Rabatz um Freibad-RabattEinheimischen-Rabatt im Freibad steht zur Debatte

Kreis Saarlouis/Wadgassen. "Im Freibad der Gemeinde Wadgassen gibt es bei Saisonkarten verschiedene Preise für Wadgasser Bürger und Bürger anderer Gemeinden", hat SZ-Leser-Reporter Wolfgang Riedmayer aus Bous festgestellt. So etwas sei ihm "sonst nirgends bekannt"

Kreis Saarlouis/Wadgassen. "Im Freibad der Gemeinde Wadgassen gibt es bei Saisonkarten verschiedene Preise für Wadgasser Bürger und Bürger anderer Gemeinden", hat SZ-Leser-Reporter Wolfgang Riedmayer aus Bous festgestellt. So etwas sei ihm "sonst nirgends bekannt". Er will wissen: "Ist dieses Vorgehen rechtens?"

Kinder aus Bous, die auch in Wadgassen in die Gesamtschule gehen, zahlten mehr als ihre Schulkameraden aus Wadgassen. "Ich halte dies für ein unmögliches Vorgehen", sagt Riedmayer. Bis zur Schließung der Bouser Bäder hätten ja auch viele Wadgasser diese zum einheitlichen Preis benutzt.

Was am Eingang des Wadgasser Parkbads angeschlagen steht, ist tatsächlich so, wie der Bouser Besucher sagt. Schüler und Jugendliche zahlen 20 Euro für die Saisonkarte, wenn sie aus Wadgassen kommen, Auswärtige 30 Euro. Wadgasser Erwachsene kommen ebenfalls zehn Euro günstiger weg als auswärtige Parkbad-Besucher, die 50 Euro berappen müssen (zu den Saisonkarten-Preisen in den neun Freibädern des Landkreises siehe Tabelle).

"Ich verstehe nicht, dass sich jemand darüber ärgert", sagt Wadgassens Bürgermeister Harald Braun. "Wir bieten den Einheimischen günstigere Tarife an, weil wir möchten, dass sie verstärkt ihr Bad nutzen." Abgesehen davon, dass die Preise auch für Auswärtige "attraktiv" seien, hält er dies nur für gerecht. Denn: "Die Einheimischen finanzieren mit ihren Steuern und Abgaben das Bad."

Das Defizit des Parkbads wird aus dem Haushalt der Gemeinde Wadgassen ausgeglichen. "Wir wollen das auf keinen Fall so machen wie in Bous", will sich Braun einen Seitenhieb auf die Nachbargemeinde, die kein Bad mehr hat, nicht verkneifen. Wadgassen werde sein Bad weiter offen halten und, wie jüngst geschehen, sanieren.

Wie Braun den Rabatt für Einheimische gerecht nennt, erachtet er ihn auch für rechtens. "Und wenn das tatsächlich juristisch angezweifelt würde, dann würden wir eben den Einheimischen bei gleichem Saisonkarten-Preis wie für Auswärtige einen Zehn-Euro-Verzehrbon für den Biergarten im Bad schenken." Bei all diesen Ausführungen möchte der Bürgermeister denn aber auch mal klarstellen, "von welchen Größenordnungen wir hier reden". Bisher - und es werden wohl kaum noch nennenswert viele dazu kommen - wurden für 2010 insgesamt 488 Saisonkarten verkauft. 414 (305 Jugend, 109 Erwachsene) an Einheimische, 74 (59/15) an Gäste von außerhalb.

