Matinee Forsthaus Gibt es den Geheimgang zur Abtei doch?

Bous · Eine Matinee rückte ein stattliches Barockgebäude in Bous in den Blickpunkt. Einst Forsthaus der Abtei Wadgassen, ist es heute Sitz der Firma Sigmatech.

 Vorderansicht des Forsthauses an der Saarbrücker Straße in Bous

Vorderansicht des Forsthauses an der Saarbrücker Straße in Bous

Foto: Bodwing

Scheinbar auf der falschen Saarseite steht das barocke Forsthaus in Bous. Den stattlichen Bau hatte der Abt der Wadgasser Abtei, Michael Stein, Mitte des 18. Jahrhunderts von Johann Heinrich Eckhardt errichten lassen. Da waren die nächsten Brücken über die Saar in Saarlouis und Wehrden. Am Sonntag erinnerte eine Matinee im Forsthaus an dessen wechselvolle Geschichte. Dazu hatte der Hausherr, Sigmatech Informatik, sowie der Verein für kulturelle und geschichtliche Arbeit im Bisttal eingeladen. Von 11 Uhr an erfuhren um die 100 Zuhörer, darunter die Bürgermeister Stefan Louis und Sebastian Greiber, zwei Stunden lang Details einer bedeutsamen Epoche. Unter anderen berichtete Hartmuth Kastner über das Schicksal der Klosterresidenz und Siegfried Bach über Fähren und Industrialisierung in Bous. Der Gitarrist Nassir Jeremie Yassin begleitete die Veranstaltung mit klassischen Werken. Als „ersten globalen Player in unserer Region“ bezeichnete Pastor Peter Leick die Abtei der Prämonstratenser in seinen Grußworten. Die Liegenschaften waren verteilt von Oberlothringen über Süddeutschland bis in den Harz.

„Wenn der Wadgasser Abt nach Saarbrücken gefahren ist, dann ist er sechsspännig gefahren“, sagte zur Bedeutung Patrik H. Feltes, Vorsitzender des Vereins. Doch im 18. Jahrhundert wurde die Abtei ein Spielball zwischen Frankreich und Fürstentum Nassau-Saarbrücken. Abt Stein ließ nun im größeren Umfeld Kirchen und Gebäude errichten. Mit massiven Bauwerken wollte er bei Gebietsveränderungen die Ansprüche der Abtei festigen. 1769 entstand das Forsthaus im typischen Barockstil. Auf dieses Jahr verweist ein Eintrag im Bouser Kirchenbuch. Die Liste der Baudenkmäler gibt als Entstehungsjahr 1756 an. An die 30 Meter lang und etwa 15 Meter breit liegt das Gebäude zwischen Saarbrücker Straße und Bahngleisen zirka 150 Meter von der Saar entfernt. Die Abtei war etwa 500 Meter im Westen. Zwei Stockwerke ist das Forsthaus hoch, mit einem schiefergedeckten Walmdach. Sechs Fensterachsen unterteilen die heute zart rosafarbene Fassaden optisch.  Eher schlicht wirkt die Straßenseite, dagegen lässt die Rückseite mit zwei seitlichen Balkonen prunkvolle Gartenfeste erahnen.

Zur Entstehungszeit des Forsthauses hatte Bous gerade einmal 400 Einwohner, überwiegend Bauern in kleinen Häusern und Hütten. Nun stand dort ein üppig dimensioniertes Gebäude für den Oberförster der Abtei. Es umfasste auch geräumige Speicherräume, vermutlich für Abgaben der Bevölkerung. 1766 wurde die Abtei Frankreich zugeschlagen, auf der anderen Saarseite lag das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. 1789 folgte die Französische Revolution. 1792 floh der letzte Abt, Jean Baptiste Bordier, vor Revolutionären ins Forsthaus nach Bous. Am 5. September 1792 beklagte er dort im sogenannten „Capitelact“, dass der Distrikt Saarlouis „jedes Mittel gebrauchen wollte“, um an Rechte und Besitz der Abtei heranzukommen. Wenig später flüchtete Bordier quer durch Deutschland nach Prag.

Die erstmals im Jahre 902 erwähnte Abtei Wadgassen wurde geplündert und zerstört. 1803 ersteigerte der im Forsthaus wohnende Förster Wilhelm de Marney Gebäude und Gärten. Um 1850 erwarb die Familie Arweiler das Anwesen und betrieb zeitweise eine Gastwirtschaft und die Fähre. 1930/31 ließ sie das Gebäude im neobarocken Stil umgestalten. 1964 erbte die Gemeinde Bous das Anwesen von Wilhelm Arweiler. Das vorgesehene Altenheim war jedoch nicht realisierbar. Mannesmann erwarb das Haus 1972 als Kasino.

Seit 1999 ist es der Sitz der Softwarefirma Sigmatech. Seither wurde kaum etwas verändert, sagte Geschäftsführer Stefan Bies. Was an den Raumeinteilungen noch original sei, lasse sich jedoch nur schwer feststellen. Aber „es sind jetzt Zeichnungen aufgetaucht“. Und womöglich gebe es den geheimen Gang der Äbte unter der Saar tatsächlich. „Im Keller ist eine zugemauerte Stelle, die der Eingang sein könnte.“

 Mit den neuen Büchern des Vereins (von links): Patrik H. Feltes und Sigmatech-Geschäftsführer Stefan Bies

Mit den neuen Büchern des Vereins (von links): Patrik H. Feltes und Sigmatech-Geschäftsführer Stefan Bies

Foto: Bodwing
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