Britischer Traum in Taubengrau

Dillingen · Frühling erkennt man auch daran, dass die restaurierten Oldtimer aus den Garagen rollen und ausgefahren werden. Manfred Jaeger vom British Roadster Club Saar hat drei Jahre Arbeit in einen MGA Twin Cam investiert. Das Auto steht besser da als das Original von 1959.

 Manfred Jaeger aus Dillingen an seinem restaurierten MGA Twin Cam. Foto: Thomas Seeber

Manfred Jaeger aus Dillingen an seinem restaurierten MGA Twin Cam. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

. Autoliebhaber Manfred Jaeger ist ein Mann für die komplizierten Fälle. Schon vor dem Erwerb des Führerscheins war es sein Traum, lieber alte als neue Autos zu fahren - den Heranwachsenden hatten die Citroëns in den "Kommissar Maigret"-Kriminalfilmen ins Schwärmen gebracht. Der Dillinger befasst sich bis heute am Liebsten mit Fahrzeugen, die wegen ihrer anfälligen Technik als nicht alltagstauglich gelten. "Ich gebe nie auf und beiße mich in Problemen fest", beschreibt der studierte Maschinenbauer, Wirtschaftsingenieur und ehemalige Betriebsleiter bei der Dillinger Hütte sein Faible.

Nach drei Jahren Arbeit hat der 63-Jährige soeben einen MGA "Twin Cam" (zwei obenliegende Nockenwellen) aus dem Baujahr 1959 neu zum Leben gebracht. Kenner britischer Automobile schwärmen von dem in taubengrau lackierten Oldtimer mit dem bordeauxfarbenen Interieur: "Einen schöneren, besseren MGA Twin Cam kann man sich gar nicht vorstellen", weiß Peter Hammes vom British Roadster Club Saar.

Der britische Hersteller hatte dieses Modell für motorsportlich ambitionierte Käufer auf dem amerikanischen Markt konzipiert, der Motor des Wagens erwies sich aber als nicht standfest und ging schnell kaputt, wenn man ihn in den roten Bereich drehte. Es kamen viele Garantiefälle und Beschwerden zusammen. Weil MG kein Geld mit dem Modell verdiente und um seinen Ruf besorgt war, wurde der Twin Cam nach nur 2111 Exemplaren aus dem Sortiment genommen. In Deutschland sind heute nur noch wenige Exemplare auf den Straßen unterwegs.

Als Manfred Jaeger das Fahrzeug 2012 durch Zufall aufstöberte, war es in einem erbärmlichen, unvollständigen Zustand und eher ein Bausatz, verstaut in Tüten und Kisten. Der Perfektionist sondierte den Bestand, zerlegte alles Vorhandene im wahren Wortsinn bis auf die letzte Schraube und suchte bis Neuseeland das Fehlende zusammen. Das Internet ist dabei eine unverzichtbare Quelle geworden. Manfred Jaeger lässt auf seiner Homepage "mg-meeting.de" übrigens jedermann an seinen Fahrzeugen und Arbeitsschritten teilhaben. Er stellt sogar Filme über technische Details ein, die sich andere Schrauber abgucken dürfen.

Was für die Wiederherstellung des MGA nicht an Originalteilen zubekommen war, fertigte der Besitzer neu an, nicht selten in stabilerer Ausführung. Um den berüchtigten Motor zu stabilisieren, griff der Ingenieur auch auf bewährte Teile von Porsche oder Mercedes zurück. Jaeger wurde zum MGA-Fortentwickler, der das Modell für die Neuzeit veredelte und die Arbeit seiner britischen Kollegen aus den 1950ern fortführte. Über tausend Stunden Arbeit stecken in dem Fahrzeug, das sowohl die TÜV-Prüfung als auch eine 500 Kilometer weite Ausfahrt problemlos meisterte.

 So sah der MGA Twin Cam aus, als Manfred Jaeger den Wagen abgeholt hat. Auf dem Foto unten ist der Original MGA-Twin-Cam-Motor zu sehen, den Jaeger überarbeitet hat. Fotos: Manfred Jaeger

So sah der MGA Twin Cam aus, als Manfred Jaeger den Wagen abgeholt hat. Auf dem Foto unten ist der Original MGA-Twin-Cam-Motor zu sehen, den Jaeger überarbeitet hat. Fotos: Manfred Jaeger

"Das Elixier" eines Oldtimers ist für Manfred Jaeger nicht das Fahren oder Besitzen, sondern das Schrauben an Motor, Getriebe und Achsen. So tat sich mit der erfolgreichen Reinkarnation des Twin Cam natürlich eine Lücke auf. Neu im Keller deshalb: ein Motor für den MG TC von 1948, dem der Hausherr einen Kompressor angedeihen lässt.

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