Abends bringt sie die Arbeiter

Dillingen · So klein der Zug ist, so wichtig ist die Niedtalbahn zwischen Dillingen und Niedaltdorf für viele Menschen in der Region. Und so wird es auch in Zukunft sein. Nur eine Anbindung an Frankreich bleibt weiterhin ungewiss.

 Die Niedtalbahn fährt von Dillingen über Siersburg und Hemmersdorf nach Niedaltdorf und wieder zurück. Foto: Alexander Manderscheid

Die Niedtalbahn fährt von Dillingen über Siersburg und Hemmersdorf nach Niedaltdorf und wieder zurück. Foto: Alexander Manderscheid

Foto: Alexander Manderscheid

Wer mit dem Regionalexpress auf der Hauptstrecke zwischen Saarbrücken und Trier in Dillingen einfährt, hat ihn vielleicht schon einmal bemerkt, den kleinen Zug, der auf Gleis 1 wartet: die Niedtalbahn. Ein wenig an den Rand gedrängt wirkt er an der Seite des Bahnhofsgebäudes. Selten sieht man hinter den Scheiben ein Gesicht, selten jemanden ein- oder aussteigen.

Und doch nutzen ihn viele, wie Iris weiß, die ihren kompletten Namen nicht gerne in der Zeitung lesen möchte. Als erste wartet sie kurz nach Mittag in den Sitzen, dass der Zug der Baureihe 628 mit Dieselmotor sich in Richtung Niedaltdorf in Bewegung setzt. "Vor allem Schüler nutzen ihn", erzählt sie, "alte Leute, die kein Auto mehr haben. Und abends bringt der Zug die Nachtschicht-Arbeiter der Hütte in die Stadt". Iris selbst nutzt die Verbindung jeden Tag, um zur Arbeit nach Siersburg zu fahren.

Siersburg ist eine von nur vier Stationen, an denen der zweigliedrige Zug Halt macht. In Dillingen startet er. Danach überquert er die Saar und fährt in Siersburg ein. Anschließend kommen noch Hemmersdorf mit seinem freundlich wirkenden, mit bunten Geranien behangenen Bahnhofsgebäude und schließlich Niedaltdorf. Hier wartet er fünf Minuten, so dass der Lokführer Zeit hat, gemütlichen Schrittes ins Führerhaus an der anderen Seite zu gelangen - die Strecke ist eingleisig, wenden geht nicht - und fährt dann wieder zurück. Im Jahr 2014 haben ihn rund 200 000 Fahrgäste genutzt, sagt Wolfgang Kerkhoff, Pressesprecher des Wirtschafts- und Verkehrsministerium an der Saar auf Anfrage der SZ.

13 Minuten dauert die Fahrt über die rund zwölf Kilometer lange Strecke, die am Karfreitag traditionell ein Sonderzug nimmt, um die Saarländer zum Karfreitagsmarkt in Bouzonville in Frankreich zu bringen. Denn bis dorthin führt das Gleis, auf dem die Niedtalbahn rollt. Ob auch sie eines Tages wieder regelmäßig die Grenze passieren darf, was hierzulande viele Befürworter hat, steht weiter in den Sternen. "Die Landesregierung prüft aktuell, welche Chancen es gibt, einen grenzüberschreitenden Personenverkehr einzurichten", teilt Wolfgang Kerkhoff mit. Es müsse noch herausgefunden werden, wo in die Infrastruktur investiert werden muss und wie viel das kostet. Dazu liefen derzeit Anfragen. Allerdings müssten auch auf französischer Seite die Voraussetzungen geschaffen werden, wo der Großteil des Weges verläuft, so Kerkhoff. Und eine klare Aussage zu der Verbindung von französischer Seite fehle.

Damit bleibt vorerst Niedaltdorf der Zielbahnhof der Niedtalbahn, ein gemütlicher Ort tief in der Natur, wo der Reisende sich ein wenig dem Alltag entflohen fühlen darf. Etwa zehn Personen sind diesmal mitgefahren, drei bleiben bis zur Endstation in ihren Sitzen. Immer wieder werden Gerüchte laut, dass die Verbindung bald eingestellt werde. "Mir ist schon ganz bange", sagt auch Iris. Aber Sorgen muss sie sich deshalb keine machen, wie Wolfgang Kerkhoff vom Ministerium bestätigt: "Eine Einstellung der Verbindung zwischen Niedaltdorf und Dillingen ist nicht geplant."

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Auf einen Blick Die Niedtalbahn verbindet die Orte Dillingen , Siersburg, Hemmersdorf und Niedaltdorf. Die DB Regio Südwest bedient die zwölf Kilometer lange Strecke zwischen 5 und 22 Uhr mit wenigen Ausnahmen etwa ein Mal pro Stunde. Die Einzelfahrt von Dillingen nach Niedaltdorf kostet im Normaltarif 3,40 Euro pro Person. Der Güterverkehr auf dieser Strecke ist seit 2013 eingestellt. avm

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