Selbst wenn jeder Saisonkarten-Inhaber schon zehn Mal gekommen sei, fällt das aus Brauns Sicht kaum ins Gewicht: 64 927 gezählte Besucher waren es am 21. Juli, Mittwochabend dieser Woche. Und bei der massenhaft überwiegenden Zahl der Einzeleintritt-Zahler legen Einheimische wie Auswärtige völlig gleichberechtigt - Braun: "Ich denke durchaus günstige" - drei Euro für Erwachsene und ermäßigt zwei Euro für Schüler und Jugendliche (ab sechs Jahren) auf den Kassentisch des Parkbad-Hauses. Um die Kosten des Bades zu decken, müssten die Preise laut Braun "mindestens doppelt so hoch" sein.Kreis Saarlouis. Ist das Glas halb voll oder halb leer? So ungefähr stellt sich die Diskussion über unterschiedliche Preise bei Saisonkarten fürs Parkbad Wadgassen dar. Zahlen jetzt eigentlich Auswärtige zehn Euro mehr, oder zahlen Einheimische zehn Euro weniger? Ist es unfair, unfreundlich oder gar feindlich gegenüber Gästen der Gemeinde , von ihnen einen höheren Preis zu verlangen? Oder tut hier mal eine Gemeinde was richtig Nettes für ihre Steuer- und Gebührenzahler? Darüber lässt sich trefflich streiten.

Ihre Meinung ist gefragt. Wir stellen den Einheimischen-Rabatt zur Abstimmung. Sie können sich am Telefon (der Anruf kostet den üblichen Telekom-Tarif) oder im Internet an der Umfrage beteiligen. Die Leitungen sind von Samstag, sechs Uhr, bis Sonntag, 24 Uhr, freigeschaltet. Über das Ergebnis werden wir in unserer Ausgabe vom Dienstag berichten.

Wenn Sie der Meinung sind: "Ja, der Einheimischen-Rabatt ist eine gute Idee. Das Wadgasser Beispiel sollte Schule machen." Dann wählen Sie (06 81) 502-60 10. Wenn Sie der Meinung sind: "Nein, der Einheimischen-Rabatt ist eine schlechte Idee. Gleiche Preise für jeden sind gerechter." Dann wählen Sie (06 81) 502-60 20.

Im Internet können Sie unter www.saarbruecker-zeitung.de/umfragen abstimmen. pum

PRO

Gerechter Lohn

für Zahlmeister Ungerecht und unverständlich

Von SZ-Redakteur

Mathias WintersVon SZ-Redakteurin

Dörte Grabbert

Ob das wohl richtig ist, auswärtigen Gästen für eine Saisonkarte des Parkbads zehn Euro mehr abzuköpfen? Falsch gedacht. Nicht Auswärtige zahlen mehr, sondern Wadgasser zahlen weniger. Als würde es darum gehen, mit 740 Euro (74 Saisonkarten zum Auswärtigen-Preis) Mehreinnahmen den Gemeindehaushalt zu sanieren. Und wo bitte läge der Gewinn für auswärtige Gäste, wenn Einheimische mehr zahlen müssten?

Es gibt keinen Bäder-Lastenausgleich im Kreis. Deshalb zahlen in erster Linie die Wadgasser das Parkbad, das sich von so günstigen Eintrittspreisen nie und nimmer finanzieren lässt. Der Einheimischen-Rabatt ist eine tolle Idee, berechtigtes Bonbon für die Wadgasser - und zur Nachahmung empfohlen. Es wirft kein gutes Licht auf die Gemeinde Wadgassen, wenn sie von Auswärtigen höhere Preise für die Saisonkarte verlangt. Dass sich Besucher davon abgeschreckt fühlen, ist verständlich. Warum soll ein Bouser mehr Eintritt zahlen als ein Wadgasser? Das ist ungerecht und nicht gerade gastfreundlich, zumal viele auf das Bad angewiesen sind, etwa weil ihre Kinder sich dort mit Wadgasser Spielgefährten treffen.

Will die Gemeinde Gäste aus den Nachbargemeinden verschrecken, auf die sie doch angewiesen ist, um das Bad zu erhalten? Und wenn die Kosten des Bads sowieso nicht gedeckt werden können, ist der Rabatt erst recht nicht zu verstehen. Da die Saisonkarte für das Parkbad im Vergleich günstig ist, sind 30/50 Euro auch Wadgassern zuzumuten.

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