Das alte Picard weckt den Neid der Städter

Picard liegt abseits. Lag es schon immer.

Abseits der Militärstraße aus dem neu gebauten Saarlouis nach Metz. Bis heute kommt man nur nach Picard und sonst nirgends hin, wenn man von der Metzer Straße abbiegt. Das kommt der Wohnlage Picard zugute.

Wer kein Freund historischer Festungsarchitektur ist, wird die Dorfstraße in Picard sicher als die architektonisch schönste Straße in Saarlouis bezeichnen. Die geschlossene Bebauung besteht bis heute aus vielen lothringischen Bauernhäusern. Besonders auf der rechten Seite sind viele davon liebevoll, aufwändig und meist auch sachkundig restauriert worden. Mit Neid betrachtet der Städter, der nur drei Kilometer entfernt, vielleicht am Großen Markt, wohnt, die sehr großzügigen Flächen vor den Bauernhäusern und die Gärten dahinter.

Das alles macht Picard zu einem hoch begehrten, reinen Wohnort. Die große Masse der fast 1900 Einwohner Picards wohnt allerdings auf der Dellt. Das Neubaugebiet entstand Anfang der 80er Jahre. Die Wohnqualität macht es zu einer logischen Fortsetzung des alten Picard. Und es erklärt, warum in dem Stadtteil so viele Leute wohnen, die erst zugezogen sind.

Das gilt auch für das kleine, sehr exklusive Wohnquartier, das "Regenbogenviertel" genannt wird. "Eine traditionelle Dorfgemeinschaft gibt es eigentlich nicht", erklärt Harald Ley.

Der anerkannte Mundartautor gehört zu denen, die sich in den 80er Jahren in die Dorfstraße eingekauft haben.

Immerhin erfüllt der Bouleplatz gegenüber dem 100 Jahre alten Gasthaus Koch, so Ley, "ein bisschen die Funktion eines Ortsmittelpunktes". Und es gibt einen Karnevalsumzug, der mehr als nur die Picarder auf die Beine bringt. Dahinter steht der rührige Karnevalsverein "De Picarda Fräsch" mit rund 200 Mitgliedern und fünf Garden.

Besiedelt war der Bann schon vor der Gründung von Saarlouis (1680). Auf alten Karten heißt die Ortslage bis in die 1720er Jahre "Petit Beaumarais". Anfangs wohnten hier, in einem Lager, vermutlich französische Arbeiter oder Soldaten, die die Überschwemmungsfestung Saarlouis bauten. Dann hieß es Picard: Wahrscheinlich nicht wegen einer Armee-Einheit aus der nordfranzösischen Picardie, sondern wegen Siedlern, die aus jener Gegend angelockt worden waren. Der französische König wollte Bauern ins Land bringen, das durch den 30-jährigen Krieg (bis 1648) ziemlich leer war. So ist auch Picard geprägt von kriegerischen Umständen.

Wie ein Reflex darauf erscheint die kleine katholische Kirche "Maria, Königin des Friedens". 1938 wurde sie begonnen, nach dem Krieg ab 1948 weiter gebaut. Der ungewöhnliche Grundriss hat die Anmutung eines bergenden Rockes, der den Glauben an den Schutz Mariens zum Ausdruck bringen soll.

Das Ortsfoto gibt es zum Herunterladen unter www.sztipp.de/dorffoto, Preis: 0,99 Euro. Zu sehen ist es auch auf der Facebook-Seite: facebook.de/saarbrueckerzeitung.sls; Abzüge vom Foto können Sie nur schriftlich bestellen: SZ, Adlerstraße 3, 66740 Saarlouis; oder redsls@sz-sb.de (Preis auf Anfrage).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort