Mit Gebärdensprache Ketten sprengen

Bous · Die KEB in Bous bietet Kurse in Gebärdensprache an. Bei einer Feier gaben Organisatoren und ehemalige Teilnehmer einen Blick auf die Entwicklung.

 Dozent Klaus Pieck (stehend) hat mit einigen aktuellen und früheren Kursteilnehmern gemeinsam Gebärden geübt. Foto: Barbara Scherer

Dozent Klaus Pieck (stehend) hat mit einigen aktuellen und früheren Kursteilnehmern gemeinsam Gebärden geübt. Foto: Barbara Scherer

Foto: Barbara Scherer

"Blind sein trennt von den Dingen, gehörlos sein trennt von den Menschen", beschreibt Gertrud Ahr das Problem, dem gehörlose und schwerhörige Menschen regelmäßig gegenüberstehen. Denn sie können das gesprochene Wort nicht oder nur sehr schlecht verstehen. Abhilfe schaffen Kurse in Gebärdensprache. Diese bietet die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) in Bous bereits seit nunmehr zehn Jahren an. Dass sich der Kurs großer Beliebtheit erfreut, zeigen die vielen aktuellen und ehemaligen Teilnehmer, die zusammen mit dem Gebärdenteam der KEB am Samstag im Bouser Pfarrheim gefeiert haben.

Neben Ahr gehören Ulrike Guldner und Paul Endres zum Gebärdenteam der KEB. Auslöser, Kurse anzubieten, war Endres' Tochter. "Sie wollte die Gebärdensprache lernen", erzählt er, "suchte einen Kurs und fand ihn - in Trier." Dort ist sie dann gemeinsam mit weiteren Saarländern regelmäßig hingefahren. Endres stellte sich dann die Frage: "Warum kommen so viele Saarländer nach Trier?" Der Bedarf, Gebärdensprache zu erlernen, war offensichtlich auch im Saarland vorhanden. Und so hat er bei der KEB ein Kurssystem aufgebaut. Von Anfang an ist Klaus Pieck der Dozent, der in Bous die lautsprachbegleitende Gebärden unterrichtet. "In drei Tagen Kurs machen wir ungefähr 800 Gebärden", erklärt er. Dies funktioniert, weil die lautsprachbegleitende Gebärde im Gegensatz zur Deutschen Gebärdensprache an die deutsche Grammatik angelehnt ist. Von Ort zu Ort unterscheiden sich die einzelnen Gebärden, weshalb es auch seit zehn Jahren Ziel von Pieck und der KEB ist, für den hiesigen Raum eine einheitliche Sprache zu schaffen. "Ich kann zu vielen Begriffen Eselsbrücken bauen", sagt er. So ist es möglich, bereits nach wenigen Kurstagen Gedichte in Gebärden darzustellen - oder auch das "Vater Unser".

Dieses spielte eine ganz besondere Rolle für Sonja Gräwer aus Hostenbach, die schon öfter an den Kursen teilgenommen hat. "Mein Sohn ist hörend, kann aber nicht sprechen", erzählt sie, "er ist dieses Jahr zur Kommunion gegangen, und da konnte er viele Sachen nicht machen."

Mit dem "Vater Unser" in Gebärdensprache wollte sie ihrem Sohn auch einen besonderen Moment bieten - mit Erfolg: "Die anderen Kinder haben das als super empfunden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort