Dillingen als Porträt

Dillingen. Mehr und weniger bekannte Gesichter begegnen sich im Dillinger Atelier der Künstlerin Brigitte Morsch: Eine Wand schmückt der amerikanische Präsident Obama, in der Ecke steht ein Gemälde, das Rapper Bushido zeigt, und mit den Worten "Das ist mein Schlosser - und das mein Fliesenleger" stellt Morsch dann zwei andere ihrer Porträts vor

Dillingen. Mehr und weniger bekannte Gesichter begegnen sich im Dillinger Atelier der Künstlerin Brigitte Morsch: Eine Wand schmückt der amerikanische Präsident Obama, in der Ecke steht ein Gemälde, das Rapper Bushido zeigt, und mit den Worten "Das ist mein Schlosser - und das mein Fliesenleger" stellt Morsch dann zwei andere ihrer Porträts vor. Dieser Art der Kunst hat Morsch sich erst im Laufe der Zeit zugewandt; ihr Schwerpunkt lag zuvor 15 Jahre lang auf der abstrakten Malerei: "Ich finde es toll, aus dem Nichts, allein aus der Farbe etwas entstehen zu lassen, was ich mir nicht vorher im Kopf ausmalen konnte", sagt Morsch, "wenn ich im Bild etwas Konkretes erkenne, übermale ich es, bis ich nicht mehr in Worte fassen kann, was ich da sehe."Brigitte Morsch hat in Münster Bildende Kunst auf Lehramt studiert, obwohl der Beruf der Lehrerin sie nie ansprach: "Ich arbeite lieber mit Freiwilligen", sagt Morsch und lacht. Da ihr der pädagogische Aspekt der Kunst dennoch wichtig sei, arbeitet sie in der Merziger Psychiatrie, wo sich Patienten fakultativ an ihren Kunstprojekten beteiligen. Nachdem sie mit der Zeit immer unzufriedener mit ihren abstrakten Werken geworden war, hatte sie an einem Tag im Schwimmbad spontan begonnen, die Menschen dort zu zeichnen. "Die Zeichnungen habe ich dann zu Holzschnitten umgesetzt", erzählt Morsch. "Ich bin sehr unstet und muss mich immer wieder neu erfinden." Unter anderem hat die Künstlerin auch die "Himmelsleiter" auf der Ensdorfer Bergehalde mit konstruiert.1985 war Morsch aus privaten Gründen ins Saarland gekommen. Seit zwölf Jahren lebt sie mit ihrem Mann und zwei Kindern in Dillingen. Durch den Umbau ihres Hauses vor zwei Jahren kam sie zu ihrer Arbeit mit Porträts: "Während des Umbaus hatte ich einige Fotos gemacht, auf denen unsere Handwerker zu sehen waren. Deren ausdrucksstarke Gesichter gefielen mir und ich habe Porträts von ihnen angefertigt", so Morsch."Was mich an Dillingen sehr fasziniert, ist die Hütte", sagt sie, "wenn ich nachts die Brammen fallen höre, beeindruckt mich die Vorstellung, dass das Feuer immer brennen und dieses System, in dem jeder der tausenden Menschen ein kleines Zahnrädchen darstellt, rund um die Uhr laufen muss." Die Künstlerin, die ursprünglich aus Witten bei Hagen stammt, fühlt sich so an die Ruhr erinnert: "Das Geräusch des aufeinanderfallenden Stahls ist für mich ein Stück Heimat."Auch ihr Schaffen kann Morsch in Dillingen weiterführen: 2004 durfte sie einige ihrer Holzschnitte im Alten Schloss ausstellen und die Umgebung ihres Ateliers wurde bereits von ihr auf Bildern festgehalten: "Obwohl die Stummstraße kein schöner Anblick ist, wollte ich nicht deren Hässlichkeit aufzeigen. Etwas zu malen heißt auch immer, es wertzuschätzen."

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