Störfälle „Wir als Dillinger stehen hinter Dillinger“

Dillingen · DH-Vorstand informiert im Stadtrat Dillingen zu Störfällen. Bürgermeister Berg betont Solidarität mit der Hütte

 Der Hochofen 4 der ROGESA in Dillingen sorgte im August und September für Unruhe.

Der Hochofen 4 der ROGESA in Dillingen sorgte im August und September für Unruhe.

Foto: dpa/Katja Sponholz

Die dicken, schwarzen Rauchwolken, die Mitte September just während der Stadtratssitzung in Dillingen an den Fenstern vorbeigezogen waren, hatten die Stadträte und Verwaltungsmitglieder am Donnerstag noch gut in Erinnerung. In dieser Sitzung war beschlossen worden, bald Vertreter der Dillinger Hütte (DH) einzuladen, um über zwei Störfälle am Hochofen IV zu informieren.

Bereits vier Wochen zuvor hatten rund 200 Zuhörer die Stadtratssitzung in Saarlouis-Roden zu diesem Thema verfolgt; wohl auch deshalb fanden sich in Dillingen nur etwa zehn Bürger ein. Als Gäste begrüßte Bürgermeister Franz-Josef Berg nun den Vorstandssprecher von Dillinger, Tim Hartmann, den technischen Vorstand Dr. Bernd Münnich sowie als Vertreter der kontrollierenden Behörde, des Landesamts für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA), Dr. Joachim Sartorius und Dr. Frank Schwan, zuständig für Luftreinhaltung und Störfälle.

Münnich sprach zunächst das Bedauern des Vorstandes aus: „Ich möchte alles offen präsentieren, ich möchte Ihr Vertrauen zurückgewinnen.“ Über fast eineinhalb Stunden erklärten Münnich und LUA-Vertreter Schwan sehr detailliert nochmals, was sich bei den Störfällen am Hochofen IV im August und September genau ereignet hat (die SZ berichtete mehrfach).

Zusammengefasst: Die beiden Vorfälle am Hochofen IV ereigneten sich kurz nacheinander, hatten aber nichts miteinander zu tun. „Zwei Sonderfälle im Betrieb“, betonte Münnich. Es sei durch das LUA belegt, „dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung für Mensch und Natur“ bestanden habe. Dillinger halte sich an strengste Umweltauflagen und überschreite diese zum Teil, außerdem werde das Unternehmen stetig extern geprüft.

Die Ursache der ersten Störung am 8. August sei geklärt, ein Software-Fehler habe zu einer falschen Befüllung des Hochofens mit zu viel Anthrazitkohle geführt; die Emission sei deutlich sichtbar gewesen, insbesondere in Roden ging diese auch nieder, sie sei aber weder umwelt- noch gesundheitsgefährdend. Die Software sei optimiert worden, der Fehler könne so nicht mehr passieren, hob Münnich hervor. Die Beschwerden von Bürgern seien fast vollständig abgearbeitet.

Im zweiten Fall, am 18./19. September, sei „eine kaum feststellbare Schwankung in der Rohstoffmischung“ für den Ofen die Ursache, erklärte Münnich, „es war das richtige Material, aber in falscher Zusammensetzung“. Ein externes Gutachten von Fachleuten im Möllerwesen und in Hochofentechnik soll nun klären, was genau nicht stimmte, und wie das künftig zu vermeiden sei. Durch den Überdruck im Hochofen mussten die Ventile geöffnet werden, was für den weit hörbaren Knall sorgte und anschließend schwarze Rauchwolken. Es seien alle Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden, um eine mögliche Gefährdung für Mitarbeiter und Anwohner auszuschließen, betonte Münnich, „wir waren hier sogar übervorsichtig“.

Den entstandenen Ansatz im Ofen habe man über Wochen mit verschiedenen Mitteln, unter anderem Sprengungen, versucht zu entfernen; letztlich sei es gelungen, ihn abzuschmelzen. Münnich: „Wir haben hier gut reagiert und wir sind stolz auf die Mannschaft des Hochofens, die die schwierige Situation sehr gut gemeistert hat.“ Hier sei man noch dabei, alle Beschwerden von Betroffenen zu begleichen.

LUA-Vertreter Schwan bestätigte, dass Dillinger bei beiden Vorfällen „innerhalb kürzester Zeit“ die Behörde informiert habe. Jährlich würden etwa 25 Inspektionen durchgeführt, „die Emissionen werden dabei durch die Bank weg eingehalten“; zudem betreibt das LUA ein großes Netz aus Messstationen im und um das Hüttengelände.

Nachfragen von Stadträten gab es nach dieser umfassenden Darlegung kaum. Eine Anwohnerin der Hütte merkte noch an, dass seit Wochen abendlich der Geräuschpegel am Hüttengelände verändert sei. Münnich bestätigte, es gebe diese Hinweise von weiteren Bürgern: „Wir prüfen noch, wo diese Geräusche herkommen.“

Hartmann, der die Gelegenheit nutzte, sich dem Stadtrat als „der Neue bei Dillinger“ vorzustellen, hob die lange gemeinsame Geschichte der Stadt Dillingen und der Hütte hervor. „Wir leben von der Region, in ihr und mit ihr“, erklärte Hartmann, es sei ihm persönlich ein großes Anliegen, die Zusammenarbeit zwischen Hütte und Stadt weiterzuentwickeln. Man habe aus den Vorfällen auch für die eigene Kommunikation gelernt. Man wolle sich künftig bemühen, „einerseits frühzeitig, andererseits umfassend zu informieren“. Bürgermeister Berg ergänzte: „Wir als Dillinger stehen voll hinter Dillinger.“ Viele Bürger und Stadtratsmitglieder seien aktive oder ehemalige Mitarbeiter, „wir sind stolz und solidarisch“, betonte Berg.

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