Bürgermeisterwahlen 2019 in Bous Nahversorgung, ein schwieriges Thema

Bous · Die Bürgermeisterkandidatinnen für Bous und der aktuelle Amtsinhaber stellten sich der Podiumsdiskussion.

 Auf dem Podium (von links): Barbara Mohr, Jutta Fellinger, Moderator Patrick Wiemer, und Stefan Louis

Auf dem Podium (von links): Barbara Mohr, Jutta Fellinger, Moderator Patrick Wiemer, und Stefan Louis

Foto: Johannes A. Bodwing/Johannes A. BOdwing

Rechts im Podium saßen mit Stefan Louis 14 Jahre Amtszeit als Bürgermeister, links von ihm SR-Moderator Patrick Wiermer. Dann folgten Jutta Fellinger sowie Barbara Mohr. In dieser Konstellation präsentierten sich am Donnerstagabend die drei Kandidaten für den Bürgermeisterstuhl der Gemeinde Bous. Zum Termin hatte die Gemeinde in den Petri-Hof eingeladen. Gekommen waren um die 170 Zuhörer. Die Themenpalette reichte mehr als 90 Minuten lang vom Verkehr in der Saarbrücker Straße bis zur innerörtlichen Nahversorgung und dem Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger.

Nur zwei Bürger nutzten die Gelegenheit zu Fragen. Einer kritisierte die Kanalsituation auf dem Weinberg, Anwohnergebühren in der Kirchstraße und das Problem mit der dortigen Platane. Stefan Louis stellte die konkreten Abläufe dar, und dass persönliche Gespräche mit dem Kritiker erfolgt waren. Für den Weinberg stehe eine Kanalsanierung für rund 500 000 Euro bevor. Das Thema Umwelt komme zu kurz, beklagte gegen Schluss Ansgar Hubertus die Situation in der Saarbrücker Straße. „Dafür kann ich heute Abend keine Lösung vorschlagen“, gestand Mohr. Auch, weil es sich um eine Bundesstraße handele. Der Schwerlastverkehr leite sich vor allem davon ab, meinte Fellinger. Louis verwies auf ein Verkehrsgutachten, mit dem „bisher keine guten Erfahrungen“ gemacht wurden. Vor allem auch, weil die Gemeinde es nicht schaffe, „der Deutschen liebstes Kind“, das Auto, in den Griff zu bekommen.

In der insgesamt gemäßigt verlaufenden Diskussionsrunde war mehrfach das Unbehagen von Bürgermeister Louis sichtbar, angesichts diffuser Wunschvorstellungen der Gegenkandidatinnen. Richtig ärgerlich wurde er bei einer Attacke von Jutta Fellinger. Die sprach gegen Ende der Runde das Bouser Bad an. Dazu sei einmal „ein Bürgermeister angetreten, der es wieder öffnen wollte“. Inzwischen sei das Bad abgerissen. Welcher Bürgermeister das war, hakte Louis nach. Ein bisschen Rumdrucksen auf Seiten Fellingers, dann die Antwort: „Sie sind angetreten.“ „Ich wusste, dass so was kommt“, reagierte Louis. Aber acht Tage nach seinem Amtsantritt 2005 habe der Gemeinderat beschlossen, dass die Gemeinde Bous das Bad nicht mehr betreibe, „mit dem Mitglied Jutta Fellinger“. Das könne in den Verwaltungsunterlagen nachgelesen werden. „Was Sie hier erzählen, ist nicht wahr, absolut nicht.“

Mohr möchte Bous aus dem Dornröschenschlaf erwecken. „Was muss da passieren?“, fragte Moderator Wiermer. „Die Menschen in Verantwortung nehmen, um die Projekte umzusetzen.“ Sei es bei Treffpunkten für Jugendliche oder der Barrierefreiheit auf Straßen und Plätzen. „Keine Innovationen und keine Ideen“, kritisierte Fellinger die Bouser Situation in Stoßrichtung Bürgermeister Louis. „Ich glaube, dass ich ein Konzept habe, in Bous die Nahversorgung wieder sicherzustellen.“ Auch gegen die vielen Einbrüche müsse etwas getan werden. Fellinger beklagte zudem, dass beschlossene Innovationen im Gemeinderat von den Parteien angestoßen wurden, nicht vom Bürgermeister. „Ob Ihnen vielleicht die Impulse ausgehen?“, wandte sich Wiermer an Louis. „Wir waren vor 14 Jahren eine der verschuldedsten Gemeinden, heute sind wir eine der sieben gesunden Gemeinden“, stellte Louis dar.

Später nannte er Zahlen zu Ratsbeschlüssen von 2018. Von 123 Anträgen stammten 84 von seiner Verwaltung. Der Vorwurf, der Bürgermeister mache nichts, sagte Louis, „ist absurd.“ In vielen Bereichen lagen die drei Kandidaten nahezu gleichauf. Das Sicherheitsgefühl der Einwohner sei zu stärken, notfalls mit Hilfe eines privaten Sicherheitsdienstes. Die Belastung in der Saarbrücker Straße sahen alle drei als Herausforderung. Ebenso gab es viel gutes Wollen zur Belebung des Bouser Zentrums. Fellinger dachte da an Ankerzentren, unter anderen betrieben von Ehrenamtlichen. Mohr möchte erfolgreiche Geschäfts-Beispiele anderer Kommunen übernehmen. Wichtig sei, „die Bedürfnisse der Menschen müssen dabei erfüllt werden“.

Mit kompetenten Menschen zusammen, sagte Louis, sei es möglich „einen Kern an Nahversorgung erhalten zu können“. Für die Rahmenbedingungen ist ein Programm zur Fassadengestaltung beschlossen und ein städtisches Entwicklungskonzept in Arbeit. Aber der breit aufgestellte Handel mit kleinen Geschäften werde „nicht mehr zurückkommen“.

SPD-Mitglied Jutta Fellinger, 60, ist seit 20 Jahren im Gemeinderat Bous. Die parteiunabhängige Kandidatin Barbara Mohr, 56, ist in der Servicestelle Ehrenamt des Landkreises Saarlouis tätig. Stefan Louis, 54, war 2005 als parteiloser Bewerber angetreten. Nun bekam er die Empfehlung der CDU, die deshalb keinen eigenen Kandidaten aufstellt.

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