Hundstage „Nur die Harten kommen in den Garten“

Dillingen · Harte Arbeit war es am Donnerstag für die meisten allein schon, überhaupt vor die Tür zu gehen. Die Leute von den Stadtgärtnereien, wie der in Dillingen, können über so etwas aber nur schmunzeln. Immerhin geht’s früh morgen los mit ihrem Knochenjob.

 Einmal duschen, bitte. Täglich wässert Anita Saviena den Sommerflor in der Stadt Dillingen wie hier auf dem Roten Platz.

Einmal duschen, bitte. Täglich wässert Anita Saviena den Sommerflor in der Stadt Dillingen wie hier auf dem Roten Platz.

Foto: leis/Tina Leistenschneider

Leicht dringt die Hacke in den trockenen Boden ein und lockert die Erde auf, während kleine Staubkörner aufgewirbelt werden. Beate Künert beugt sich nach unten, rupft das Unkraut heraus und schneidet mit einem geübten Griff die verblühten Stellen der Rosen ab, die Arbeit geht ihr locker von der Hand. „Am Mittwoch haben wir damit angefangen, den Rosengarten sauberzumachen“, erzählt sie, heute geht es mit der Arbeit weiter.

Künert ist eine von 35 Mitarbeitern bei der Stadtgärtnerei Dillingen, die sich jeden Tag um die öffentlichen Grünanlagen in der Stadt sowie den Stadtteilen kümmern. Für sie heißt es heute, die Blumenbeete zu pflegen. „Gartenarbeit macht mir unheimlich viel Spaß“, sagt Künert, schon daheim kümmerte sie sich gerne um ihre Blumen. Vor fast 20 Jahren fing sie dann zunächst als Saisonarbeiterin bei der Stadtgärtnerei an, inzwischen ist sie festangestellt. „Anfangs war ich das Blumenmädchen, habe viele Blumen gewässert und bepflanzt“, erzählt sie, mittlerweile seien weitere Arbeiten dazugekommen.

Zur Seite stehen ihr heute zwei Kollegen, beide sind Saisonarbeiter und greifen dem Betrieb von April bis Ende Dezember unter die Arme. Künert sagt: „Ohne Saisonarbeiter ginge es nicht“, insgesamt 18 von ihnen arbeiten bei der Stadtgärtnerei, denn im gesamten Stadtgebiet gibt es viel zu tun.

Mit ihrer Kollegin Karin Bergauer ist sie ein eingespieltes Team, zudem haben beide ein wachsames Auge für Details. Nach getaner Arbeit schreiben sie alles auf, was sie gemacht haben. Während sich ihre Kollegin um die Rosen kümmert, schneidet Bergauer die Hecke des Rosengartens rund um das Albert-Schweitzer-Gymnasium. Sie ist eigentlich gelernte Malerin und arbeitete vor 20 Jahren schon mal als Saisonarbeiterin, ging dann aber wieder zurück auf den Bau. Seit zwei Jahren ist sie wieder als kommunale Gärtnerin im Einsatz. „Gott sei Dank“, sagt sie. „Karin ist mit Leib und Seele dabei“, erzählt Künert.

Ihr Blick fällt auf den Boden, und sie entdeckt zwischen den Rosen eine Plastiktüte. „Das wird immer schlimmer“, findet sie, auch oben beim Waldfriedhof entsorgen immer mehr Menschen achtlos ihren Müll. Ein weiteres Problem: Wenn Hundehalter den Unrat ihrer Tiere nicht wegschaffen. „Wenn wir mähen und mit der Motorsense unterwegs sind, wird die Hinterlassenschaft hochgewirbelt und landet auf uns“, schildert Künert, „das ist unangenehm“. Verständnis hat sie dafür nicht. „Ich besitze selbst einen Hund und mache alles wieder weg. Weil ich weiß, wie es ist.“

Dreckig wird es für die Arbeiter auch auf dem Friedhof in Pachten. Hier wird mit einem Zieh- und Pendelhaken das Unkraut auf den unbefestigten Wegen entfernt, jede Menge Staub wirbelt bei der Trockenheit hoch und legt sich auf die verschwitzte Haut. Mit fünf Arbeitern ist Antje Reisdorfer am Werk, vergangene Woche wurde die Hecke auf dem Friedhof gestutzt, jetzt wird gemäht, Wege gekehrt und Unkraut entfernt. „Es ist immer was Neues und macht Spaß“, sagt Reisdorfer, die seit 17 Jahren als Saisonarbeiterin dabei ist. Bei der Hitze rät sie: „Viel trinken und einen kalten Schal um den Hals legen.“

Um so früh, wie es irgendwie geht, aus der Hitze zu kommen, fangen sie bereits um 6 Uhr an, gegen 8 Uhr wird es langsam deutlich wärmer. Dankbar nehmen die zahlreichen Blumen im Sommerflor das kühle Nass entgegen, mit denen Anita Saviena sie duscht. Ob man da selbst die Lust verspürt, bei Temperaturen um die 40 Grad eine Dusche zu nehmen? „Lieber nicht“, weist Karin Bergauer ab. Die Erfrischung sei nur von kurzer Dauer, denn durch das Wasser werde man noch schneller braun.

Eincremen ist bei dem Wetter ohnehin oberste Pflicht. „Morgens vor der Arbeit und nochmal nach der Pause“, sagt Bergauer. Mühsam schleppt ihre Kollegin Saviena den Schlüssel zur Wasserzapfstelle, der Hydrant selbst wiegt nochmal das Dreifache. „Das hält fit“, weiß die Saisonarbeiterin, „acht Kilo habe ich seit April verloren“, sagt sie.

  Beate Künert schneidet die verblühten Rosen ab, entfernt zwischen den Blumen das Unkraut und lockert dann mit einer Hacke den Boden auf. Foto: T. Leistenschneider

Beate Künert schneidet die verblühten Rosen ab, entfernt zwischen den Blumen das Unkraut und lockert dann mit einer Hacke den Boden auf. Foto: T. Leistenschneider

Foto: leis/Tina Leistenschneider
 Staubige Sache: In Pachten entfernt Karin Bergauer auf dem Friedhof das Unkraut auf den Wegen mit einer Zieh- und Pendelhacke.

Staubige Sache: In Pachten entfernt Karin Bergauer auf dem Friedhof das Unkraut auf den Wegen mit einer Zieh- und Pendelhacke.

Foto: leis/Tina Leistenschneider

Mit der Hand fühlt sie nach, wie nass die Erde ist. Das Problem: „Die Bäume nehmen den Blumen das ganze Wasser weg“, beschreibt sie, daher müssen einige Liter Wasser in den Kübel fließen. Wer denkt, dass Bewässern ein leichter Job ist, irrt sich. „Es ist ein stressiger Knochenjob“, weiß Bergauer. „Davon bekommt man viele Muskeln“, ergänzt Saviena, „aber ich arbeite gerne im Freien“. An die Hitze gewöhne man sich. „Wie sagt man? Nur die Harten kommen in den Garten“, fügt Karin Bergauer lachend hinzu.

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