Die durchschnittliche Arbeitszeit steigt wieder an

Dillingen · Der arbeitende Mensch droht zum Zahnrädchen einer vollautomatischen Wirtschaft zu werden. Deshalb beschäftigte sich am Mittwochabend die IG-Metall Völklingen beim alljährlichen Angestelltengespräch mit Auswirkungen der digitalisierten Arbeitswelt auf die Arbeitszeit.

 Über Arbeitszeit in der digitalisierten Wirtschaft diskutierten (von links) Hilde Wagner, Steffen Lehndorff, Moderator Luitpold Rampeltshammer, Roland Seinsoth sowie Roman Riegler-Nilles in der Dillinger Stadthalle. Foto: Johannes A. Bodwing

Über Arbeitszeit in der digitalisierten Wirtschaft diskutierten (von links) Hilde Wagner, Steffen Lehndorff, Moderator Luitpold Rampeltshammer, Roland Seinsoth sowie Roman Riegler-Nilles in der Dillinger Stadthalle. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Schon heute geben vielfach Computer den Arbeitstakt vor. Globale Geschäftskontakte erfordern ständige Erreichbarkeit, und durch modernste Elektronik hängen Arbeitnehmer auch zu Hause an der langen Leine von Betrieben.

Mit "Industrie 4.0" könnte sich dies weiter verschärfen, verdeutlichte das Angestelltengespräch der IG Metall Völklingen am Mittwochabend in der Dillinger Stadthalle. Denn Unternehmen und Netzwerke sollen künftig in Echtzeit gesteuert und optimiert werden. Vor dem Hintergrund der rasanten Digitalisierung der Arbeitswelt informierte die IG Metall zirka 120 Mitglieder über das Problemfeld Arbeitszeit . Schon heute klagten viele "über ansteigenden Leistungsdruck, steigende psychische Belastungen bis hin zu Burnout", sagte Guido Lesch, zweiter Bevollmächtigter der Geschäftsstelle Völklingen. Es stelle sich auch die Frage, wie künftig Arbeitszeit erfasst und bezahlt werde, wenn sie zu Hause am Laptop stattfinde. "Wir haben die 35-Stunden-Woche nicht deshalb durchgesetzt, damit sie durch die Einführung von neuen Techniken wie ein Schweizer Käse durchlöchert wird", betonte Lesch.

Einen Überblick über das Thema Arbeitszeit und die neuen Herausforderungen gaben Hilde Wagner, Ressortleiterin beim Vorstand der IG Metall , sowie Steffen Lehndorff vom Institut für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen. Sie saßen auch im Podiumsgespräch mit Moderator Luitpold Rampeltshammer, Roland Seinsoth vom Betriebsrat der Dillinger Hütte sowie Roman Riegler-Nilles, Betriebsratsvorsitzender bei FLSmidth Wadgassen.

"Das Volumen ist zu hoch, da ist die Belastungsgrenze erreicht", sagte Riegler-Nilles. Dies zeige auch, so Hilde Wagner, dass der Personalbestand vielfach so eng sei, dass es zur Arbeitsüberlastung komme. Vom 19. Jahrhundert an hätten Gewerkschaften gekämpft, erinnerte Lehndorff, um die 60-Stunden-Woche auf 35 Stunden zu drücken. Anfang der 1990er Jahre habe man dann das Thema so ziemlich aus dem Blick verloren.

Inzwischen steige die durchschnittliche Arbeitszeit wieder an, so Lehndorff. Auch würden tarifliche Regelungen zunehmend durch betriebliche Regelungen ausgehebelt. Gewerkschaften und Betriebsräte müssten sich das Thema Arbeitszeit wieder zu eigen machen, so der Tenor der Veranstaltung. Ein stärkeres Selbstbewusstsein forderte Guido Lesch, um auch bei individuellen Lösungen die Interessen der Arbeitnehmer vertreten zu können.

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