Inklusion Dillingen will ersten Inklusionsbeirat

Dillingen · Mit ihrem Vorstoß, einen Inklusionsbeirat zu gründen, ist Dillingen Vorreiter im Saarland. Bislang gibt es nichts Vergleichbares.

 (von links) Diethard Geber (VIB-Direktor), Bürgermeister Franz-Josef Berg, Marcus Gramlich (AWO-Projektleiter), Anna Gitzinger (AWO), Melanie Meiser (Inklusionsbeauftragte Stadt Dillingen) und Arno Theobald (AWO) stellen das Konzept zum ersten saarländischen Inklusionsbeirat vor. Foto: Stadt Dillingen/Heike Theobald

(von links) Diethard Geber (VIB-Direktor), Bürgermeister Franz-Josef Berg, Marcus Gramlich (AWO-Projektleiter), Anna Gitzinger (AWO), Melanie Meiser (Inklusionsbeauftragte Stadt Dillingen) und Arno Theobald (AWO) stellen das Konzept zum ersten saarländischen Inklusionsbeirat vor. Foto: Stadt Dillingen/Heike Theobald

Foto: Stadt Dillingen/Heike Theobald

Die Stadt Dillingen will als erste Kommune im Saarland einen Inklusionsbeirat einrichten. „Damit wollen wir ein besonderes Zeichen setzen, dass die Teilhabe von Menschen mit Behinderung bei uns einen hohen Stellenwert hat“, begründete Bürgermeister Franz-Josef Berg im Pressegespräch.

Die Idee zu einem solchen Beirat war im Rahmen des Projektes „Gemeinsam aktiv und inklusiv im Landkreis Saarlouis“ aufgekommen, das die AWO Saarland unter anderem mit dem Kreis Saarlouis und der Stadt Dillingen als Partner betreibt. Das „Netzwerk Inklusion“ hat seit über einem Jahr in mehreren Treffen an einem Konzept für den Beirat gearbeitet; federführend waren dabei Marcus Gramlich vom AWO-Verbund für Inklusion und Bildung (VIB) und Melanie Meiser, Integrationsbeauftragte der Stadt Dillingen. Erstes Ergebnis der Zusammenarbeit war eine Präambel für den Beirat, die der Dillinger Stadtrat bereits einstimmig gebilligt hat (die SZ berichtete).

Der Beirat soll Ideen und Anregungen, aber auch Probleme von Menschen mit Behinderungen aller Art bei der Stadtverwaltung, den politischen Entscheidungsträgern sowie in der Öffentlichkeit ins Blicklicht rücken. Menschen mit Behinderung sollen sich aktiv an der Weiterentwicklung der Stadt beteiligen, wünscht sich Diethard Geber, Direktor des VIB der AWO: „Bei den ersten Treffen gab es schon viele Ideen. Wir waren selbst überrascht, vieles ist leicht umsetzbar. Die Betroffenen selbst bringen einfach eine andere Sicht mit.“ Deshalb waren zur Vorstellung der Pläne für den Inklusionsbeirat auch Arnold Theobald und Anna Gitzinger mitgekommen, die beide dem Netzwerk und auch der Prüfgruppe für Leichte Sprache angehören.

Leichte Sprache, die auch für Nicht-Deutsche oder Menschen mit einer geistigen Behinderung verständlich sein soll, ist von zentraler Bedeutung, betonte Geber; so seien etwa Schreiben aus der Verwaltung, aber auch Beschilderungen oft nicht einfach zu verstehen. Den öffentlichen Raum, aber auch Veranstaltungen barrierefreier zu gestalten, waren einige der bisherigen Anregungen; sei es durch die Übersetzung in Leichte Sprache oder Blindenschrift, bauliche Kleinigkeiten wie die Farbgestaltung, Lärmdämmung oder bessere Ausleuchtung. Auch ein barrierefreier Stadtführer war eine Idee. Geber: „Wenn ich nicht lesen kann, ist es schwierig, mich in der Stadt überhaupt zurechtzufinden.“ Da könnten mehr Bildsprache auf Schildern und etwa informelle Ansprechpartner in Geschäften, ausgewiesen mit einem Symbol „Ich helfe“, den Alltag erleichtern, findet er. „Wir wollen, dass man miteinander ins Gespräch kommt.“

Die bessere Zusammenarbeit mit Vereinen, aber auch etwa den Kirchen und Parteien soll ebenfalls Thema des Inklusionsbeirates werden. „Wir wollen Menschen mit Behinderung hier mehr Engagement ermöglichen“, erklärte Geber.

Der Beirat soll 13 Mitglieder haben, darunter sieben stimmberechtigte und fünf beratende, außerdem „als Schnittstelle“, erklärte Meiser, ein Moderator aus der Stadtverwaltung. Besetzt wird er über ein öffentliches Ausschreibungsverfahren; die Bewerber müssen vorgeschlagen werden, aus gesellschaftlichen Vereinen und Verbänden, aber auch als Einzelpersonen. „Wichtig ist, dass insbesondere Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen ein Stimmrecht erhalten“, ergänzte Gramlich. Im Oktober könnte der erste Inklusionsbeirat im Saarland seine Arbeit aufnehmen.

Der Beirat soll ausdrücklich nicht die Arbeit des Behindertenbeauftragten, den Dillingen wie viele andere Kommunen hat, ersetzen; vielmehr sollten sich die Aufgabengebiete ergänzen, erklärte Berg. Der Behindertenbeauftragte soll auch festes Mitglied im Beirat sein. Mit Beiräten habe die Stadt gute Erfahrungen gemacht, betonte Berg: So gibt es in Dillingen bereits seit Jahren Beiräte für Jugend, Senioren und Umwelt.

Die Bewerbungsfrist für den Beirat läuft von 9. Juli bis 24. August. Vorschlagslisten liegen im Bürgerbüro Dillingen aus, geöffnet Montag bis Donnerstag von acht bis 17 Uhr und Freitag von 7.30 bis 14 Uhr. Weitere Info bei Melanie Meiser, Tel. (0 68 31) 70 93 60 und Marcus Gramlich, Tel. (01 51) 61 34 79 39.

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