Pausenkirche „Die Atmosphäre hier ist einzigartig“

Dillingen · Die ökumenische Pausenkirche im Dillinger Saardom bietet einen Ort der Ruhe in der stressigen Vorweihnachtszeit.

 Petra Merten-Wilhelm

Petra Merten-Wilhelm

Foto: Axel Künkeler

Auch in diesem Advent bieten die Dillinger Kirchen in überkonfessioneller Zusammenarbeit eine Pausenkirche an. Das Angebot, der Hektik der Vorweihnachtszeit zu entfliehen, dauert noch bis zum zweiten Adventssonntag (10.). Täglich von 16 bis 19.30 Uhr gibt es im Saardom verschiedene Möglichkeiten zum Entspannen und zur inneren Einkehr.

Leise rieselt der Schnee am Nachmittag des ersten Advents. In der Dillinger Innenstadt rund um die bereits eröffnete Almhütte herrscht nur geringe Betriebsamkeit. Allenfalls zwischen Adventskaffee und Familienfeiern am Abend kommt ein wenig Hektik auf. Diese wird jedoch mit dem Trubel der Weihnachtseinkäufe, Weihnachtsmärkte und Weihnachtsfeiern in diesen Tagen spürbar zunehmen. Da kommt das Angebot der katholischen und evangelischen sowie erstmals der neuapostolischen Kirchengemeinden aus Dillingen gerade recht. Die Frage „Was tut den Menschen gut im Advent“ war Ausgangspunkt für die Pausenkirche. „In dem Stress brauchen die Menschen eine Pause“, sagt Pastoralreferent Thomas Ascher. Der Seelsorger im Dekanat Dillingen hatte die Idee für dieses  Angebot, das sich seit 2010 an alle Menschen richtet, kirchlich gebundene ebenso wie Nicht-Gläubige. „Hier muss man nichts machen, weder beten noch singen“, sagt Ascher. Jeder entscheide für sich selbst, ob er sich an den einzelnen Stationen beteiligen will.

Da gibt es den „Korb der guten Worte“ ebenso wie das „Buch der Anliegen“, die Möglichkeit, Wünsche und Anregungen in eine „Mail-Box“ zu werfen ebenso wie das Nachdenken über die Frage „Welche Worte sagt Dir das Bild?“ Petra Merten-Wilhelm findet vor allem die Station „Ich höre Dir zu“ sehr interessant. Dort kann man in einem Sessel Platz nehmen, seine Sorgen loswerden oder einfach nur Geschichten erzählen. Das Zuhören übernehmen ausgebildete Seelsorger. „Sehr schön“ sei die Musik an der „Hör-Bar“, findet die Frau, die eigens mit ihrem Mann aus Saarlouis in den Saardom gekommen ist. „Hier bin ich getauft worden und zur ersten Heiligen Kommunion gegangen“, begründet die gebürtige Dillingerin ihre emotionale Bindung.

„Die Atmosphäre hier ist einzigartig“, begeistert sich auch Kristina Kramp. Die 25-jährige Studentin hat sich das Angebot der Pausenkirche im Internet angeschaut. Nun nutzt sie die Zeit für eine Pause vom Lernen: „Perfekt, wo findet man noch so einen Ort.“ Am liebsten würde die junge Frau jeden Abend das „tolle Angebot“ nutzen, aber das geht zeitlich nicht. Einmal zumindest will sie mit ihrem Freund Yannik Kuhn wieder kommen, an einen „ruhigen Ort in einer schnelllebigen Zeit“.

Vorne rechts vom Altarraum steht eine etwa vier Meter hohe Douglastanne, vollbehängt mit etwa 400 Papier-Sternen. Darauf stehen Wünsche von bedürftigen Kindern im Wert von 20 bis 25 Euro. Wer mag, kann sich einen Wunschstern vom Baum nehmen und das Geschenk besorgen. Kurz vor Weihnachten findet dann die Bescherung der Kinder in der Pachtener Römerhalle statt. Die Aktion „Wunschbaum“ gibt es bereits seit zwölf Jahren, berichtet Heidi Guß. Die Dillingerin ist eine von fast fünfzig ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die zum Gelingen der „Pausenkirche“ beitragen. Die Angebote müssen gestaltet und betreut werden, die Mitarbeiter und die Öffentlichkeit gewonnen werden sowie der „Pausen-Klang“ organisiert werden.

Täglich um 18.30 Uhr gibt es diese zwanzig Minuten „Musik und Gedanken“. Lukas Schmitt, Messdiener der Pfarrei St. Maximin liest Texte vor, die zum Nachdenken anregen: „Hinter wie vielen Lichterketten verbergen sich Einsamkeit und Sorgen, von den wir nichts wissen?“ oder „Spenden wir nur, um das schlechte Gewissen zu beruhigen?“ Am ersten Advent spielt der evangelische Posaunen-Chor vor rund 50 Zuhörern sieben adventliche Lieder sowie ein Segenslied zum Abschluss. Für Wolfgang Dittgen, den Leiter des kirchlichen Bläserchores, ist es kein ungewöhnlicher Auftritt. Aber die Atmosphäre sei doch etwas anders als im üblichen Gottesdienst: „Es geht hier alles viel ruhiger zu.“ Die Stille der Pausenkirche sei schon etwas Besonderes.

Programm Pausenklang: Mittwoch, 6. Dezember: D‘acChor, Frauenchor der ev. Kirchengemeinde; Leitung: Björn Heimann; Donnerstag, 7. Dezember: Heart-Chor (Jugendchor Heilig Sakrament); Leitung: Thomas Bernardy; Freitag, 8. Dezember: Mandolinenorchester Pachten; Leitung: Tat Schleich; Samstag, 9. Dezember: Horst Weber, E-Gitarre und Shadi Kassis, Percussion; Sonntag, 10. Dezember (2. Advent): Dominik Knaubert, Trompete.

 Wolfgang Dittgen

Wolfgang Dittgen

Foto: Axel Künkeler
 Yannik Kuhn und Kristina Kramp

Yannik Kuhn und Kristina Kramp

Foto: Axel Künkeler
 Thomas Ascher

Thomas Ascher

Foto: Axel Künkeler
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