Der Türöffner für Migranten

Dillingen · Wenn die typisch deutsche Vereinsmeierei auf Menschen aus anderen Ländern trifft, gibt es viele Fragen, auf beiden Seiten. Das Dillinger Caritas-Projekt „Mit Herz und Hand“ will interkulturelle Hürden abbauen.

 Sozialarbeiter Alexander Kreutzer leitet beim Migrationsdienst der Caritas Dillingen das Projekt „Mit Herz und Hand“. Foto: Seeber

Sozialarbeiter Alexander Kreutzer leitet beim Migrationsdienst der Caritas Dillingen das Projekt „Mit Herz und Hand“. Foto: Seeber

Foto: Seeber

Auf der einen Seite stehen Menschen, die ihr Land mehr oder weniger freiwillig verlassen haben. Sie arbeiten hier, oder ihre Eltern sind eingewandert, oder sie mussten aus ihrer Heimat fliehen. Auf der anderen Seite stehen Vereine und Verbände, die unter Nachwuchsmangel leiden. Seit September 2012 versucht das Projekt "Mit Herz und Hand" des Caritas-Verband Saar-Hochwald, Vereine und Menschen mit Migrationshintergrund zusammenzubringen.

Alexander Kreutzer leitet das Projekt seit Dezember 2013. Sein Ziel ist es, zum einen Vereine, Hilfsverbände und Gruppen interkulturell zu öffnen; zum zweiten Menschen mit und ohne Migrationshintergrund besser zu integrieren. Dazu gehört auch der Freizeitbereich, findet Kreutzer. Genau hier setzt sein Projekt an. "Mit Herz und Hand" ist auf drei Jahre angelegt, endet also im Herbst. Finanziert wird es durch das Bundesinnenministerium, das saarländische Sozialministerium und den Landkreis.

Barrieren abbauen

Der Sozialarbeiter Kreutzer ist die Schnittstelle zwischen Migranten und Vereinen: Er leistet Einzel- und Gruppenberatung, informiert über wohnortnahe Angebote und Strukturen, geht auf die Vereine aktiv zu und unterstützt, wenn erste Kontakte geknüpft werden. Dabei zieht er auch mal selbst die Badehose an, um zum Beispiel Syrer zum Schwimmverein zu begleiten. "Wichtig ist es, auf beiden Seiten Hemmnisse und Barrieren abzubauen, um den Zugang zu finden", erklärt Kreutzer. Seit knapp einem Jahr bietet er deshalb den Vereinen auch spezielle interkulturelle Trainings an.

Aber auch bei den Klienten muss er teilweise viel Motivationsarbeit leisten, erklärt er. "Die Vereinskultur ist in Deutschland einzigartig, das kennt man in anderen Ländern so nicht. Das muss man erstmal erklären." Das Interesse zum Beispiel an Sportarten ist da. Aber dann geht es um die große Frage: Was ist erreichbar?

Kosten sind ein Problem

Und daran scheitert es oft, weiß Kreutzer: "Die Bustickets sind zu teuer, oder man braucht eine Ausrüstung für das Training." Das können sich viele Migranten und Flüchtlinge, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, schlichtweg nicht leisten. Wenn bei einem Jugendlichen das Geld für Fußballschuhe fehlt, kann Kreutzer manchmal mit Geld aus einem Hilfsfond aushelfen - aber eben nicht immer. Schüler unter 21 Jahren können einen Zuschuss von zehn Euro zu Vereinsbeiträgen erhalten. Doch das reicht oft nicht aus.

In den gut zweieinhalb Jahren Laufzeit, in denen das Konzept auch auf Menschen ohne Migrationshintergrund ausgeweitet wurde, hat das Projekt trotzdem 41 Menschen erfolgreich in Vereine vermittelt. Insgesamt 202 Teilnehmer wurden direkt erreicht, die meisten über Sprach- und Integrationskurse, außerdem über 700 indirekt über Infoveranstaltungen. Mit über 60 Vereinsvertretern, bisher überwiegend aus dem Sport, hat Kreutzer, der sich auch als "Türöffner" versteht, gesprochen. Und: "Fast alle, mit denen ich in Kontakt getreten bin, waren sehr offen."

Ansprechpartner: Alexander Kreutzer, Neustraße 37, Pachten, Tel. (0 68 31) 9 86 94 13.

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