 1949 der Gewerkschaft bei, der sie nun 70 Jahre lang angehören. Damals wurde für eine Lohnerhöhung von neun Pfennigen je Stunde gestreikt. Weitere 274 Mitglieder wurden für 25 Jahre geehrt, für 40 Jahre waren es 527, für 50 Jahre 280 Mitglieder und für 60 Jahre 67 Mitglieder.

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