Bewaffnet mit alten Blechtöpfen

Elm · Wenn Witmänner und Witfrauen geheiratet haben, wurde vor Jahren am Tag davor „Schalwari“ gekloppt. Nun ist der alte Brauch kaum noch bekannt. Vor Kurzem wurde er aber wieder in Elm zelebriert.

 Laut wurde es vor dem Haus der Eheleute Irene und Vinzenz in Elm. Foto: Carolin Merkel

Laut wurde es vor dem Haus der Eheleute Irene und Vinzenz in Elm. Foto: Carolin Merkel

Foto: Carolin Merkel

Recht still liegt die Kreppstraße in Elm am Tag der Deutschen Einheit da. Ab und an mal ein Auto, ansonsten herrscht am Nachmittag eine himmlische Ruhe. Doch die wird jäh unterbrochen, als sich eine Gruppe von Verwandten, Freunden und Vereinskameraden von Irene Zenner und Vinzenz Altmeyer auf den Weg macht. Bewaffnet sind sie mit alten Blechtöpfen in unterschiedlichen Größen. Manche haben zusätzlich Kochlöffel dabei - Hauptsache, es ist so richtig laut.

Mit auf den Weg gemacht hat sich Hillu Zenner. "Die Braut ist die Tante meines Mannes", erklärt sie, doch von dem, was sie da an Lärm veranstaltet, hat sie bis vor Kurzem noch nie etwas gehört. "Ich komme aus einer anderen Ecke des Saarlandes, "Schalwari-Kloppen habe ich noch nie gehört", bekennt sie. Das ist bei Soraya Anton ganz anders. Die Nichte der Braut kann sich noch gut erinnern, wie sie als Kind von den Großeltern immer mal wieder zum "Schalwari-Kloppen" in Diefflen geschickt wurde. Sie erläutert den alten Brauch aus Nachkriegstagen. "Immer, wenn Witmänner und Witfrauen geheiratet haben, wurde am Tag davor "Schalwari gekloppt. Ich finde es schade, dass der alte Brauch nicht mehr bekannt ist. Als ich von Irene und Vinzenz von der Hochzeit erfuhr, war das die perfekte Gelegenheit, nochmal aktiv zu werden".

Irenes Sohn Christian Zenner hat die Organisation übernommen und viele sind seinem Ruf gefolgt. "Sogar der Wirt aus der Stammkneipe von Vinzenz ist dabei", freut er sich. Ganz besonders laut wird es vorm Haus der Eheleute. Seit sechs Jahren sind sie ein Paar, wurden am Freitagabend in der Pfarrkirche St. Josef in Elm getraut. "Wir sind das erste Paar, das nur kirchlich in Elm getraut wird. Gottes Segen ist uns das Wichtigste", erklärt Irene Zenner, die am Hochzeitstag ihren 60. Geburtstag feiert. Ebenso wie der vier Jahre ältere Ehemann ist sie verwitwet. Einen Heiratsantrag, erzählen sie, den gab es nicht, "irgendwann haben wir beide gespürt, jetzt wird geheiratet", sagt die Braut. Sie ist überglücklich, dass so viele Freunde zum "Schalwari-Kloppen" gekommen sind. Auch wenn Horst Altmeyer vom Gesangverein lautstark ruft: "Is es nit e wahri Schann, dass de Vinz muss e Witfra hann" - auch das gehört zum Brauchtum dazu, und, wie erklärt, war daher auch nicht bei allen, die nach dem Krieg wieder geheiratet haben, beliebt. Bei Familie Zenner/Altmeyer waren alle herzlich willkommen bei Bier, Sekt und Schnaps wurden das Brautpaar und das Brauchtum gefeiert.

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Auf einen BlickSchalwari (auch Schalewari oder Schariwari) bedeutet: Katzenmusik. Schalwari mache, Schalware schlên einer sich wieder verheiratenden Witwe oder einem Witwer im selben Fall mit Lärm und Geschrei ein Ständchen bringen, von frz. "charivari" - dt. Lärm, Durcheinander, Tumult, Katzenmusik (Quelle: Wörterbuch der deutsch-lothringischen Mundarten). cimwoerterbuchnetz.de

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