Deutsch-polnische Kulturtage Witz und Alltag im Gewand der Folklore

Pachten · Eugeniusz Zegadło zeigt in Pachten seine farbenfrohen Holzskulpturen. Die Ausstellung eröffnet die deutsch-polnischen Kulturtage.

 Zwischen Figuren von Zegadło (von links) Laudator Jürgen Ecker, Schirmherr Patrik Lauer, Eugeniusz Zegadło und Hans Bollinger  Foto: Johannes A. Bodwing

Zwischen Figuren von Zegadło (von links) Laudator Jürgen Ecker, Schirmherr Patrik Lauer, Eugeniusz Zegadło und Hans Bollinger Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Der Teufel fährt Einrad und trägt Sünder in einem kleinen Korb auf dem Rücken. Bunt angemalt und mit herausgestreckter Zunge hat Eugeniusz Zegadło ihm die Schärfe genommen. Statt furchterregend wirkt er wie ein harmloser Harlekin. Mit einer Ausstellung von volkstümlichen Figuren aus Lindenholz eröffneten am Sonntag im Museum Pachten die deutsch-polnischen Kulturtage. Rund 40 Werke des renommierten Holzschnitzers Zegadło bildeten dafür den Rahmen. Seine Figuren stehen in zahlreichen Museen, Einrichtungen und Privathäusern. Zegadło verarbeitet dabei Figuren, Bräuche und Mythen, biblische Geschichten und traditionelles Dorfleben.

Zum dritten Mal organisierten der Verein „Begegnungen auf der Grenze“ im Bliesgau und die Deutsch-Polnische Gesellschaft Saar die deutsch-polnischen Kulturtage. Sie finden zum zehnjährigen Bestehen der Partnerschaft des Saarlandes mit der Region Podkarpackie statt. Einer Art Bundesland nahe der ukrainischen Grenze.

Die Geschichte „zeigt, dass man sich aufeinander einlassen muss“, sagte Schirmherr und Landrat Patrik Lauer. Aber auf Augenhöhe und mit Toleranz. Zumal mit Polen. Denn die „Freiheit hat bei euch angefangen und bei uns zur Wiedervereinigung geführt“, erinnerte er an die Arbeiterbewegung Solidarność. Lauer verwies auch auf die langjährige Partnerschaft des Landkreises mit dem polnischen Kreis Bochnia. Das sei die längste deutsch-polnische Beziehung im Saarland, sagte Hans Bollinger, Mitbegründer von „Begegnungen auf der Grenze“.

Voller Geschichten steckten Zegadłos Figuren, stellte Dr. Jürgen Ecker in seiner Laudatio dar. Manche mit zu großen Gesichtern, zu großen Schuhen und schlankem Körper, aber meist mit einem seligen Ausdruck. Damit gelinge es Zegadło, „Geistiges durch Körperliches zur Anschauung zu bringen“. Diese farbenfrohen Schnitzereien in oftmals stattlicher Größe „sind zugleich ein wunderbares Zeugnis für Volkskunst“. Einer im positiven Sinne naiven Kunst des Alltags, die Erzählung und Witz „im Gewand der Folklore“ zeige, sagte Ecker.

Die Vernissage begleitete unter anderen der Musiker Jacek Telus mit vertonten Gedichten polnischer Schriftsteller zur Gitarre. Anwesend war nebenVertretern von Politik und öffentlichem Leben auch die polnische Konsulin in Deutschland, Magdalena Krawczyńska-Krupa.

Bei den dritten deutsch-polnischen Kulturtagen ist das Museum Pachten ein wesentlicher Veranstaltungsort. Dort liest am Donnerstag, 28. November, 19 Uhr, die polnische Schriftstellerin Martyna Bunda aus ihrem Roman „Das Glück der kalten Tage“. Am Donnerstag, 5. Dezember, 19 Uhr, spricht der Historiker Prof. Marek Wilczynski über „Deutsche und Polen. Nicht nur schwierige Nachbarschaft“. Am Dienstag, 10. Dezember, 19 Uhr, folgt Iwona Wiemer mit dem Beitrag „Deutsche Frauen auf dem polnischen Thron“. Den Abschluss bildet die Finissage zur Ausstellung von Eugeniusz Zegadło am Sonntag, 22. Dezember. Dabei spielt die polnische Folk-Gruppe Karczmarze polnische sowie slowakische, balkanische und jüdische Lieder.

 Teufel auf Einrad, geschnitzt von dem polnischen Künstler Eugeniusz Zegadło,  zu sehen in Pachten  

Teufel auf Einrad, geschnitzt von dem polnischen Künstler Eugeniusz Zegadło,  zu sehen in Pachten  

Foto: Johannes A. Bodwing
 Eugeniusz Zegadło zwischen dem von ihm geschnitzten Heiligen Martin und Heiligen Nikolaus 

Eugeniusz Zegadło zwischen dem von ihm geschnitzten Heiligen Martin und Heiligen Nikolaus 

Foto: Johannes A. Bodwing

Karten für die Finissage kosten zehn/acht Euro an der Abendkasse oder bei Hans.Bollinger@t-online.de. Öffnungszeiten der Ausstellung sind sonntags, 15 bis 18 Uhr.

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